Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Stadt-Wirthschaft 3 Abschnitt,
nicht geringer Vortheil zu gewinnen sey, wenn
man nur die Kunst verstehet, feinen Zwirn durch
alle Grade zu machen. Wer diesen Vortheil er-
langen will, der bereite den Flachs oder auch die
Brennnesseln nach den zuvor angegebenen Regeln.
Er erspare kein Geld Leute zu bekommen, die eben
fein regelmäßig spinnen können. Von der Blei-
che wollen wir in dem folgenden handeln. Der
Erfolg wird ihm seine Mühe reichlich bezahlen.

§. 560.
Von der Zu-
bereitung
des Gatns
zum Weber-
kuhl.

Jnsgemein wird das Garn, ehe es in die Hände
des Webers kommt, wiederum in einer Lauge ge-
kocht, und geklopft, um es von dem unreinen und
steifen Wesen zu befreyen, das es durch das Spin-
nen bekommen hat. (§. 559.) Man wirft auch wohl
in diese Lauge einige Stükke Seife, um das Garn etwas
klebrig zu machen, daß die Fäden durch den Weberstuhl
genauer können verbunden werden; ich will diese Ar-
beit nicht verwerfen. Sie scheinet zum Theil nöthig
zu seyn. Wenn man aber den Flachs oder die Brenn-
nesseln nach oben vestgesezten Regeln zum Spinnen
bereitet hat, so glaube ich nicht, daß diese Arbeit zu
loben sey. Jch würde meine Zuflucht zu der geisti-
gen Gährung nehmen. Wie denn? Man lege das
Garn in einen cylinder-förmigen Buttich, Diese
Schichte unterscheide man durch kleine dazwischen ge-
steckte Hölzer. Diese haben eine gedoppelte Absicht.
Einmahl einen leeren Raum zwischen diese Geschich-
te zu bestimmen. Fürs andere, zu verhindern, daß
das Garn nicht alsdenn, wenn die Gährung erfol-
get, zu weit in die Höhe gehet. Diesen Buttich
fülle man mit lauwarmen Covent, und diesen setze
man vermittelst der Hefen in die Gährung. Viel-
leicht wird man es erfahren, daß dieß die verlangten

Folgen

Der Stadt-Wirthſchaft 3 Abſchnitt,
nicht geringer Vortheil zu gewinnen ſey, wenn
man nur die Kunſt verſtehet, feinen Zwirn durch
alle Grade zu machen. Wer dieſen Vortheil er-
langen will, der bereite den Flachs oder auch die
Brennneſſeln nach den zuvor angegebenen Regeln.
Er erſpare kein Geld Leute zu bekommen, die eben
fein regelmaͤßig ſpinnen koͤnnen. Von der Blei-
che wollen wir in dem folgenden handeln. Der
Erfolg wird ihm ſeine Muͤhe reichlich bezahlen.

§. 560.
Von der Zu-
bereitung
des Gatns
zum Weber-
kuhl.

Jnsgemein wird das Garn, ehe es in die Haͤnde
des Webers kommt, wiederum in einer Lauge ge-
kocht, und geklopft, um es von dem unreinen und
ſteifen Weſen zu befreyen, das es durch das Spin-
nen bekommen hat. (§. 559.) Man wirft auch wohl
in dieſe Lauge einige Stuͤkke Seife, um das Garn etwas
klebrig zu machen, daß die Faͤden durch den Weberſtuhl
genauer koͤnnen verbunden werden; ich will dieſe Ar-
beit nicht verwerfen. Sie ſcheinet zum Theil noͤthig
zu ſeyn. Wenn man aber den Flachs oder die Brenn-
neſſeln nach oben veſtgeſezten Regeln zum Spinnen
bereitet hat, ſo glaube ich nicht, daß dieſe Arbeit zu
loben ſey. Jch wuͤrde meine Zuflucht zu der geiſti-
gen Gaͤhrung nehmen. Wie denn? Man lege das
Garn in einen cylinder-foͤrmigen Buttich, Dieſe
Schichte unterſcheide man durch kleine dazwiſchen ge-
ſteckte Hoͤlzer. Dieſe haben eine gedoppelte Abſicht.
Einmahl einen leeren Raum zwiſchen dieſe Geſchich-
te zu beſtimmen. Fuͤrs andere, zu verhindern, daß
das Garn nicht alsdenn, wenn die Gaͤhrung erfol-
get, zu weit in die Hoͤhe gehet. Dieſen Buttich
fuͤlle man mit lauwarmen Covent, und dieſen ſetze
man vermittelſt der Hefen in die Gaͤhrung. Viel-
leicht wird man es erfahren, daß dieß die verlangten

