Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.Cap. 1. Einbiegung der Tentakeln. den, wenn sie direct gereizt werden, nicht eingebogen, sind aber einerEinbiegung fähig, wenn sie durch einen motorischen Reiz erregt wer- den, welchen sie von andern Drüsen in einer gewissen Entfernung er- halten. Wenn z. B. ein Blatt in einen Aufgusz von rohem Fleisch oder in eine schwache Auflösung von Ammoniak (wenn die Auflösung nur ein wenig stark ist, wird das Blatt paralysirt) eingetaucht wird, so biegen sich alle die äuszeren Tentakeln nach innen (siehe Fig. 4), ausgenommen die nahe der Mitte, welche gerade aufrecht stehen blei- ben; es biegen sich aber dieselben nach irgend einem reizenden Gegen- stand hin, der auf die eine Seite der Blattscheibe gelegt wird, wie in Fig. 5 dargestellt ist. Die Drüsen in Fig. 4 bilden, wie man sehen kann, einen dunkeln Ring um die Mitte herum, und dies ist eine Folge [Abbildung]
Fig. 4. (Drosera rotundifolia) Blatt (ver- gröszert) mit allen Tentakeln dicht eingebogen nach Eintauchung in eine Lösung von phosphor- saurem Ammoniak (ein Theil auf 87500 Wasser). [Abbildung]
Fig. 5. (Drosera rotundifolia) Blatt (ver- davon, dasz die äuszern Tentakeln in einem richtigen Verhältnis angröszert) mit den Tentakeln der einen Selte über ein Stückchen auf die Scheibe gebrach- ten Fleisches eingebogen. Länge zunehmen, je nachdem sie dem Blattrande näher stehen. Die Art der Biegung, welcher die Tentakeln unterliegen, zeigt Cap. 1. Einbiegung der Tentakeln. den, wenn sie direct gereizt werden, nicht eingebogen, sind aber einerEinbiegung fähig, wenn sie durch einen motorischen Reiz erregt wer- den, welchen sie von andern Drüsen in einer gewissen Entfernung er- halten. Wenn z. B. ein Blatt in einen Aufgusz von rohem Fleisch oder in eine schwache Auflösung von Ammoniak (wenn die Auflösung nur ein wenig stark ist, wird das Blatt paralysirt) eingetaucht wird, so biegen sich alle die äuszeren Tentakeln nach innen (siehe Fig. 4), ausgenommen die nahe der Mitte, welche gerade aufrecht stehen blei- ben; es biegen sich aber dieselben nach irgend einem reizenden Gegen- stand hin, der auf die eine Seite der Blattscheibe gelegt wird, wie in Fig. 5 dargestellt ist. Die Drüsen in Fig. 4 bilden, wie man sehen kann, einen dunkeln Ring um die Mitte herum, und dies ist eine Folge [Abbildung]
Fig. 4. (Drosera rotundifolia) Blatt (ver- gröszert) mit allen Tentakeln dicht eingebogen nach Eintauchung in eine Lösung von phosphor- saurem Ammoniak (ein Theil auf 87500 Wasser). [Abbildung]
Fig. 5. (Drosera rotundifolia) Blatt (ver- davon, dasz die äuszern Tentakeln in einem richtigen Verhältnis angröszert) mit den Tentakeln der einen Selte über ein Stückchen auf die Scheibe gebrach- ten Fleisches eingebogen. Länge zunehmen, je nachdem sie dem Blattrande näher stehen. Die Art der Biegung, welcher die Tentakeln unterliegen, zeigt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0023" n="9"/><fw place="top" type="header">Cap. 1. Einbiegung der Tentakeln.</fw><lb/> den, wenn sie direct gereizt werden, nicht eingebogen, sind aber einer<lb/> Einbiegung fähig, wenn sie durch einen motorischen Reiz erregt wer-<lb/> den, welchen sie von andern Drüsen in einer gewissen Entfernung er-<lb/> halten. Wenn z. B. ein Blatt in einen Aufgusz von rohem Fleisch<lb/> oder in eine schwache Auflösung von Ammoniak (wenn die Auflösung<lb/> nur ein wenig stark ist, wird das Blatt paralysirt) eingetaucht wird,<lb/> so biegen sich alle die äuszeren Tentakeln nach innen (siehe Fig. 4),<lb/> ausgenommen die nahe der