hervorzubringen. Wir wollen jedes Stück besonders untersuchen.
§. 4.
Der Saame wird be- schrieben.
Jch habe viel Mühe angewendet, mir einen deut- lichen Begriff von dem Saamen zu machen, und mich von diesem zu überzeugen, ob der Saame nur eine bestimmte proportionirliche Verbindung von den übri- gen Dingen sey, welche die Natur als Mittel an- wendet, aus dem Saamen ein bestimmtes Werk her- vorzubringen, oder ob in einer jeden Art des Saa- mens etwas wesentliches sey, in welchem der Grund enthalten, daß aus ihm kein anderes Ding als ein Ding von einer bestimmten Art könne gezeuget wer- den. Wir wollen dieses wesentliche, um unsere Gedanken, so weit es uns möglich ist, deutlich aus- zudrücken, den Kern nennen.
§. 5.
Jn diesem ist das Wesent- liche der Kern.
Die, welche die erste Meinung ergreifen, können verschiedene Gründe beybringen diese zu unterstützen. Zumahl die Scheide Kunst den Saamen der Dinge in diejenigen Arten der Dinge zerleget, welche die Natur als Mittel anwendet, aus dem Saamen ein Werk von einer bestimmten Art hervorzubringen. Doch wenn wir diese Folge genau untersuchen, so scheinet es, daß sie weiter gehet, als sie von ihrem Grunde geschützet wird. Nur dieß kann aus dieser Erfahrung geschlossen werden, daß in einem Saamen die verschiedenen Arten der Dinge vereiniget worden. Und daher bleibt noch diese Frage unentschieden, ob nicht in dem Saamen, außer der Vereinigung zuvor erwehnter Dinge, noch ein besonderer Kern stekke. Jch werde genöthiget diese Meinung anzunehmen. Die Gründe sind folgende.
§. 6.
Der Cameralwiſſenſch. 1. Cap. von der
hervorzubringen. Wir wollen jedes Stuͤck beſonders unterſuchen.
§. 4.
Der Saame wird be- ſchrieben.
Jch habe viel Muͤhe angewendet, mir einen deut- lichen Begriff von dem Saamen zu machen, und mich von dieſem zu uͤberzeugen, ob der Saame nur eine beſtimmte proportionirliche Verbindung von den uͤbri- gen Dingen ſey, welche die Natur als Mittel an- wendet, aus dem Saamen ein beſtimmtes Werk her- vorzubringen, oder ob in einer jeden Art des Saa- mens etwas weſentliches ſey, in welchem der Grund enthalten, daß aus ihm kein anderes Ding als ein Ding von einer beſtimmten Art koͤnne gezeuget wer- den. Wir wollen dieſes weſentliche, um unſere Gedanken, ſo weit es uns moͤglich iſt, deutlich aus- zudruͤcken, den Kern nennen.
§. 5.
Jn dieſem iſt das Weſent- liche der Kern.
Die, welche die erſte Meinung ergreifen, koͤnnen verſchiedene Gruͤnde beybringen dieſe zu unterſtuͤtzen. Zumahl die Scheide Kunſt den Saamen der Dinge in diejenigen Arten der Dinge zerleget, welche die Natur als Mittel anwendet, aus dem Saamen ein Werk von einer beſtimmten Art hervorzubringen. Doch wenn wir dieſe Folge genau unterſuchen, ſo ſcheinet es, daß ſie weiter gehet, als ſie von ihrem Grunde geſchuͤtzet wird. Nur dieß kann aus dieſer Erfahrung geſchloſſen werden, daß in einem Saamen die verſchiedenen Arten der Dinge vereiniget worden. Und daher bleibt noch dieſe Frage unentſchieden, ob nicht in dem Saamen, außer der Vereinigung zuvor erwehnter Dinge, noch ein beſonderer Kern ſtekke. Jch werde genoͤthiget dieſe Meinung anzunehmen. Die Gruͤnde ſind folgende.
§. 6.
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[36/0056]
Der Cameralwiſſenſch. 1. Cap. von der
hervorzubringen. Wir wollen jedes Stuͤck beſonders
unterſuchen.
§. 4.
Jch habe viel Muͤhe angewendet, mir einen deut-
lichen Begriff von dem Saamen zu machen, und mich
von dieſem zu uͤberzeugen, ob der Saame nur eine
beſtimmte proportionirliche Verbindung von den uͤbri-
gen Dingen ſey, welche die Natur als Mittel an-
wendet, aus dem Saamen ein beſtimmtes Werk her-
vorzubringen, oder ob in einer jeden Art des Saa-
mens etwas weſentliches ſey, in welchem der Grund
enthalten, daß aus ihm kein anderes Ding als ein
Ding von einer beſtimmten Art koͤnne gezeuget wer-
den. Wir wollen dieſes weſentliche, um unſere
Gedanken, ſo weit es uns moͤglich iſt, deutlich aus-
zudruͤcken, den Kern nennen.
§. 5.
Die, welche die erſte Meinung ergreifen, koͤnnen
verſchiedene Gruͤnde beybringen dieſe zu unterſtuͤtzen.
Zumahl die Scheide Kunſt den Saamen der Dinge in
diejenigen Arten der Dinge zerleget, welche die Natur
als Mittel anwendet, aus dem Saamen ein Werk von
einer beſtimmten Art hervorzubringen. Doch wenn
wir dieſe Folge genau unterſuchen, ſo ſcheinet es, daß
ſie weiter gehet, als ſie von ihrem Grunde geſchuͤtzet
wird. Nur dieß kann aus dieſer Erfahrung geſchloſſen
werden, daß in einem Saamen die verſchiedenen Arten
der Dinge vereiniget worden. Und daher bleibt noch
dieſe Frage unentſchieden, ob nicht in dem Saamen,
außer der Vereinigung zuvor erwehnter Dinge, noch
ein beſonderer Kern ſtekke. Jch werde genoͤthiget dieſe
Meinung anzunehmen. Die Gruͤnde ſind folgende.
§. 6.
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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/56>, abgerufen am 27.11.2024.
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