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Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.

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Sechszehntes Capitel.
Pinguicula.
Pinguicula vulgaris. -- Bau der Blätter. -- Grosze Zahl der gefangenen Insecten
und anderer Gegenstände. -- Bewegung der Blattränder. -- Nutzen dieser
Bewegung. -- Absonderung, Verdauung und Aufsaugung. -- Wirkung des
Secrets auf verschiedene animale und vegetabilische Substanzen. -- Die Wir-
kungen von Substanzen, welche keine löslichen stickstoffhaltigen Substanzen
enthalten, auf die Drüsen. -- Pinguicula grandiflora. -- Pinguicula lusitanica,
fängt Insecten. -- Bewegung der Blätter, Absonderung und Verdauung.

Pinguicula vulgaris. -- Diese Pflanze wächst an feuchten Stellen,
meistens auf Bergen. Sie trägt im Mittel acht, ziemlich dicke, ob-
longe, hellgrüne Blätter, welche kaum irgend einen Stiel haben. Ein
die volle Grösze erreichendes Blatt miszt ungefähr 11/2 Zoll in der
Länge und 3/4 Zoll in der Breite. Die jungen mittleren Blätter sind
tief concav und ragen nach oben vor; die älteren, nach der Auszen-
seite hin stehenden, sind eben oder concav und liegen dicht am Boden,
wo sie eine Rosette von 3 bis 4 Zoll im Durchmesser bilden. Die
Ränder der Blätter sind einwärts gekrümmt. Ihre obere Fläche ist
dicht mit zweierlei Art drüsiger Haare besetzt, welche in der Grösze
der Drüsen und der Länge ihrer Stiele von einander abweichen. Die
gröszeren Drüsen haben einen kreisförmigen Umfang, wenn sie von
oben betrachtet werden, und sind mäszig dick; sie sind durch strahlen-
förmig angeordnete Scheidewände in sechszehn Zellen getheilt, welche
hellgrüne, homogene Flüssigkeit enthalten. Sie werden von läng-
lichen, einzelligen Stielen (welche einen Kern und ein Kernkörperchen
enthalten) getragen, die auf leichten Hervorragungen stehen. Die
kleinen Drüsen weichen nur darin ab, dasz sie nur von der halben Anzahl
von Zellen gebildet werden, welche viel blässere Flüssigkeit enthalten
und von viel kürzeren Stielen getragen werden. Nahe der Mittelrippe
nach der Basis des Blattes zu sind die Stiele vielzellig, sind länger
als irgendwo anders und tragen kleinere Drüsen. Alle Drüsen sondern
eine farblose Flüssigkeit ab, welche so klebrig ist, dasz man, wie ich
gesehen habe, einen Faden von 18 Zoll Länge ausziehen kann; in
diesem Falle wurde aber die Flüssigkeit von einer Drüse abgesondert,

Sechszehntes Capitel.
Pinguicula.
Pinguicula vulgaris. — Bau der Blätter. — Grosze Zahl der gefangenen Insecten
und anderer Gegenstände. — Bewegung der Blattränder. — Nutzen dieser
Bewegung. — Absonderung, Verdauung und Aufsaugung. — Wirkung des
Secrets auf verschiedene animale und vegetabilische Substanzen. — Die Wir-
kungen von Substanzen, welche keine löslichen stickstoffhaltigen Substanzen
enthalten, auf die Drüsen. — Pinguicula grandiflora. — Pinguicula lusitanica,
fängt Insecten. — Bewegung der Blätter, Absonderung und Verdauung.