Mitte, welche gerade aufrecht stehen blei-<lb/> ben; es biegen sich aber dieselben nach irgend einem reizenden Gegen-<lb/> stand hin, der auf die eine Seite der Blattscheibe gelegt wird, wie in<lb/> Fig. 5 dargestellt ist. Die Drüsen in Fig. 4 bilden, wie man sehen<lb/> kann, einen dunkeln Ring um die Mitte herum, und dies ist eine Folge<lb/><figure><head>Fig. 4. <hi rendition="#i">(Drosera rotundifolia)</hi> Blatt (ver-<lb/> gröszert) mit allen Tentakeln dicht eingebogen<lb/> nach Eintauchung in eine Lösung von phosphor-<lb/> saurem Ammoniak (ein Theil auf 87500 Wasser).</head></figure><lb/><figure><head>Fig. 5. <hi rendition="#i">(Drosera rotundifolia)</hi> Blatt (ver-<lb/> gröszert) mit den Tentakeln der einen Selte<lb/> über ein Stückchen auf die Scheibe gebrach-<lb/> ten Fleisches eingebogen.</head></figure><lb/> davon, dasz die äuszern Tentakeln in einem richtigen Verhältnis an<lb/> Länge zunehmen, je nachdem sie dem Blattrande näher stehen.</p><lb/> <p>Die Art der Biegung, welcher die Tentakeln unterliegen, zeigt<lb/> sich am Besten, wenn die Drüse eines der langen äuszeren Tentakeln<lb/> auf irgend eine Art gereizt wird; denn die umgebenden bleiben dabei<lb/> unberührt. In der beifolgenden Umriszzeichnung (Fig. 6) sehen wir<lb/> einen Tentakel, auf welchen ein Theilchen Fleisch gethan worden war,<lb/> dadurch nach der Mitte des Blattes zu gebogen, mit zwei anderen,<lb/> welche ihre gewöhnliche Stellung beibehalten. Eine Drüse kann ein-<lb/> fach dadurch, dasz man sie drei- oder viermal berührt, gereizt werden,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [9/0023]
Cap. 1. Einbiegung der Tentakeln.
den, wenn sie direct gereizt werden, nicht eingebogen, sind aber einer
Einbiegung fähig, wenn sie durch einen motorischen Reiz erregt wer-
den, welchen sie von andern Drüsen in einer gewissen Entfernung er-
halten. Wenn z. B. ein Blatt in einen Aufgusz von rohem Fleisch
oder in eine schwache Auflösung von Ammoniak (wenn die Auflösung
nur ein wenig stark ist, wird das Blatt paralysirt) eingetaucht wird,
so biegen sich alle die äuszeren Tentakeln nach innen (siehe Fig. 4),
ausgenommen die nahe der Mitte, welche gerade aufrecht stehen blei-
ben; es biegen sich aber dieselben nach irgend einem reizenden Gegen-
stand hin, der auf die eine Seite der Blattscheibe gelegt wird, wie in
Fig. 5 dargestellt ist. Die Drüsen in Fig. 4 bilden, wie man sehen
kann, einen dunkeln Ring um die Mitte herum, und dies ist eine Folge
[Abbildung Fig. 4. (Drosera rotundifolia) Blatt (ver-
gröszert) mit allen Tentakeln dicht eingebogen
nach Eintauchung in eine Lösung von phosphor-
saurem Ammoniak (ein Theil auf 87500 Wasser).]
[Abbildung Fig. 5. (Drosera rotundifolia) Blatt (ver-
gröszert) mit den Tentakeln der einen Selte
über ein Stückchen auf die Scheibe gebrach-
ten Fleisches eingebogen.]
davon, dasz die äuszern Tentakeln in einem richtigen Verhältnis an
Länge zunehmen, je nachdem sie dem Blattrande näher stehen.
Die Art der Biegung, welcher die Tentakeln unterliegen, zeigt
sich am Besten, wenn die Drüse eines der langen äuszeren Tentakeln
auf irgend eine Art gereizt wird; denn die umgebenden bleiben dabei
unberührt. In der beifolgenden Umriszzeichnung (Fig. 6) sehen wir
einen Tentakel, auf welchen ein Theilchen Fleisch gethan worden war,
dadurch nach der Mitte des Blattes zu gebogen, mit zwei anderen,
welche ihre gewöhnliche Stellung beibehalten. Eine Drüse kann ein-
fach dadurch, dasz man sie drei- oder viermal berührt, gereizt werden,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |