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Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.

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Cap. 11. Allgemeine Zusammenfassung.
wird weisz und opak. Dies letztere Resultat scheint eine Folge der
Gerinnung des Eiweiszes zu sein; es wurde beinahe immer herbei-
geführt, wenn die Blätter auch nur kurze Zeit einer Temperatur von
65,5° C. (150° F.) ausgesetzt wurden; aber verschiedene Blätter und
selbst die einzelnen Zellen in einem und demselben Tentakel weichen
in ihrem Vermögen der Wärme zu widerstehen beträchtlich von ein-
ander ab. Wenn nicht die Wärme hinreichend stark war, das Eiweisz
zum Gerinnen zu bringen, bewirkt kohlensaures Ammoniak später
Zusammenballung.

Im fünften Capitel wurden die Resultate der Versuche mitge-
theilt, wo Tropfen verschiedener stickstoffhaltiger und nicht stick-
stoffhaltiger organischer Flüssigkeiten auf die Scheiben von Blättern
gethan wurden; und es wurde gezeigt, dasz die Blätter mit beinahe
irrthumsfreier Sicherheit die Gegenwart von Stickstoff entdecken. Eine
Abkochung von grünen Erbsen oder von frischen Kohlblättern wirkt
beinahe so kräftig als ein Aufgusz von rohem Fleisch, während ein
Aufgusz von Kohlblättern, der nur so gemacht wurde, dasz man die
Blätter eine lange Zeit in warmem Wasser liegen liesz, bei weitem
weniger wirksam ist. Eine Abkochung von Grasblättern ist weniger
wirksam als eine von grünen Erbsen oder Kohlblättern.

Diese Resultate führten mich darauf, zu untersuchen, ob Drosera
das Vermögen besäsze, solide animale Substanz aufzulösen. Die Expe-
rimente, welche beweisen, dasz die Blätter einer wirklichen Verdauung
fähig sind, und dasz die Drüsen die verdaute Substanz aufsaugen,
sind im sechsten Capitel im Detail mitgetheilt. Diese sind vielleicht
die interessantesten von allen meinen Beobachtungen über Drosera,
da es früher nicht ausdrücklich bekannt war, dasz ein solches Ver-
mögen im Pflanzenreiche existire. Es ist gleichfalls eine interessante
Thatsache, dasz, wenn die Drüsen der Scheibe gereizt werden, sie
einen gewissen Einflusz den Drüsen der äuszern Tentakeln über-
mitteln, welcher bewirkt, dasz sie reichlicher absondern und dasz die
Absonderung sauer wird, als ob sie direct durch irgend einen auf sie
gelegten Gegenstand gereizt worden wären. Der Magensaft der Thiere
enthält, wie allgemein bekannt ist, eine Säure und ein Ferment,
welche beide zur Verdauung unentbehrlich sind. Dasselbe ist der
Fall mit der Absonderung der Drosera. Wenn der Magen eines
Thieres mechanisch gereizt wird, so sondert er eine Säure ab, und
wenn Stückchen Glas oder andere derartige Gegenstände auf die

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wird weisz und opak. Dies letztere Resultat scheint eine Folge der
Gerinnung des Eiweiszes zu sein; es wurde beinahe immer herbei-
geführt, wenn die Blätter auch nur kurze Zeit einer Temperatur von
65,5° C. (150° F.) ausgesetzt wurden; aber verschiedene Blätter und
selbst die einzelnen Zellen in einem und demselben Tentakel weichen
in ihrem Vermögen der Wärme zu widerstehen beträchtlich von ein-
ander ab. Wenn nicht die Wärme hinreichend stark war, das Eiweisz
zum Gerinnen zu bringen, bewirkt kohlensaures Ammoniak später
Zusammenballung.

Im fünften Capitel wurden die Resultate der Versuche mitge-
theilt, wo Tropfen verschiedener stickstoffhaltiger und nicht stick-
stoffhaltiger organischer Flüssigkeiten auf die Scheiben von Blättern
gethan wurden; und es wurde gezeigt, dasz die Blätter mit beinahe
irrthumsfreier Sicherheit die Gegenwart von Stickstoff entdecken. Eine
Abkochung von grünen Erbsen oder von frischen Kohlblättern wirkt
beinahe so kräftig als ein Aufgusz von rohem Fleisch, während ein
Aufgusz von Kohlblättern, der nur so gemacht wurde, dasz man die
Blätter eine lange Zeit in warmem Wasser liegen liesz, bei weitem
weniger wirksam ist. Eine Abkochung von Grasblättern ist weniger
wirksam als eine von grünen Erbsen oder Kohlblättern.

