Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Policey-Wissenschaft 2 Abschnitt,
diesen Satz als einen allgemeinen Satz geläugnet.
Jch will meine Gedanken beweisen. Die Mittel,
wodurch das Geld aus dem Lande gehet, sind nicht
von einerley Art. Einige sind unfruchtbar. Sie
geben den Jnnwohnern keine Gelegenheit etwas zu
erwerben, und in diesem Falle ist die Wegschaffung
der Gelder der Policey zuwider (§. 1.). Z. B.
Wenn die Jnnwohner ihre Capitalien in fremde Län-
der verborgen, und so ferner. Andere sind frucht-
bar. Sie geben den Jnnwohnern und dem Staate
Gelegenheit etwas zu erwerben. Und in diesem Falle
kann die Wegbringung des Geldes aus dem Lande der
Policey nüzlich werden. Denn das ist die Quelle, wo-
durch der Staat reich wird, wenn sich viele Jnnwoh-
ner in demselben reichlich nähren können (Siehe den
Vorb.).

§. 55.
Jn dem zeit-
lichen Ver-
mögen.

Suchen endlich Fremde ihren Vortheil in dem zeit-
lichen Vermögen, und diese sollen angelokket werden,
in ein Land zu ziehen, so wollen sie entweder mit ihrem
Vermögen etwas verdienen, oder sie wollen nur das
Jhrige mit größerer Sicherheit nutzen und unterbrin-
gen. Zu beyden Absichten suchet die Policey Mittel.
Sie giebt einem jeden zum Verdienen Gelegenheit, und
sie bemühet sich, einem jeden in dem Seinigen völlige
Sicherheit zu verschaffen. Die Mittel, beydes zu würken,
sollen an seinem Orte vestgesetzet werden.

§. 56.
Eine allge-
meine Klug-
heits-Regel
zur Policey.

Aus diesem, was wir bis hieher von der Bevölke-
rung des Staats abgehandelt haben, folget, daß sich
das Policey-Collegium genau um den Zustand der
Nachbarn bekümmern müsse, um deren Schwäche und
Stärke zu erfahren. Jhre Schwäche kann diesem

Staate

Der Policey-Wiſſenſchaft 2 Abſchnitt,
dieſen Satz als einen allgemeinen Satz gelaͤugnet.
Jch will meine Gedanken beweiſen. Die Mittel,
wodurch das Geld aus dem Lande gehet, ſind nicht
von einerley Art. Einige ſind unfruchtbar. Sie
geben den Jnnwohnern keine Gelegenheit etwas zu
erwerben, und in dieſem Falle iſt die Wegſchaffung
der Gelder der Policey zuwider (§. 1.). Z. B.
Wenn die Jnnwohner ihre Capitalien in fremde Laͤn-
der verborgen, und ſo ferner. Andere ſind frucht-
bar. Sie geben den Jnnwohnern und dem Staate
Gelegenheit etwas zu erwerben. Und in dieſem Falle
kann die Wegbringung des Geldes aus dem Lande der
Policey nuͤzlich werden. Denn das iſt die Quelle, wo-
durch der Staat reich wird, wenn ſich viele Jnnwoh-
ner in demſelben reichlich naͤhren koͤnnen (Siehe den
Vorb.).

§. 55.
Jn dem zeit-
lichen Ver-
moͤgen.

Suchen endlich Fremde ihren Vortheil in dem zeit-
lichen Vermoͤgen, und dieſe ſollen angelokket werden,
in ein Land zu ziehen, ſo wollen ſie entweder mit ihrem
Vermoͤgen etwas verdienen, oder ſie wollen nur das
Jhrige mit groͤßerer Sicherheit nutzen und unterbrin-
gen. Zu beyden Abſichten ſuchet die Policey Mittel.
Sie giebt einem jeden zum Verdienen Gelegenheit, und
ſie bemuͤhet ſich, einem jeden in dem Seinigen voͤllige
Sicherheit zu verſchaffen. Die Mittel, beydes zu wuͤrken,
ſollen an ſeinem Orte veſtgeſetzet werden.

§. 56.
Eine allge-
meine Klug-
heits-Regel
zur Policey.

Aus dieſem, was wir bis hieher von der Bevoͤlke-
rung des Staats abgehandelt haben, folget, daß ſich
das Policey-Collegium genau um den Zuſtand der
Nachbarn bekuͤmmern muͤſſe, um deren Schwaͤche und
Staͤrke zu erfahren. Jhre Schwaͤche kann dieſem

Staate
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0444" n="424"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Policey-Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft 2 Ab&#x017F;chnitt,</hi></fw><lb/>
die&#x017F;en Satz als einen allgemeinen Satz gela&#x0364;ugnet.<lb/>
Jch will meine Gedanken bewei&#x017F;en. Die Mittel,<lb/>
wodurch das Geld aus dem Lande gehet, &#x017F;ind nicht<lb/>
von einerley Art. <hi rendition="#fr">Einige</hi> &#x017F;ind unfruchtbar. Sie<lb/>
geben den Jnnwohnern keine Gelegenheit etwas zu<lb/>
erwerben, und in die&#x017F;em Falle i&#x017F;t die Weg&#x017F;chaffung<lb/>
der Gelder der Policey zuwider (§. 1.). Z. B.<lb/>
Wenn die Jnnwohner ihre Capitalien in fremde La&#x0364;n-<lb/>
der verborgen, und &#x017F;o ferner. <hi rendition="#fr">Andere</hi> &#x017F;ind frucht-<lb/>
bar. Sie geben den Jnnwohnern und dem Staate<lb/>
Gelegenheit etwas zu erwerben. Und in die&#x017F;em Falle<lb/>
kann die Wegbringung des Geldes aus dem Lande der<lb/>
Policey nu&#x0364;zlich werden. Denn das i&#x017F;t die Quelle, wo-<lb/>
durch der Staat reich wird, wenn &#x017F;ich viele Jnnwoh-<lb/>
ner in dem&#x017F;elben reichlich na&#x0364;hren ko&#x0364;nnen (Siehe den<lb/>
Vorb.).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 55.</head><lb/>
              <note place="left">Jn dem zeit-<lb/>
lichen Ver-<lb/>
mo&#x0364;gen.</note>
              <p>Suchen endlich Fremde ihren Vortheil in dem zeit-<lb/>
lichen Vermo&#x0364;gen, und die&#x017F;e &#x017F;ollen angelokket werden,<lb/>
in ein Land zu ziehen, &#x017F;o wollen &#x017F;ie entweder mit ihrem<lb/>
Vermo&#x0364;gen etwas verdienen, oder &#x017F;ie wollen nur das<lb/>
Jhrige mit gro&#x0364;ßerer Sicherheit nutzen und unterbrin-<lb/>
gen. Zu beyden Ab&#x017F;ichten &#x017F;uchet die Policey Mittel.<lb/>
Sie giebt einem jeden zum Verdienen Gelegenheit, und<lb/>
&#x017F;ie bemu&#x0364;het &#x017F;ich, einem jeden in dem Seinigen vo&#x0364;llige<lb/>
Sicherheit zu ver&#x017F;chaffen. Die Mittel, beydes zu wu&#x0364;rken,<lb/>
&#x017F;ollen an &#x017F;einem Orte ve&#x017F;tge&#x017F;etzet werden.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 56.</head><lb/>
              <note place="left">Eine allge-<lb/>
meine Klug-<lb/>
heits-Regel<lb/>
zur Policey.</note>
              <p>Aus die&#x017F;em, was wir bis hieher von der Bevo&#x0364;lke-<lb/>
rung des Staats abgehandelt haben, folget, daß &#x017F;ich<lb/>
das Policey-Collegium genau um den Zu&#x017F;tand der<lb/>
Nachbarn beku&#x0364;mmern mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, um deren Schwa&#x0364;che und<lb/>
Sta&#x0364;rke zu erfahren. Jhre Schwa&#x0364;che kann die&#x017F;em<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Staate</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[424/0444] Der Policey-Wiſſenſchaft 2 Abſchnitt, dieſen Satz als einen allgemeinen Satz gelaͤugnet. Jch will meine Gedanken beweiſen. Die Mittel, wodurch das Geld aus dem Lande gehet, ſind nicht von einerley Art. Einige ſind unfruchtbar. Sie geben den Jnnwohnern keine Gelegenheit etwas zu erwerben, und in dieſem Falle iſt die Wegſchaffung der Gelder der Policey zuwider (§. 1.). Z. B. Wenn die Jnnwohner ihre Capitalien in fremde Laͤn- der verborgen, und ſo ferner. Andere ſind frucht- bar. Sie geben den Jnnwohnern und dem Staate Gelegenheit etwas zu erwerben. Und in dieſem Falle kann die Wegbringung des Geldes aus dem Lande der Policey nuͤzlich werden. Denn das iſt die Quelle, wo- durch der Staat reich wird, wenn ſich viele Jnnwoh- ner in demſelben reichlich naͤhren koͤnnen (Siehe den Vorb.). §. 55. Suchen endlich Fremde ihren Vortheil in dem zeit- lichen Vermoͤgen, und dieſe ſollen angelokket werden, in ein Land zu ziehen, ſo wollen ſie entweder mit ihrem Vermoͤgen etwas verdienen, oder ſie wollen nur das Jhrige mit groͤßerer Sicherheit nutzen und unterbrin- gen. Zu beyden Abſichten ſuchet die Policey Mittel. Sie giebt einem jeden zum Verdienen Gelegenheit, und ſie bemuͤhet ſich, einem jeden in dem Seinigen voͤllige Sicherheit zu verſchaffen. Die Mittel, beydes zu wuͤrken, ſollen an ſeinem Orte veſtgeſetzet werden. §. 56. Aus dieſem, was wir bis hieher von der Bevoͤlke- rung des Staats abgehandelt haben, folget, daß ſich das Policey-Collegium genau um den Zuſtand der Nachbarn bekuͤmmern muͤſſe, um deren Schwaͤche und Staͤrke zu erfahren. Jhre Schwaͤche kann dieſem Staate

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/444
Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/444>, abgerufen am 05.12.2024.