Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.Cap. 16. Gefangene Insecten. welche gereizt worden war. Der scharfe Blattrand ist durchscheinendund trägt keinerlei Drüsen; hier enden die aus der Mittelrippe heraus- tretenden Spiralgefäsze in Zellen, welche mit einer Spirallinie gezeich- net sind, denen innerhalb der Drüsen der Drosera ziemlich ähnlich. Die Wurzeln sind kurz. Drei Pflanzen wurden in Nord-Wales Ich war dadurch dazu veranlaszt worden, die Lebensweise dieser Ein Freund schickte mir am 23. Juni aus Nord-Wales neunund- Cap. 16. Gefangene Insecten. welche gereizt worden war. Der scharfe Blattrand ist durchscheinendund trägt keinerlei Drüsen; hier enden die aus der Mittelrippe heraus- tretenden Spiralgefäsze in Zellen, welche mit einer Spirallinie gezeich- net sind, denen innerhalb der Drüsen der Drosera ziemlich ähnlich. Die Wurzeln sind kurz. Drei Pflanzen wurden in Nord-Wales Ich war dadurch dazu veranlaszt worden, die Lebensweise dieser Ein Freund schickte mir am 23. Juni aus Nord-Wales neunund- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0347" n="333"/><fw place="top" type="header">Cap. 16. Gefangene Insecten.</fw><lb/> welche gereizt worden war. Der scharfe Blattrand ist durchscheinend<lb/> und trägt keinerlei Drüsen; hier enden die aus der Mittelrippe heraus-<lb/> tretenden Spiralgefäsze in Zellen, welche mit einer Spirallinie gezeich-<lb/> net sind, denen innerhalb der Drüsen der <hi rendition="#i">Drosera</hi> ziemlich ähnlich.</p><lb/> <p>Die Wurzeln sind kurz. Drei Pflanzen wurden in Nord-Wales<lb/> am 20. Juni ausgegraben und sorgfältig gewaschen; jede hatte fünf<lb/> oder sechs nicht verzweigte Wurzeln, von denen die längste nur<lb/> 1,2 Zoll masz. Zwei ziemlich junge Pflanzen wurden am 28. Septem-<lb/> ber untersucht; diese hatten eine gröszere Zahl von Wurzeln, näm-<lb/> lich acht und achtzehn, sämmtlich unter 1 Zoll lang und sehr wenig<lb/> verzweigt.</p><lb/> <p>Ich war dadurch dazu veranlaszt worden, die Lebensweise dieser<lb/> Pflanzen zu untersuchen, dasz mir Mr. W. <hi rendition="#k">Marshall</hi> erzählte, auf den<lb/> Bergen von Cumberland hiengen viele Insecten an den Blättern derselben.</p><lb/> <p>Ein Freund schickte mir am 23. Juni aus Nord-Wales neunund-<lb/> dreiszig Blätter, welche ausgewählt worden waren, weil ihnen Gegenstände<lb/> irgend welcher Art anhiengen. Von diesen Blättern hatten zweiund-<lb/> dreiszig 142 Insecten gefangen, oder im Mittel jedes Blatt 4,4, wobei<lb/> minutiöse Bruchstücke von Insecten nicht mitgezählt wurden. Auszer den<lb/> Insecten hiengen noch kleine, zu vier verschiedenen Arten von Pflanzen<lb/> gehörige Blätter, unter denen die der <hi rendition="#i">Erica tetralix</hi> weitaus die häufig-<lb/> sten waren, und drei äuszerst kleine keimende Pflänzchen, die vom Winde<lb/> verweht waren, neunzehn Blättern an. Eines hatte sogar zehn Blätter<lb/> des Haidekrautes gefangen. Samen oder Früchte, meistens von Ried-<lb/> gräsern und einer von <hi rendition="#i">Juncus,</hi> hiengen auszer Stückchen Moos und ande-<lb/> rem Abfall gleichfalls noch an sechs Blättern unter den neununddreiszig.<lb/> Derselbe Freund sammelte am 27. Juni neun Pflanzen, welche zusammen<lb/> vierundsiebenzig Blätter trugen; und diese hatten sämmtlich, mit Aus-<lb/> nahme von drei jungen Blättern, Insecten gefangen; auf einem Blatte<lb/> wurden dreiszig Insecten gezählt, auf einem zweiten achtzehn und auf<lb/> einem dritten sechszehn. Ein anderer Freund untersuchte am 22. August<lb/> einige Pflanzen in Donegal in Irland und fand unter 157 Blättern Insecten<lb/> auf 70; fünfzehn dieser Blätter wurden mir zugeschickt, ein jedes Blatt<lb/> hatte im Mittel 2,4 Insecten gefangen. An neun derselben hiengen Blätter<lb/> (meist von <hi rendition="#i">Erica tetralix</hi>); sie waren aber dieses letzteren Umstandes<lb/> wegen ausgelesen worden. Ich will noch hinzufügen, dasz zeitig im August<lb/> mein Sohn Blätter dieser selben <hi rendition="#i">Erica</hi> und die Früchte einer <hi rendition="#i">Carex</hi> an<lb/> den Blättern einer <hi rendition="#i">Pinguicula</hi> in der Schweiz hängen fand, wahrschein-<lb/> lich <hi rendition="#i">Pinguicula alpina;</hi> auch einige Insecten, aber nicht in groszer An-<lb/> zahl, hiengen an den Blättern dieser Pflanze, welche viel besser ent-<lb/> wickelte Wurzeln hatte als die <hi rendition="#i">Pinguicula vulgaris.</hi> In Cumberland unter-<lb/> suchte Mr. <hi rendition="#k">Marshall</hi> am 3. September mir zu Gefallen sorgfältig zehn<lb/> Pflanzen, welche achtzig Blätter trugen; auf dreiundsechzig von diesen<lb/> (d. h. auf 79 Procent) fand er Insecten, 143 an der Zahl, so dasz jedes<lb/> Blatt im Mittel 2,27 Insecten hatte. Wenige Tage später schickte er<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [333/0347]
Cap. 16. Gefangene Insecten.
