Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.Cap. 7. Zusammenfassung über Ammoniaksalze. gungen ihrer Blätter zeigt, eine sehr viel kleinere Quantität desphosphorsauren Ammoniaks entdecken, als der geschickteste Chemiker es von irgend einer Substanz kann2. Meine Resultate waren eine lange Zeit mir selbst unglaublich und suchte ich ängstlich nach jeder Fehlerquelle. Das Salz wurde in einigen Fällen von einem Chemiker auf einer ausgezeichneten Wage für mich abgewogen, und frisches Wasser wurde viele Male mit Sorgfalt abgemessen. Die Beobach- tungen wurden während mehrerer Jahre wiederholt. Zwei meiner Söhne, welche so ungläubig wie ich selbst waren, verglichen mehrere Gruppen von Blättern, welche gleichzeitig in die schwächeren Lösungen und in Wasser eingetaucht wurden, mit einander und erklärten, es könne über die Verschiedenheit ihrer äuszeren Erscheinung gar kein Zweifel bestehen. Ich hoffe, dasz irgend Jemand sich später veran- laszt finden möge, meine Versuche zu wiederholen; in diesem Falle sollte er junge und kräftige Blätter auswählen, deren Drüsen von reichlichem Secrete umgeben sind. Die Blätter müssen sorgfältig ab- geschnitten und sanft in Uhrgläser gelegt werden, und eine abge- messene Quantität von der Lösung und von Wasser über jedes der- selben gegossen werden. Das benutzte Wasser musz so absolut rein sein, wie es nur gemacht werden kann. Es ist noch besonders zu beachten, dasz die Versuche mit den schwächeren Lösungen nach mehreren Tagen sehr warmen Wetters angestellt werden sollten. Diejenigen mit den schwächsten Lösungen sollten mit Pflanzen ange- stellt werden, welche eine beträchtliche Zeit lang in einem warmen Kalthause oder in einem kühlen Treibhause gehalten worden sind; doch ist dies für Versuche mit mäszig starken Lösungen durchaus nicht nothwendig. Ich bitte den Leser, zu beachten, dasz die Empfindlichkeit oder 2 Als meine ersten Beobachtungen über das salpetersaure Ammoniak vor vier-
zehn Jahren angestellt wurden, waren die Leistungen des Spectroskops noch nicht entdeckt, und mich interessirten die damals völlig beispiellosen Leistungen der Drosera um so mehr. Jetzt hat nun das Spectroskop die Drosera vollständig geschlagen; denn nach Bunsen und Kirchhoff kann wahrscheinlich weniger als Gran Natron auf diese Weise entdeckt werden (s. Balfour Stewart, Treatise on Heat, 2. edit. 1871, p. 228). In Bezug auf gewöhnliche chemische Prüfungen entnehme ich dem Werke Dr. Alfred Taylor's über Gifte, dasz ungefähr Gran Arsenik, Gran Blausäure, Gran Jod und Gran Brechweinstein entdeckt werden kann; aber die Fähigkeit des Nachweises hängt sehr davon ab, dasz die beim Versuche verwandten Lösungen nicht äuszerst schwach sind. Cap. 7. Zusammenfassung über Ammoniaksalze. gungen ihrer Blätter zeigt, eine sehr viel kleinere Quantität desphosphorsauren Ammoniaks entdecken, als der geschickteste Chemiker es von irgend einer Substanz kann2. Meine Resultate waren eine lange Zeit mir selbst unglaublich und suchte ich ängstlich nach jeder Fehlerquelle. Das Salz wurde in einigen Fällen von einem Chemiker auf einer ausgezeichneten Wage für mich abgewogen, und frisches Wasser wurde viele Male mit Sorgfalt abgemessen. Die Beobach- tungen wurden während mehrerer Jahre wiederholt. Zwei meiner Söhne, welche so ungläubig wie ich selbst waren, verglichen mehrere Gruppen von Blättern, welche gleichzeitig in die schwächeren Lösungen und in Wasser eingetaucht wurden, mit einander und erklärten, es könne über die Verschiedenheit ihrer äuszeren Erscheinung gar kein Zweifel bestehen. Ich hoffe, dasz irgend Jemand sich später veran- laszt finden möge, meine Versuche zu wiederholen; in diesem Falle sollte er junge und kräftige Blätter auswählen, deren Drüsen von reichlichem Secrete umgeben sind. Die Blätter müssen sorgfältig ab- geschnitten und sanft in Uhrgläser gelegt werden, und eine abge- messene Quantität von der Lösung und von Wasser über jedes der- selben gegossen werden. Das benutzte Wasser musz so absolut rein sein, wie es nur gemacht werden kann. Es ist noch besonders zu beachten, dasz die Versuche mit den schwächeren Lösungen nach mehreren Tagen sehr warmen Wetters angestellt werden sollten. Diejenigen mit den schwächsten Lösungen sollten mit Pflanzen ange- stellt werden, welche eine beträchtliche Zeit lang in einem warmen Kalthause oder in einem kühlen Treibhause gehalten worden sind; doch ist dies für Versuche mit mäszig starken Lösungen durchaus nicht nothwendig. Ich bitte den Leser, zu beachten, dasz die Empfindlichkeit oder 2 Als meine ersten Beobachtungen über das salpetersaure Ammoniak vor vier-