Folgen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p> <hi rendition="#et"><pb facs="#f0378" n="358"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Stadt-Wirth&#x017F;chaft 3 Ab&#x017F;chnitt,</hi></fw><lb/>
nicht geringer Vortheil zu gewinnen &#x017F;ey, wenn<lb/>
man nur die Kun&#x017F;t ver&#x017F;tehet, feinen Zwirn durch<lb/>
alle Grade zu machen. Wer die&#x017F;en Vortheil er-<lb/>
langen will, der bereite den Flachs oder auch die<lb/>
Brennne&#x017F;&#x017F;eln nach den zuvor angegebenen Regeln.<lb/>
Er er&#x017F;pare kein Geld Leute zu bekommen, die eben<lb/>
fein regelma&#x0364;ßig &#x017F;pinnen ko&#x0364;nnen. Von der Blei-<lb/>
che wollen wir in dem folgenden handeln. Der<lb/>
Erfolg wird ihm &#x017F;eine Mu&#x0364;he reichlich bezahlen.</hi> </p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 560.</head><lb/>
              <note place="left">Von der Zu-<lb/>
bereitung<lb/>
des Gatns<lb/>
zum Weber-<lb/>
kuhl.</note>
              <p>Jnsgemein wird das Garn, ehe es in die Ha&#x0364;nde<lb/>
des Webers kommt, wiederum in einer Lauge ge-<lb/>
kocht, und geklopft, um es von dem unreinen und<lb/>
&#x017F;teifen We&#x017F;en zu befreyen, das es durch das Spin-<lb/>
nen bekommen hat. (§. 559.) Man wirft auch wohl<lb/>
in die&#x017F;e Lauge einige Stu&#x0364;kke Seife, um das Garn etwas<lb/>
klebrig zu machen, daß die Fa&#x0364;den durch den Weber&#x017F;tuhl<lb/>
genauer ko&#x0364;nnen verbunden werden; ich will die&#x017F;e Ar-<lb/>
beit nicht verwerfen. Sie &#x017F;cheinet zum Theil no&#x0364;thig<lb/>
zu &#x017F;eyn. Wenn man aber den Flachs oder die Brenn-<lb/>
ne&#x017F;&#x017F;eln nach oben ve&#x017F;tge&#x017F;ezten Regeln zum Spinnen<lb/>
bereitet hat, &#x017F;o glaube ich nicht, daß die&#x017F;e Arbeit zu<lb/>
loben &#x017F;ey. Jch wu&#x0364;rde meine Zuflucht zu der gei&#x017F;ti-<lb/>
gen Ga&#x0364;hrung nehmen. Wie denn? Man lege das<lb/>
Garn in einen cylinder-fo&#x0364;rmigen Buttich, Die&#x017F;e<lb/>
Schichte unter&#x017F;cheide man durch kleine dazwi&#x017F;chen ge-<lb/>
&#x017F;teckte Ho&#x0364;lzer. Die&#x017F;e haben eine gedoppelte Ab&#x017F;icht.<lb/><hi rendition="#fr">Einmahl</hi> einen leeren Raum zwi&#x017F;chen die&#x017F;e Ge&#x017F;chich-<lb/>
te zu be&#x017F;timmen. <hi rendition="#fr">Fu&#x0364;rs andere,</hi> zu verhindern, daß<lb/>
das Garn nicht alsdenn, wenn die Ga&#x0364;hrung erfol-<lb/>
get, zu weit in die Ho&#x0364;he gehet. Die&#x017F;en Buttich<lb/>
fu&#x0364;lle man mit lauwarmen <hi rendition="#fr">Covent,</hi> und die&#x017F;en &#x017F;etze<lb/>
man vermittel&#x017F;t der Hefen in die Ga&#x0364;hrung. Viel-<lb/>
leicht wird man es erfahren, daß dieß die verlangten<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Folgen</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[358/0378] Der Stadt-Wirthſchaft 3 Abſchnitt, nicht geringer Vortheil zu gewinnen ſey, wenn man nur die Kunſt verſtehet, feinen Zwirn durch alle Grade zu machen. Wer dieſen Vortheil er- langen will, der bereite den Flachs oder auch die Brennneſſeln nach den zuvor angegebenen Regeln. Er erſpare kein Geld Leute zu bekommen, die eben fein regelmaͤßig ſpinnen koͤnnen. Von der Blei- che wollen wir in dem folgenden handeln. Der Erfolg wird ihm ſeine Muͤhe reichlich bezahlen. §. 560. Jnsgemein wird das Garn, ehe es in die Haͤnde des Webers kommt, wiederum in einer Lauge ge- kocht, und geklopft, um es von dem unreinen und ſteifen Weſen zu befreyen, das es durch das Spin- nen bekommen hat. (§. 559.) Man wirft auch wohl in dieſe Lauge einige Stuͤkke Seife, um das Garn etwas klebrig zu machen, daß die Faͤden durch den Weberſtuhl genauer koͤnnen verbunden werden; ich will dieſe Ar- beit nicht verwerfen. Sie ſcheinet zum Theil noͤthig zu ſeyn. Wenn man aber den Flachs oder die Brenn- neſſeln nach oben veſtgeſezten Regeln zum Spinnen bereitet hat, ſo glaube ich nicht, daß dieſe Arbeit zu loben ſey. Jch wuͤrde meine Zuflucht zu der geiſti- gen Gaͤhrung nehmen. Wie denn? Man lege das Garn in einen cylinder-foͤrmigen Buttich, Dieſe Schichte unterſcheide man durch kleine dazwiſchen ge- ſteckte Hoͤlzer. Dieſe haben eine gedoppelte Abſicht. Einmahl einen leeren Raum zwiſchen dieſe Geſchich- te zu beſtimmen. Fuͤrs andere, zu verhindern, daß das Garn nicht alsdenn, wenn die Gaͤhrung erfol- get, zu weit in die Hoͤhe gehet. Dieſen Buttich fuͤlle man mit lauwarmen Covent, und dieſen ſetze man vermittelſt der Hefen in die Gaͤhrung. Viel- leicht wird man es erfahren, daß dieß die verlangten Folgen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/378
Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/378>, abgerufen am 05.12.2024.