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Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.

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Utricularia neglecta. Cap. 17.
aber endlich zu Grunde, an Erstickung, wie ich vermuthe, da der
ganze Sauerstoff des Wassers verbraucht worden war. Auch Süsz-
wasser-Würmer wurden von Cohn in einigen Blasen gefunden. In
allen Fällen waren die Blasen mit zerfallenen Thierresten voll von
lebenden Algen vieler Arten, von Infusorien und anderen niederen
Organismen, welche offenbar als Eindringlinge dort lebten.

Die Thiere gelangen in der Weise in die Blase, dasz sie den
hintern freien Rand der Klappe abbiegen, welcher sich dann, da er
in hohem Grade elastisch ist, augenblicklich wieder schlieszt. Da die
Kante äuszerst dünn ist und dicht an den Rand des Kragens sich an-
legt, wobei beide in die Blase vorspringen (s. Fig. 20), so wird es
offenbar für alle Thiere sehr schwierig sein, wieder herauszukommen,
wenn sie sich einmal gefangen haben; und allem Anscheine nach ent-
schlüpfen sie niemals. Um zu zeigen, wie dicht der Rand schlieszt,
will ich erwähnen, dasz mein Sohn eine Daphnia fand, welche eine
ihrer Antennen in den Schlitz gesteckt hatte; und dadurch wurde sie
einen ganzen Tag lang fest gehalten. Bei drei oder vier Gelegenheiten
habe ich lange schmale Larven, sowohl todte als auch lebendige, zwi-
schen die Klappe und den Kragen eingekeilt gefunden, wobei ihre
Körper halb innerhalb und halb auszerhalb der Blasen waren.

Da es mir sehr schwierig war, einzusehen, wie derartige minu-
tiöse und schwache Thiere, wie sie so häufig gefangen werden, sich
ihren Eintritt in die Blasen erzwingen können, habe ich viele Ver-
suche angestellt, um zu ermitteln, wie dies ausgeführt wird. Der
freie Rand der Klappe biegt sich so leicht, dasz man keinen Wider-
stand fühlt, wenn eine Nadel oder eine dünne Borste eingeführt wird.
Ein dünnes menschliches Haar, an einen Griff befestigt und so weit
abgeschnitten, dasz es kaum 1/4 Zoll vorsprang, gieng mit etwas
Schwierigkeit hinein; ein längeres Stück gab nach, anstatt einzugehn.
Bei drei Gelegenheiten wurden äuszerst kleine Stückchen blauen Glases
(um leicht erkannt zu werden) auf Klappen gelegt, während sie unter
Wasser waren; als ich leise versuchte, sie mit einer Nadel zu be-
wegen, verschwanden sie so plötzlich, dasz ich, da ich nicht sah, was
passiert war, glaubte, ich hätte sie fortgeschnellt; als ich aber die
Blasen untersuchte, fand ich sie ganz sicher eingeschlossen. Dasselbe
passirte meinem Sohne, welcher kleine Würfelchen von grünem Buchs-
baumholz (von ungefähr Zoll oder 0,423 Mm. Seitenlänge) auf
einige Klappen legte; und dreimal kaum es während des Actes, sie

Utricularia neglecta. Cap. 17.
aber endlich zu Grunde, an Erstickung, wie ich vermuthe, da der
ganze Sauerstoff des Wassers verbraucht worden war. Auch Süsz-
wasser-Würmer wurden von Cohn in einigen Blasen gefunden. In
allen Fällen waren die Blasen mit zerfallenen Thierresten voll von
lebenden Algen vieler Arten, von Infusorien und anderen niederen
Organismen, welche offenbar als Eindringlinge dort lebten.

Die Thiere gelangen in der Weise in die Blase, dasz sie den
hintern freien Rand der Klappe abbiegen, welcher sich dann, da er
in hohem Grade elastisch ist, augenblicklich wieder schlieszt. Da die
Kante äuszerst dünn ist und dicht an den Rand des Kragens sich an-
legt, wobei beide in die Blase vorspringen (s. Fig. 20), so wird es
offenbar für alle Thiere sehr schwierig sein, wieder herauszukommen,
wenn sie sich einmal gefangen haben; und allem Anscheine nach ent-
schlüpfen sie niemals. Um zu zeigen, wie dicht der Rand schlieszt,
will ich erwähnen, dasz mein Sohn eine Daphnia fand, welche eine
ihrer Antennen in den Schlitz gesteckt hatte; und dadurch wurde sie
einen ganzen Tag lang fest gehalten. Bei drei oder vier Gelegenheiten
habe ich lange schmale Larven, sowohl todte als auch lebendige, zwi-
schen die Klappe und den Kragen eingekeilt gefunden, wobei ihre
Körper halb innerhalb und halb auszerhalb der Blasen waren.

