Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.Utricularia neglecta. Cap. 17. die kriechende Bewegung kleiner Crustaceen nachzuahmen; die Klappeöffnete sich aber nicht. Einige Blasen wurden, ehe sie gepinselt wurden, eine Zeit lang in Wasser verschiedener Temperaturen zwischen 26,6° bis 54,4° C. (80°--130° F.) gelegt, da dies, nach einer weit ver- breiteten Analogie zu urtheilen, dieselben gegen Reizung empfindlicher gemacht oder für sich selbst schon Bewegung erregt haben könnte; es wurde aber keine Wirkung hervorgebracht. Wir können daher schlieszen, dasz Thiere einfach dadurch in die Blase gelangen, dasz sie sich einen Eingang durch die schlitzförmige Öffnung erzwingen; ihr Kopf dient dabei als Keil. Ich bin aber darüber überrascht, dasz so kleine und schwache Geschöpfe, wie häufig gefangen werden (so z. B. der Nauplius eines Krustenthieres und ein Tardigrade) stark genug sein sollten, in dieser Weise vorzugehen, wenn ich daneben bedenke, dasz es schwer war, das Ende eines 1/4 Zoll langen Stückchen Haares hineinzubringen. Demungeachtet ist es gewisz, dasz schwache und kleine Geschöpfe wirklich eindringen; Mrs. Treat in New-Jersey ist erfolgreicher als irgend ein anderer Beobachter gewesen und hat häufig bei der Utricularia clandestina den Vorgang mit angesehen5. Sie sah ein tardigrades Thier langsam um eine Blase herumgehen, wie zum Recognosciren; endlich kroch es in die Vertiefung, in wel- cher die Klappe liegt, und dann gieng es leicht hinein. Sie war auch Zeuge von dem Fangen verschiedener sehr kleiner Krustenthiere. Cypris "war ganz schlau, wurde aber demungeachtet häufig gefangen. "Kam sie bis an den Eingang in die Blase, dann hielt sie für einen "Augenblick still und schosz dann hinweg; andere male kam sie ganz "nahe heran und wagte sich selbst ein Stückchen Wegs in den Ein- "gang hinein, kehrte aber zurück, als fürchtete sie sich. Eine an- "dere, unbedachtsamere, öffnete die Thüre und gieng hinein; sobald "sie indessen drin war, zeigte sie Unruhe, sie zog ihre Füsze und "Antennen ein und schlosz ihre Schale." Wenn Larven, dem An- scheine nach von Mücken, "in der Nähe des Eingangs fraszen, so "rannten sie ziemlich gewisz mit ihren Köpfen in das Netz, aus dem "es kein Entrinnen gab. Ehe eine grosze Larve verschluckt wird, "dauert es zuweilen drei oder vier Tage lang; der ganze Vorgang "rief mir das Bild in das Gedächtnis, was ich erhielt, als eine kleine "Schlange einen groszen Frosch verschlang." Da aber die Klappe 5 New York Tribune, wieder abgedruckt in The Gardener's Chronicle, 1875,
p. 303. Utricularia neglecta. Cap. 17. die kriechende Bewegung kleiner Crustaceen nachzuahmen; die Klappeöffnete sich aber nicht. Einige Blasen wurden, ehe sie gepinselt wurden, eine Zeit lang in Wasser verschiedener Temperaturen zwischen 26,6° bis 54,4° C. (80°—130° F.) gelegt, da dies, nach einer weit ver- breiteten Analogie zu urtheilen, dieselben gegen Reizung empfindlicher gemacht oder für sich selbst schon Bewegung erregt haben könnte; es wurde aber keine Wirkung hervorgebracht. Wir können daher schlieszen, dasz Thiere einfach dadurch in die Blase gelangen, dasz sie sich einen Eingang durch die schlitzförmige Öffnung erzwingen; ihr Kopf dient dabei als Keil. Ich bin aber darüber überrascht, dasz so kleine und schwache Geschöpfe, wie häufig gefangen werden (so z. B. der Nauplius eines Krustenthieres und ein Tardigrade) stark genug sein sollten, in dieser Weise vorzugehen, wenn ich daneben bedenke, dasz es schwer war, das Ende eines ¼ Zoll langen Stückchen Haares hineinzubringen. Demungeachtet ist es gewisz, dasz schwache und kleine Geschöpfe wirklich eindringen; Mrs. Treat in New-Jersey ist erfolgreicher als irgend ein anderer Beobachter gewesen und hat häufig bei der Utricularia clandestina den Vorgang mit angesehen5. Sie sah ein tardigrades Thier langsam