welche gereizt worden war. Der scharfe Blattrand ist durchscheinend
und trägt keinerlei Drüsen; hier enden die aus der Mittelrippe heraus-
tretenden Spiralgefäsze in Zellen, welche mit einer Spirallinie gezeich-
net sind, denen innerhalb der Drüsen der Drosera ziemlich ähnlich.
Die Wurzeln sind kurz. Drei Pflanzen wurden in Nord-Wales
am 20. Juni ausgegraben und sorgfältig gewaschen; jede hatte fünf
oder sechs nicht verzweigte Wurzeln, von denen die längste nur
1,2 Zoll masz. Zwei ziemlich junge Pflanzen wurden am 28. Septem-
ber untersucht; diese hatten eine gröszere Zahl von Wurzeln, näm-
lich acht und achtzehn, sämmtlich unter 1 Zoll lang und sehr wenig
verzweigt.
Ich war dadurch dazu veranlaszt worden, die Lebensweise dieser
Pflanzen zu untersuchen, dasz mir Mr. W. Marshall erzählte, auf den
Bergen von Cumberland hiengen viele Insecten an den Blättern derselben.
Ein Freund schickte mir am 23. Juni aus Nord-Wales neunund-
dreiszig Blätter, welche ausgewählt worden waren, weil ihnen Gegenstände
irgend welcher Art anhiengen. Von diesen Blättern hatten zweiund-
dreiszig 142 Insecten gefangen, oder im Mittel jedes Blatt 4,4, wobei
minutiöse Bruchstücke von Insecten nicht mitgezählt wurden. Auszer den
Insecten hiengen noch kleine, zu vier verschiedenen Arten von Pflanzen
gehörige Blätter, unter denen die der Erica tetralix weitaus die häufig-
sten waren, und drei äuszerst kleine keimende Pflänzchen, die vom Winde
verweht waren, neunzehn Blättern an. Eines hatte sogar zehn Blätter
des Haidekrautes gefangen. Samen oder Früchte, meistens von Ried-
gräsern und einer von Juncus, hiengen auszer Stückchen Moos und ande-
rem Abfall gleichfalls noch an sechs Blättern unter den neununddreiszig.
Derselbe Freund sammelte am 27. Juni neun Pflanzen, welche zusammen
vierundsiebenzig Blätter trugen; und diese hatten sämmtlich, mit Aus-
nahme von drei jungen Blättern, Insecten gefangen; auf einem Blatte
wurden dreiszig Insecten gezählt, auf einem zweiten achtzehn und auf
einem dritten sechszehn. Ein anderer Freund untersuchte am 22. August
einige Pflanzen in Donegal in Irland und fand unter 157 Blättern Insecten
auf 70; fünfzehn dieser Blätter wurden mir zugeschickt, ein jedes Blatt
hatte im Mittel 2,4 Insecten gefangen. An neun derselben hiengen Blätter
(meist von Erica tetralix); sie waren aber dieses letzteren Umstandes
wegen ausgelesen worden. Ich will noch hinzufügen, dasz zeitig im August
mein Sohn Blätter dieser selben Erica und die Früchte einer Carex an
den Blättern einer Pinguicula in der Schweiz hängen fand, wahrschein-
lich Pinguicula alpina; auch einige Insecten, aber nicht in groszer An-
zahl, hiengen an den Blättern dieser Pflanze, welche viel besser ent-
wickelte Wurzeln hatte als die Pinguicula vulgaris. In Cumberland unter-
suchte Mr. Marshall am 3. September mir zu Gefallen sorgfältig zehn
Pflanzen, welche achtzig Blätter trugen; auf dreiundsechzig von diesen
(d. h. auf 79 Procent) fand er Insecten, 143 an der Zahl, so dasz jedes
Blatt im Mittel 2,27 Insecten hatte. Wenige Tage später schickte er
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