Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.Drosera rotundifolia. Cap. 7. Reizbarkeit der Tentakeln auf dreierlei verschiedene Methoden ermitteltwurde: -- indirect durch Tropfen, welche auf die Scheibe gebracht wurden, direct durch Tropfen, welche an die Drüsen der äuszeren Tentakeln applicirt wurden, und durch Eintauchen der ganzen Blätter; durch diese drei Methoden wurde gefunden, dasz das salpetersaure Salz wirksamer war, als das kohlensaure, und das phosphorsaure viel wirksamer als das salpetersaure; dies Resultat wird verständlich durch die Verschiedenheit in der Menge von Stickstoff, welche die beiden ersten Salze enthalten, und durch die Gegenwart von Phosphor im dritten. Es wird vielleicht den Glauben des Lesers unterstützen, wenn er sich zu den Versuchen mit einer Lösung von einem Theile des phosphorsauren Salzes auf 1000 Unzen Wasser wendet; er wird hier entscheidende Beweise finden, dasz ein Viermilliontel Gran hin- reichend ist, die Einbiegung eines einzelnen Tentakels zu verursachen. Es liegt daher darin nichts sehr Unwahrscheinliches, dasz ein Fünftel dieses Gewichtes oder ein Zwanzigmilliontel Gran auf den Tentakel eines in hohem Grade empfindlichen Blattes wirken kann. Ferner wurden zwei von den Blättern in der Lösung von einem Gran in 3000 Unzen und drei von den Blättern in der Lösung von einem Gran in 5000 Unzen afficirt, und zwar nicht nur viel bedeutender als die zu gleicher Zeit in Wasser versuchten Blätter, sondern auch unvergleichlich mehr als überhaupt irgend welche fünf Blätter, welche aus den 173 von mir in verschiedenen Zeiten in Wasser beobachteten ausgelesen werden könnten. In der bloszen Thatsache, dasz der einzwanzigmillionte Theil 3 Miller's Elements of Chemistry, Part. II., p. 107. 3. edit. 1864.
Drosera rotundifolia. Cap. 7. Reizbarkeit der Tentakeln auf dreierlei verschiedene Methoden ermitteltwurde: — indirect durch Tropfen, welche auf die Scheibe gebracht wurden, direct durch Tropfen, welche an die Drüsen der äuszeren Tentakeln applicirt wurden, und durch Eintauchen der ganzen Blätter; durch diese drei Methoden wurde gefunden, dasz das salpetersaure Salz wirksamer war, als das kohlensaure, und das phosphorsaure viel wirksamer als das salpetersaure; dies Resultat wird verständlich durch die Verschiedenheit in der Menge von Stickstoff, welche die beiden ersten Salze enthalten, und durch die Gegenwart von Phosphor im dritten. Es wird vielleicht den Glauben des Lesers unterstützen, wenn er sich zu den Versuchen mit einer Lösung von einem Theile des phosphorsauren Salzes auf 1000 Unzen Wasser wendet; er wird hier entscheidende Beweise finden, dasz ein Viermilliontel Gran hin- reichend ist, die Einbiegung eines einzelnen Tentakels zu verursachen. Es liegt daher darin nichts sehr Unwahrscheinliches, dasz ein Fünftel dieses Gewichtes oder ein Zwanzigmilliontel Gran auf den Tentakel eines in hohem Grade empfindlichen Blattes wirken kann. Ferner wurden zwei von den Blättern in der Lösung von einem Gran in 3000 Unzen und drei von den Blättern in der Lösung von einem Gran in 5000 Unzen afficirt, und zwar nicht nur viel bedeutender als die zu gleicher Zeit in Wasser versuchten Blätter, sondern auch unvergleichlich mehr als überhaupt irgend welche fünf Blätter, welche aus den 173 von mir in verschiedenen Zeiten in Wasser beobachteten ausgelesen werden könnten. In der bloszen Thatsache, dasz der einzwanzigmillionte Theil 3 Miller’s Elements of Chemistry, Part. II., p. 107. 3. edit. 1864.
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Drosera rotundifolia. Cap. 7.
Reizbarkeit der Tentakeln auf dreierlei verschiedene Methoden ermittelt
wurde: — indirect durch Tropfen, welche auf die Scheibe gebracht
wurden, direct durch Tropfen, welche an die Drüsen der äuszeren
Tentakeln applicirt wurden, und durch Eintauchen der ganzen Blätter;
durch diese drei Methoden wurde gefunden, dasz das salpetersaure
Salz wirksamer war, als das kohlensaure, und das phosphorsaure viel
wirksamer als das salpetersaure; dies Resultat wird verständlich durch
die Verschiedenheit in der Menge von Stickstoff, welche die beiden
ersten Salze enthalten, und durch die Gegenwart von Phosphor im
dritten. Es wird vielleicht den Glauben des Lesers unterstützen,
wenn er sich zu den Versuchen mit einer Lösung von einem Theile
des phosphorsauren Salzes auf 1000 Unzen Wasser wendet; er wird
hier entscheidende Beweise finden, dasz ein Viermilliontel Gran hin-
reichend ist, die Einbiegung eines einzelnen Tentakels zu verursachen.
Es liegt daher darin nichts sehr Unwahrscheinliches, dasz ein Fünftel
dieses Gewichtes oder ein Zwanzigmilliontel Gran auf den Tentakel
eines in hohem Grade empfindlichen Blattes wirken kann. Ferner
wurden zwei von den Blättern in der Lösung von einem Gran in
3000 Unzen und drei von den Blättern in der Lösung von einem
Gran in 5000 Unzen afficirt, und zwar nicht nur viel bedeutender
als die zu gleicher Zeit in Wasser versuchten Blätter, sondern auch
unvergleichlich mehr als überhaupt irgend welche fünf Blätter, welche
aus den 173 von mir in verschiedenen Zeiten in Wasser beobachteten
ausgelesen werden könnten.
In der bloszen Thatsache, dasz der einzwanzigmillionte Theil
eines Gran des phosphorsauren Salzes, in mehr als zwei Millionen
mal seines Gewichtes in Wasser aufgelöst, von einer Drüse absorbirt
wird, liegt nichts Merkwürdiges. Alle Physiologen geben zu, dasz
die Wurzeln der Pflanzen die ihnen durch das Regenwasser gebrach-
ten Ammoniaksalze absorbiren; und vierzehn Gallonen Regenwasser
enthalten 3 einen Gran Ammoniak, daher nur ein wenig mehr als
zweimal so viel als die schwächste von mir angewandte Lösung. Die
Thatsache, welche wahrhaft wunderbar erscheint, ist, dasz der ein-
zwanzigmillionte Theil eines Grans des phosphorsauren Ammoniaks
(welcher weniger als den eindreiszigmilliontel Gran wirksamer Sub-
stanz enthält), wenn er von einer Drüse absorbirt wird, in dieser eine
gewisse Veränderung hervorruft, welche dahin führt, dasz ein moto-
3 Miller’s Elements of Chemistry, Part. II., p. 107. 3. edit. 1864.
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