um eine Blase herumgehen, wie zum Recognosciren; endlich kroch es in die Vertiefung, in wel- cher die Klappe liegt, und dann gieng es leicht hinein. Sie war auch Zeuge von dem Fangen verschiedener sehr kleiner Krustenthiere. Cypris „war ganz schlau, wurde aber demungeachtet häufig gefangen. „Kam sie bis an den Eingang in die Blase, dann hielt sie für einen „Augenblick still und schosz dann hinweg; andere male kam sie ganz „nahe heran und wagte sich selbst ein Stückchen Wegs in den Ein- „gang hinein, kehrte aber zurück, als fürchtete sie sich. Eine an- „dere, unbedachtsamere, öffnete die Thüre und gieng hinein; sobald „sie indessen drin war, zeigte sie Unruhe, sie zog ihre Füsze und „Antennen ein und schlosz ihre Schale.‟ Wenn Larven, dem An- scheine nach von Mücken, „in der Nähe des Eingangs fraszen, so „rannten sie ziemlich gewisz mit ihren Köpfen in das Netz, aus dem „es kein Entrinnen gab. Ehe eine grosze Larve verschluckt wird, „dauert es zuweilen drei oder vier Tage lang; der ganze Vorgang „rief mir das Bild in das Gedächtnis, was ich erhielt, als eine kleine „Schlange einen groszen Frosch verschlang.‟ Da aber die Klappe 5 New York Tribune, wieder abgedruckt in The Gardener’s Chronicle, 1875,
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Utricularia neglecta. Cap. 17.
die kriechende Bewegung kleiner Crustaceen nachzuahmen; die Klappe
öffnete sich aber nicht. Einige Blasen wurden, ehe sie gepinselt
wurden, eine Zeit lang in Wasser verschiedener Temperaturen zwischen
26,6° bis 54,4° C. (80°—130° F.) gelegt, da dies, nach einer weit ver-
breiteten Analogie zu urtheilen, dieselben gegen Reizung empfindlicher
gemacht oder für sich selbst schon Bewegung erregt haben könnte;
es wurde aber keine Wirkung hervorgebracht. Wir können daher
schlieszen, dasz Thiere einfach dadurch in die Blase gelangen, dasz
sie sich einen Eingang durch die schlitzförmige Öffnung erzwingen;
ihr Kopf dient dabei als Keil. Ich bin aber darüber überrascht, dasz
so kleine und schwache Geschöpfe, wie häufig gefangen werden (so
z. B. der Nauplius eines Krustenthieres und ein Tardigrade) stark
genug sein sollten, in dieser Weise vorzugehen, wenn ich daneben
bedenke, dasz es schwer war, das Ende eines ¼ Zoll langen Stückchen
Haares hineinzubringen. Demungeachtet ist es gewisz, dasz schwache
und kleine Geschöpfe wirklich eindringen; Mrs. Treat in New-Jersey
ist erfolgreicher als irgend ein anderer Beobachter gewesen und hat
häufig bei der Utricularia clandestina den Vorgang mit angesehen 5.
Sie sah ein tardigrades Thier langsam um eine Blase herumgehen,
wie zum Recognosciren; endlich kroch es in die Vertiefung, in wel-
cher die Klappe liegt, und dann gieng es leicht hinein. Sie war
auch Zeuge von dem Fangen verschiedener sehr kleiner Krustenthiere.
Cypris „war ganz schlau, wurde aber demungeachtet häufig gefangen.
„Kam sie bis an den Eingang in die Blase, dann hielt sie für einen
„Augenblick still und schosz dann hinweg; andere male kam sie ganz
„nahe heran und wagte sich selbst ein Stückchen Wegs in den Ein-
„gang hinein, kehrte aber zurück, als fürchtete sie sich. Eine an-
„dere, unbedachtsamere, öffnete die Thüre und gieng hinein; sobald
„sie indessen drin war, zeigte sie Unruhe, sie zog ihre Füsze und
„Antennen ein und schlosz ihre Schale.‟ Wenn Larven, dem An-
scheine nach von Mücken, „in der Nähe des Eingangs fraszen, so
„rannten sie ziemlich gewisz mit ihren Köpfen in das Netz, aus dem
„es kein Entrinnen gab. Ehe eine grosze Larve verschluckt wird,
„dauert es zuweilen drei oder vier Tage lang; der ganze Vorgang
„rief mir das Bild in das Gedächtnis, was ich erhielt, als eine kleine
„Schlange einen groszen Frosch verschlang.‟ Da aber die Klappe
5 New York Tribune, wieder abgedruckt in The Gardener’s Chronicle, 1875,
p. 303.
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