Pinguicula vulgaris. — Diese Pflanze wächst an feuchten Stellen,
meistens auf Bergen. Sie trägt im Mittel acht, ziemlich dicke, ob-
longe, hellgrüne Blätter, welche kaum irgend einen Stiel haben. Ein
die volle Grösze erreichendes Blatt miszt ungefähr 1½ Zoll in der
Länge und ¾ Zoll in der Breite. Die jungen mittleren Blätter sind
tief concav und ragen nach oben vor; die älteren, nach der Auszen-
seite hin stehenden, sind eben oder concav und liegen dicht am Boden,
wo sie eine Rosette von 3 bis 4 Zoll im Durchmesser bilden. Die
Ränder der Blätter sind einwärts gekrümmt. Ihre obere Fläche ist
dicht mit zweierlei Art drüsiger Haare besetzt, welche in der Grösze
der Drüsen und der Länge ihrer Stiele von einander abweichen. Die
gröszeren Drüsen haben einen kreisförmigen Umfang, wenn sie von
oben betrachtet werden, und sind mäszig dick; sie sind durch strahlen-
förmig angeordnete Scheidewände in sechszehn Zellen getheilt, welche
hellgrüne, homogene Flüssigkeit enthalten. Sie werden von läng-
lichen, einzelligen Stielen (welche einen Kern und ein Kernkörperchen
enthalten) getragen, die auf leichten Hervorragungen stehen. Die
kleinen Drüsen weichen nur darin ab, dasz sie nur von der halben Anzahl
von Zellen gebildet werden, welche viel blässere Flüssigkeit enthalten
und von viel kürzeren Stielen getragen werden. Nahe der Mittelrippe
nach der Basis des Blattes zu sind die Stiele vielzellig, sind länger
als irgendwo anders und tragen kleinere Drüsen. Alle Drüsen sondern
eine farblose Flüssigkeit ab, welche so klebrig ist, dasz man, wie ich
gesehen habe, einen Faden von 18 Zoll Länge ausziehen kann; in
diesem Falle wurde aber die Flüssigkeit von einer Drüse abgesondert,

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[[332]/0346] Sechszehntes Capitel. Pinguicula. Pinguicula vulgaris. — Bau der Blätter. — Grosze Zahl der gefangenen Insecten und anderer Gegenstände. — Bewegung der Blattränder. — Nutzen dieser Bewegung. — Absonderung, Verdauung und Aufsaugung. — Wirkung des Secrets auf verschiedene animale und vegetabilische Substanzen. — Die Wir- kungen von Substanzen, welche keine löslichen stickstoffhaltigen Substanzen enthalten, auf die Drüsen. — Pinguicula grandiflora. — Pinguicula lusitanica, fängt Insecten. — Bewegung der Blätter, Absonderung und Verdauung. Pinguicula vulgaris. — Diese Pflanze wächst an feuchten Stellen, meistens auf Bergen. Sie trägt im Mittel acht, ziemlich dicke, ob- longe, hellgrüne Blätter, welche kaum irgend einen Stiel haben. Ein die volle Grösze erreichendes Blatt miszt ungefähr 1½ Zoll in der Länge und ¾ Zoll in der Breite. Die jungen mittleren Blätter sind tief concav und ragen nach oben vor; die älteren, nach der Auszen- seite hin stehenden, sind eben oder concav und liegen dicht am Boden, wo sie eine Rosette von 3 bis 4 Zoll im Durchmesser bilden. Die Ränder der Blätter sind einwärts gekrümmt. Ihre obere Fläche ist dicht mit zweierlei Art drüsiger Haare besetzt, welche in der Grösze der Drüsen und der Länge ihrer Stiele von einander abweichen. Die gröszeren Drüsen haben einen kreisförmigen Umfang, wenn sie von oben betrachtet werden, und sind mäszig dick; sie sind durch strahlen- förmig angeordnete Scheidewände in sechszehn Zellen getheilt, welche hellgrüne, homogene Flüssigkeit enthalten. Sie werden von läng- lichen, einzelligen Stielen (welche einen Kern und ein Kernkörperchen enthalten) getragen, die auf leichten Hervorragungen stehen. Die kleinen Drüsen weichen nur darin ab, dasz sie nur von der halben Anzahl von Zellen gebildet werden, welche viel blässere Flüssigkeit enthalten und von viel kürzeren Stielen getragen werden. Nahe der Mittelrippe nach der Basis des Blattes zu sind die Stiele vielzellig, sind länger als irgendwo anders und tragen kleinere Drüsen. Alle Drüsen sondern eine farblose Flüssigkeit ab, welche so klebrig ist, dasz man, wie ich gesehen habe, einen Faden von 18 Zoll Länge ausziehen kann; in diesem Falle wurde aber die Flüssigkeit von einer Drüse abgesondert,

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Zitationshilfe: Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. [332]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/346>, abgerufen am 27.11.2024.