Da es mir sehr schwierig war, einzusehen, wie derartige minu-
tiöse und schwache Thiere, wie sie so häufig gefangen werden, sich
ihren Eintritt in die Blasen erzwingen können, habe ich viele Ver-
suche angestellt, um zu ermitteln, wie dies ausgeführt wird. Der
freie Rand der Klappe biegt sich so leicht, dasz man keinen Wider-
stand fühlt, wenn eine Nadel oder eine dünne Borste eingeführt wird.
Ein dünnes menschliches Haar, an einen Griff befestigt und so weit
abgeschnitten, dasz es kaum ¼ Zoll vorsprang, gieng mit etwas
Schwierigkeit hinein; ein längeres Stück gab nach, anstatt einzugehn.
Bei drei Gelegenheiten wurden äuszerst kleine Stückchen blauen Glases
(um leicht erkannt zu werden) auf Klappen gelegt, während sie unter
Wasser waren; als ich leise versuchte, sie mit einer Nadel zu be-
wegen, verschwanden sie so plötzlich, dasz ich, da ich nicht sah, was
passiert war, glaubte, ich hätte sie fortgeschnellt; als ich aber die
Blasen untersuchte, fand ich sie ganz sicher eingeschlossen. Dasselbe
passirte meinem Sohne, welcher kleine Würfelchen von grünem Buchs-
baumholz (von ungefähr Zoll oder 0,423 Mm. Seitenlänge) auf
einige Klappen legte; und dreimal kaum es während des Actes, sie

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[366/0380] Utricularia neglecta. Cap. 17. aber endlich zu Grunde, an Erstickung, wie ich vermuthe, da der ganze Sauerstoff des Wassers verbraucht worden war. Auch Süsz- wasser-Würmer wurden von Cohn in einigen Blasen gefunden. In allen Fällen waren die Blasen mit zerfallenen Thierresten voll von lebenden Algen vieler Arten, von Infusorien und anderen niederen Organismen, welche offenbar als Eindringlinge dort lebten. Die Thiere gelangen in der Weise in die Blase, dasz sie den hintern freien Rand der Klappe abbiegen, welcher sich dann, da er in hohem Grade elastisch ist, augenblicklich wieder schlieszt. Da die Kante äuszerst dünn ist und dicht an den Rand des Kragens sich an- legt, wobei beide in die Blase vorspringen (s. Fig. 20), so wird es offenbar für alle Thiere sehr schwierig sein, wieder herauszukommen, wenn sie sich einmal gefangen haben; und allem Anscheine nach ent- schlüpfen sie niemals. Um zu zeigen, wie dicht der Rand schlieszt, will ich erwähnen, dasz mein Sohn eine Daphnia fand, welche eine ihrer Antennen in den Schlitz gesteckt hatte; und dadurch wurde sie einen ganzen Tag lang fest gehalten. Bei drei oder vier Gelegenheiten habe ich lange schmale Larven, sowohl todte als auch lebendige, zwi- schen die Klappe und den Kragen eingekeilt gefunden, wobei ihre Körper halb innerhalb und halb auszerhalb der Blasen waren. Da es mir sehr schwierig war, einzusehen, wie derartige minu- tiöse und schwache Thiere, wie sie so häufig gefangen werden, sich ihren Eintritt in die Blasen erzwingen können, habe ich viele Ver- suche angestellt, um zu ermitteln, wie dies ausgeführt wird. Der freie Rand der Klappe biegt sich so leicht, dasz man keinen Wider- stand fühlt, wenn eine Nadel oder eine dünne Borste eingeführt wird. Ein dünnes menschliches Haar, an einen Griff befestigt und so weit abgeschnitten, dasz es kaum ¼ Zoll vorsprang, gieng mit etwas Schwierigkeit hinein; ein längeres Stück gab nach, anstatt einzugehn. Bei drei Gelegenheiten wurden äuszerst kleine Stückchen blauen Glases (um leicht erkannt zu werden) auf Klappen gelegt, während sie unter Wasser waren; als ich leise versuchte, sie mit einer Nadel zu be- wegen, verschwanden sie so plötzlich, dasz ich, da ich nicht sah, was passiert war, glaubte, ich hätte sie fortgeschnellt; als ich aber die Blasen untersuchte, fand ich sie ganz sicher eingeschlossen. Dasselbe passirte meinem Sohne, welcher kleine Würfelchen von grünem Buchs- baumholz (von ungefähr [FORMEL] Zoll oder 0,423 Mm. Seitenlänge) auf einige Klappen legte; und dreimal kaum es während des Actes, sie

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Zitationshilfe: Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/380>, abgerufen am 27.11.2024.