Diese Resultate führten mich darauf, zu untersuchen, ob Drosera
das Vermögen besäsze, solide animale Substanz aufzulösen. Die Expe-
rimente, welche beweisen, dasz die Blätter einer wirklichen Verdauung
fähig sind, und dasz die Drüsen die verdaute Substanz aufsaugen,
sind im sechsten Capitel im Detail mitgetheilt. Diese sind vielleicht
die interessantesten von allen meinen Beobachtungen über Drosera,
da es früher nicht ausdrücklich bekannt war, dasz ein solches Ver-
mögen im Pflanzenreiche existire. Es ist gleichfalls eine interessante
Thatsache, dasz, wenn die Drüsen der Scheibe gereizt werden, sie
einen gewissen Einflusz den Drüsen der äuszern Tentakeln über-
mitteln, welcher bewirkt, dasz sie reichlicher absondern und dasz die
Absonderung sauer wird, als ob sie direct durch irgend einen auf sie
gelegten Gegenstand gereizt worden wären. Der Magensaft der Thiere
enthält, wie allgemein bekannt ist, eine Säure und ein Ferment,
welche beide zur Verdauung unentbehrlich sind. Dasselbe ist der
Fall mit der Absonderung der Drosera. Wenn der Magen eines
Thieres mechanisch gereizt wird, so sondert er eine Säure ab, und
wenn Stückchen Glas oder andere derartige Gegenstände auf die

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[243/0257] Cap. 11. Allgemeine Zusammenfassung. wird weisz und opak. Dies letztere Resultat scheint eine Folge der Gerinnung des Eiweiszes zu sein; es wurde beinahe immer herbei- geführt, wenn die Blätter auch nur kurze Zeit einer Temperatur von 65,5° C. (150° F.) ausgesetzt wurden; aber verschiedene Blätter und selbst die einzelnen Zellen in einem und demselben Tentakel weichen in ihrem Vermögen der Wärme zu widerstehen beträchtlich von ein- ander ab. Wenn nicht die Wärme hinreichend stark war, das Eiweisz zum Gerinnen zu bringen, bewirkt kohlensaures Ammoniak später Zusammenballung. Im fünften Capitel wurden die Resultate der Versuche mitge- theilt, wo Tropfen verschiedener stickstoffhaltiger und nicht stick- stoffhaltiger organischer Flüssigkeiten auf die Scheiben von Blättern gethan wurden; und es wurde gezeigt, dasz die Blätter mit beinahe irrthumsfreier Sicherheit die Gegenwart von Stickstoff entdecken. Eine Abkochung von grünen Erbsen oder von frischen Kohlblättern wirkt beinahe so kräftig als ein Aufgusz von rohem Fleisch, während ein Aufgusz von Kohlblättern, der nur so gemacht wurde, dasz man die Blätter eine lange Zeit in warmem Wasser liegen liesz, bei weitem weniger wirksam ist. Eine Abkochung von Grasblättern ist weniger wirksam als eine von grünen Erbsen oder Kohlblättern. Diese Resultate führten mich darauf, zu untersuchen, ob Drosera das Vermögen besäsze, solide animale Substanz aufzulösen. Die Expe- rimente, welche beweisen, dasz die Blätter einer wirklichen Verdauung fähig sind, und dasz die Drüsen die verdaute Substanz aufsaugen, sind im sechsten Capitel im Detail mitgetheilt. Diese sind vielleicht die interessantesten von allen meinen Beobachtungen über Drosera, da es früher nicht ausdrücklich bekannt war, dasz ein solches Ver- mögen im Pflanzenreiche existire. Es ist gleichfalls eine interessante Thatsache, dasz, wenn die Drüsen der Scheibe gereizt werden, sie einen gewissen Einflusz den Drüsen der äuszern Tentakeln über- mitteln, welcher bewirkt, dasz sie reichlicher absondern und dasz die Absonderung sauer wird, als ob sie direct durch irgend einen auf sie gelegten Gegenstand gereizt worden wären. Der Magensaft der Thiere enthält, wie allgemein bekannt ist, eine Säure und ein Ferment, welche beide zur Verdauung unentbehrlich sind. Dasselbe ist der Fall mit der Absonderung der Drosera. Wenn der Magen eines Thieres mechanisch gereizt wird, so sondert er eine Säure ab, und wenn Stückchen Glas oder andere derartige Gegenstände auf die 16*

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Zitationshilfe: Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/257>, abgerufen am 27.11.2024.