zehn Jahren angestellt wurden, waren die Leistungen des Spectroskops noch nicht entdeckt, und mich interessirten die damals völlig beispiellosen Leistungen der Drosera um so mehr. Jetzt hat nun das Spectroskop die Drosera vollständig geschlagen; denn nach Bunsen und Kirchhoff kann wahrscheinlich weniger als Gran Natron auf diese Weise entdeckt werden (s. Balfour Stewart, Treatise on Heat, 2. edit. 1871, p. 228). In Bezug auf gewöhnliche chemische Prüfungen entnehme ich dem Werke Dr. Alfred Taylor’s über Gifte, dasz ungefähr Gran Arsenik, Gran Blausäure, Gran Jod und Gran Brechweinstein entdeckt werden kann; aber die Fähigkeit des Nachweises hängt sehr davon ab, dasz die beim Versuche verwandten Lösungen nicht äuszerst schwach sind. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0167" n="153"/><fw place="top" type="header">Cap. 7. Zusammenfassung über Ammoniaksalze.</fw><lb/> gungen ihrer Blätter zeigt, eine sehr viel kleinere Quantität des<lb/> phosphorsauren Ammoniaks entdecken, als der geschickteste Chemiker<lb/> es von irgend einer Substanz kann<note place="foot" n="2">Als meine ersten Beobachtungen über das salpetersaure Ammoniak vor vier-<lb/> zehn Jahren angestellt wurden, waren die Leistungen des Spectroskops noch nicht<lb/> entdeckt, und mich interessirten die damals völlig beispiellosen Leistungen der<lb/><hi rendition="#i">Drosera</hi> um so mehr. Jetzt hat nun das Spectroskop die <hi rendition="#i">Drosera</hi> vollständig<lb/> geschlagen; denn nach <hi rendition="#g">Bunsen</hi> und <hi rendition="#g">Kirchhoff</hi> kann wahrscheinlich weniger<lb/> als <formula notation="TeX">\frac {1}{200000000}</formula> Gran Natron auf diese Weise entdeckt werden (s. <hi rendition="#g">Balfour<lb/> Stewart,</hi> Treatise on Heat, 2. edit. 1871, p. 228). In Bezug auf gewöhnliche<lb/> chemische Prüfungen entnehme ich dem Werke Dr. <hi rendition="#g">Alfred Taylor’s</hi> über Gifte,<lb/> dasz ungefähr <formula notation="TeX">\frac {1}{4000}</formula> Gran Arsenik, <formula notation="TeX">\frac {1}{4400}</formula> Gran Blausäure, <formula notation="TeX">\frac {1}{1400}</formula> Gran Jod und <formula notation="TeX">\frac {1}{2000}</formula><lb/> Gran Brechweinstein entdeckt werden kann; aber die Fähigkeit des Nachweises<lb/> hängt sehr davon ab, dasz die beim Versuche verwandten Lösungen nicht äuszerst<lb/> schwach sind.</note>. Meine Resultate waren eine<lb/> lange Zeit mir selbst unglaublich und suchte ich ängstlich nach jeder<lb/> Fehlerquelle. Das Salz wurde in einigen Fällen von einem Chemiker<lb/> auf einer ausgezeichneten Wage für mich abgewogen, und frisches<lb/> Wasser wurde viele Male mit Sorgfalt abgemessen. Die Beobach-<lb/> tungen wurden während mehrerer Jahre wiederholt. Zwei meiner<lb/> Söhne, welche so ungläubig wie ich selbst waren, verglichen mehrere<lb/> Gruppen von Blättern, welche gleichzeitig in die schwächeren Lösungen<lb/> und in Wasser eingetaucht wurden, mit einander und erklärten, es<lb/> könne über die Verschiedenheit ihrer äuszeren Erscheinung gar kein<lb/> Zweifel bestehen. Ich hoffe, dasz irgend Jemand sich später veran-<lb/> laszt finden möge, meine Versuche zu wiederholen; in diesem Falle<lb/> sollte er junge und kräftige Blätter auswählen, deren Drüsen von<lb/> reichlichem Secrete umgeben sind. Die Blätter müssen sorgfältig ab-<lb/> geschnitten und sanft in Uhrgläser gelegt werden, und eine abge-<lb/> messene Quantität von der Lösung und von Wasser über jedes der-<lb/> selben gegossen werden. Das benutzte Wasser musz so absolut rein<lb/> sein, wie es nur gemacht werden kann. Es ist noch besonders zu<lb/> beachten, dasz die Versuche mit den schwächeren Lösungen nach<lb/> mehreren Tagen sehr warmen Wetters angestellt werden sollten.<lb/> Diejenigen mit den schwächsten Lösungen sollten mit Pflanzen ange-<lb/> stellt werden, welche eine beträchtliche Zeit lang in einem warmen<lb/> Kalthause oder in einem kühlen Treibhause gehalten worden sind;<lb/> doch ist dies für Versuche mit mäszig starken Lösungen durchaus<lb/> nicht nothwendig.</p><lb/> <p>Ich bitte den Leser, zu beachten, dasz die Empfindlichkeit oder<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [153/0167]
Cap. 7. Zusammenfassung über Ammoniaksalze.
gungen ihrer Blätter zeigt, eine sehr viel kleinere Quantität des
phosphorsauren Ammoniaks entdecken, als der geschickteste Chemiker
es von irgend einer Substanz kann 2. Meine Resultate waren eine
lange Zeit mir selbst unglaublich und suchte ich ängstlich nach jeder
Fehlerquelle. Das Salz wurde in einigen Fällen von einem Chemiker
auf einer ausgezeichneten Wage für mich abgewogen, und frisches
Wasser wurde viele Male mit Sorgfalt abgemessen. Die Beobach-
tungen wurden während mehrerer Jahre wiederholt. Zwei meiner
Söhne, welche so ungläubig wie ich selbst waren, verglichen mehrere
Gruppen von Blättern, welche gleichzeitig in die schwächeren Lösungen
und in Wasser eingetaucht wurden, mit einander und erklärten, es
könne über die Verschiedenheit ihrer äuszeren Erscheinung gar kein
Zweifel bestehen. Ich hoffe, dasz irgend Jemand sich später veran-
laszt finden möge, meine Versuche zu wiederholen; in diesem Falle
sollte er junge und kräftige Blätter auswählen, deren Drüsen von
reichlichem Secrete umgeben sind. Die Blätter müssen sorgfältig ab-
geschnitten und sanft in Uhrgläser gelegt werden, und eine abge-
messene Quantität von der Lösung und von Wasser über jedes der-
selben gegossen werden. Das benutzte Wasser musz so absolut rein
sein, wie es nur gemacht werden kann. Es ist noch besonders zu
beachten, dasz die Versuche mit den schwächeren Lösungen nach
mehreren Tagen sehr warmen Wetters angestellt werden sollten.
Diejenigen mit den schwächsten Lösungen sollten mit Pflanzen ange-
stellt werden, welche eine beträchtliche Zeit lang in einem warmen
Kalthause oder in einem kühlen Treibhause gehalten worden sind;
doch ist dies für Versuche mit mäszig starken Lösungen durchaus
nicht nothwendig.
Ich bitte den Leser, zu beachten, dasz die Empfindlichkeit oder
2 Als meine ersten Beobachtungen über das salpetersaure Ammoniak vor vier-
zehn Jahren angestellt wurden, waren die Leistungen des Spectroskops noch nicht
entdeckt, und mich interessirten die damals völlig beispiellosen Leistungen der
Drosera um so mehr. Jetzt hat nun das Spectroskop die Drosera vollständig
geschlagen; denn nach Bunsen und Kirchhoff kann wahrscheinlich weniger
als [FORMEL] Gran Natron auf diese Weise entdeckt werden (s. Balfour
Stewart, Treatise on Heat, 2. edit. 1871, p. 228). In Bezug auf gewöhnliche
chemische Prüfungen entnehme ich dem Werke Dr. Alfred Taylor’s über Gifte,
dasz ungefähr [FORMEL] Gran Arsenik, [FORMEL] Gran Blausäure, [FORMEL] Gran Jod und [FORMEL]
Gran Brechweinstein entdeckt werden kann; aber die Fähigkeit des Nachweises
hängt sehr davon ab, dasz die beim Versuche verwandten Lösungen nicht äuszerst
schwach sind.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |