Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. 17. Absorption durch die viertheiligen Fortsätze.
den daher die meisten meiner Experimente so angestellt, dasz die
Blasen längsweise in zwei Hälften zerschnitten wurden; die vierthei-
ligen Fortsätze wurden dann mit dem System Hartnack Nr. 8 unter-
sucht und, während sie unter dem Deckgläschen lagen, mit wenig
Tropfen der zum Versuche dienenden Flüssigkeit befeuchtet, in einer
feuchten Kammer erhalten und nach bestimmten Zwischenräumen mit
derselben Vergröszerung wie vorher wieder untersucht.

Vier Blasen wurden zuerst, als Controlversuch, in der so eben ge-
schilderten Weise in einer Auflösung von einem Theil arabischen Gummis
auf 218 Theile Wasser, und zwei Blasen in einer Auflösung von einem
Theil Zucker auf 437 Theile Wasser versucht; in keinem der beiden
Fälle war nach 21 Stunden weder in den viertheiligen noch in den zwei-
theiligen Fortsätzen irgend eine Veränderung bemerkbar. Vier Blasen
wurden dann in derselben Weise mit einer Lösung von einem Theile
salpetersauren Ammoniaks auf 437 Theile Wasser behandelt und nach
21 Stunden wieder untersucht. In zweien von diesen erschienen nur die
viertheiligen Fortsätze voll von sehr fein granulirter Substanz, und ihre
protoplasmatische Auskleidung oder der Primordialschlauch war ein wenig
geschrumpft. In der dritten Blase schlossen die viertheiligen Fortsätze
deutlich sichtbare Körnchen ein, und der Primordialschlauch war nach
nur 8 Stunden ein wenig geschrumpft. In der vierten Blase war der
Primordialschlauch in den meisten der Fortsätze hier und da in kleinen
unregelmäszigen, gelblichen Flecken verdickt; und nach den Abstufungen,
welche in diesen und andern Fällen verfolgt werden konnten, schienen
diese Flecke die gröszeren freien Körnchen entstehen zu lassen, welche
innerhalb einiger der Fortsätze enthalten waren. Andere Blasen, welche,
so weit es beurtheilt werden konnte, niemals irgend eine Beute gefangen
hatten, wurden angestochen und in der nämlichen Lösung 17 Stunden
lang liegen gelassen; ihre viertheiligen Fortsätze enthielten nun sehr fein
granulirte Substanz.

Eine Blase wurde in zwei Hälften geschnitten, untersucht und mit
einer Lösung von einem Theile kohlensauren Ammoniaks auf 437 Theile
Wasser betropft. Nach 8 Stunden 30 Minuten enthielten die vierthei-
ligen Fortsätze ziemlich viele Körnchen und der Primordialschlauch war
etwas geschrumpft; nach 23 Stunden enthielten die viertheiligen und
zweigespaltenen Fortsätze viele Kugeln hyaliner Substanz; in einem Arm
wurden vierundzwanzig derartige Kugeln von mäsziger Grösze gezählt.
Zwei durchgeschnittene Blasen, welche vorher 21 Stunden lang in der
Gummiauflösung (ein Theil auf 218 Theile Wasser) liegen gelassen worden
waren, ohne afficirt worden zu sein, wurden mit der Lösung von kohlen-
saurem Ammoniak benetzt; und in beiden wurden die viertheiligen Fort-
sätze in nahezu derselben Art und Weise modificirt wie oben beschrieben
wurde, und zwar in der einen nach nur 9 Stunden und in der andern
nach 24 Stunden. Zwei Blasen, welche noch niemals irgend eine Beute
gefangen zu haben schienen, wurden angestochen und in die Lösung ge-
legt; die viertheiligen Fortsätze der einen wurden nach 17 Stunden unter-

Cap. 17. Absorption durch die viertheiligen Fortsätze.
den daher die meisten meiner Experimente so angestellt, dasz die
Blasen längsweise in zwei Hälften zerschnitten wurden; die vierthei-
ligen Fortsätze wurden dann mit dem System Hartnack Nr. 8 unter-
sucht und, während sie unter dem Deckgläschen lagen, mit wenig
Tropfen der zum Versuche dienenden Flüssigkeit befeuchtet, in einer
feuchten Kammer erhalten und nach bestimmten Zwischenräumen mit
derselben Vergröszerung wie vorher wieder untersucht.

Vier Blasen wurden zuerst, als Controlversuch, in der so eben ge-
schilderten Weise in einer Auflösung von einem Theil arabischen Gummis
auf 218 Theile Wasser, und zwei Blasen in einer Auflösung von einem
Theil Zucker auf 437 Theile Wasser versucht; in keinem der beiden
Fälle war nach 21 Stunden weder in den viertheiligen noch in den zwei-
theiligen Fortsätzen irgend eine Veränderung bemerkbar. Vier Blasen
wurden dann in derselben Weise mit einer Lösung von einem Theile
salpetersauren Ammoniaks auf 437 Theile Wasser behandelt und nach
21 Stunden wieder untersucht. In zweien von diesen erschienen nur die
viertheiligen Fortsätze voll von sehr fein granulirter Substanz, und ihre
protoplasmatische Auskleidung oder der Primordialschlauch war ein wenig
geschrumpft. In der dritten Blase schlossen die viertheiligen Fortsätze
deutlich sichtbare Körnchen ein, und der Primordialschlauch war nach
nur 8 Stunden ein wenig geschrumpft. In der vierten Blase war der
Primordialschlauch in den meisten der Fortsätze hier und da in kleinen
unregelmäszigen, gelblichen Flecken verdickt; und nach den Abstufungen,
welche in diesen und andern Fällen verfolgt werden konnten, schienen
diese Flecke die gröszeren freien Körnchen entstehen zu lassen, welche
innerhalb einiger der Fortsätze enthalten waren. Andere Blasen, welche,
so weit es beurtheilt werden konnte, niemals irgend eine Beute gefangen
hatten, wurden angestochen und in der nämlichen Lösung 17 Stunden
lang liegen gelassen; ihre viertheiligen Fortsätze enthielten nun sehr fein
granulirte Substanz.

Eine Blase wurde in zwei Hälften geschnitten, untersucht und mit
einer Lösung von einem Theile kohlensauren Ammoniaks auf 437 Theile
Wasser betropft. Nach 8 Stunden 30 Minuten enthielten die vierthei-
ligen Fortsätze ziemlich viele Körnchen und der Primordialschlauch war
etwas geschrumpft; nach 23 Stunden enthielten die viertheiligen und
zweigespaltenen Fortsätze viele Kugeln hyaliner Substanz; in einem Arm
wurden vierundzwanzig derartige Kugeln von mäsziger Grösze gezählt.
Zwei durchgeschnittene Blasen, welche vorher 21 Stunden lang in der
Gummiauflösung (ein Theil auf 218 Theile Wasser) liegen gelassen worden
waren, ohne afficirt worden zu sein, wurden mit der Lösung von kohlen-
saurem Ammoniak benetzt; und in beiden wurden die viertheiligen Fort-
sätze in nahezu derselben Art und Weise modificirt wie oben beschrieben
wurde, und zwar in der einen nach nur 9 Stunden und in der andern
nach 24 Stunden. Zwei Blasen, welche noch niemals irgend eine Beute
gefangen zu haben schienen, wurden angestochen und in die Lösung ge-
legt; die viertheiligen Fortsätze der einen wurden nach 17 Stunden unter-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0387" n="373"/><fw place="top" type="header">Cap. 17. Absorption durch die viertheiligen Fortsätze.</fw><lb/>
den daher die meisten meiner Experimente so angestellt, dasz die<lb/>
Blasen längsweise in zwei Hälften zerschnitten wurden; die vierthei-<lb/>
ligen Fortsätze wurden dann mit dem System <hi rendition="#k">Hartnack</hi> Nr. 8 unter-<lb/>
sucht und, während sie unter dem Deckgläschen lagen, mit wenig<lb/>
Tropfen der zum Versuche dienenden Flüssigkeit befeuchtet, in einer<lb/>
feuchten Kammer erhalten und nach bestimmten Zwischenräumen mit<lb/>
derselben Vergröszerung wie vorher wieder untersucht.</p><lb/>
        <p>Vier Blasen wurden zuerst, als Controlversuch, in der so eben ge-<lb/>
schilderten Weise in einer Auflösung von einem Theil arabischen Gummis<lb/>
auf 218 Theile Wasser, und zwei Blasen in einer Auflösung von einem<lb/>
Theil Zucker auf 437 Theile Wasser versucht; in keinem der beiden<lb/>
Fälle war nach 21 Stunden weder in den viertheiligen noch in den zwei-<lb/>
theiligen Fortsätzen irgend eine Veränderung bemerkbar. Vier Blasen<lb/>
wurden dann in derselben Weise mit einer Lösung von einem Theile<lb/>
salpetersauren Ammoniaks auf 437 Theile Wasser behandelt und nach<lb/>
21 Stunden wieder untersucht. In zweien von diesen erschienen nur die<lb/>
viertheiligen Fortsätze voll von sehr fein granulirter Substanz, und ihre<lb/>
protoplasmatische Auskleidung oder der Primordialschlauch war ein wenig<lb/>
geschrumpft. In der dritten Blase schlossen die viertheiligen Fortsätze<lb/>
deutlich sichtbare Körnchen ein, und der Primordialschlauch war nach<lb/>
nur 8 Stunden ein wenig geschrumpft. In der vierten Blase war der<lb/>
Primordialschlauch in den meisten der Fortsätze hier und da in kleinen<lb/>
unregelmäszigen, gelblichen Flecken verdickt; und nach den Abstufungen,<lb/>
welche in diesen und andern Fällen verfolgt werden konnten, schienen<lb/>
diese Flecke die gröszeren freien Körnchen entstehen zu lassen, welche<lb/>
innerhalb einiger der Fortsätze enthalten waren. Andere Blasen, welche,<lb/>
so weit es beurtheilt werden konnte, niemals irgend eine Beute gefangen<lb/>
hatten, wurden angestochen und in der nämlichen Lösung 17 Stunden<lb/>
lang liegen gelassen; ihre viertheiligen Fortsätze enthielten nun sehr fein<lb/>
granulirte Substanz.</p><lb/>
        <p>Eine Blase wurde in zwei Hälften geschnitten, untersucht und mit<lb/>
einer Lösung von einem Theile kohlensauren Ammoniaks auf 437 Theile<lb/>
Wasser betropft. Nach 8 Stunden 30 Minuten enthielten die vierthei-<lb/>
ligen Fortsätze ziemlich viele Körnchen und der Primordialschlauch war<lb/>
etwas geschrumpft; nach 23 Stunden enthielten die viertheiligen und<lb/>
zweigespaltenen Fortsätze viele Kugeln hyaliner Substanz; in einem Arm<lb/>
wurden vierundzwanzig derartige Kugeln von mäsziger Grösze gezählt.<lb/>
Zwei durchgeschnittene Blasen, welche vorher 21 Stunden lang in der<lb/>
Gummiauflösung (ein Theil auf 218 Theile Wasser) liegen gelassen worden<lb/>
waren, ohne afficirt worden zu sein, wurden mit der Lösung von kohlen-<lb/>
saurem Ammoniak benetzt; und in beiden wurden die viertheiligen Fort-<lb/>
sätze in nahezu derselben Art und Weise modificirt wie oben beschrieben<lb/>
wurde, und zwar in der einen nach nur 9 Stunden und in der andern<lb/>
nach 24 Stunden. Zwei Blasen, welche noch niemals irgend eine Beute<lb/>
gefangen zu haben schienen, wurden angestochen und in die Lösung ge-<lb/>
legt; die viertheiligen Fortsätze der einen wurden nach 17 Stunden unter-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[373/0387] Cap. 17. Absorption durch die viertheiligen Fortsätze. den daher die meisten meiner Experimente so angestellt, dasz die Blasen längsweise in zwei Hälften zerschnitten wurden; die vierthei- ligen Fortsätze wurden dann mit dem System Hartnack Nr. 8 unter- sucht und, während sie unter dem Deckgläschen lagen, mit wenig Tropfen der zum Versuche dienenden Flüssigkeit befeuchtet, in einer feuchten Kammer erhalten und nach bestimmten Zwischenräumen mit derselben Vergröszerung wie vorher wieder untersucht. Vier Blasen wurden zuerst, als Controlversuch, in der so eben ge- schilderten Weise in einer Auflösung von einem Theil arabischen Gummis auf 218 Theile Wasser, und zwei Blasen in einer Auflösung von einem Theil Zucker auf 437 Theile Wasser versucht; in keinem der beiden Fälle war nach 21 Stunden weder in den viertheiligen noch in den zwei- theiligen Fortsätzen irgend eine Veränderung bemerkbar. Vier Blasen wurden dann in derselben Weise mit einer Lösung von einem Theile salpetersauren Ammoniaks auf 437 Theile Wasser behandelt und nach 21 Stunden wieder untersucht. In zweien von diesen erschienen nur die viertheiligen Fortsätze voll von sehr fein granulirter Substanz, und ihre protoplasmatische Auskleidung oder der Primordialschlauch war ein wenig geschrumpft. In der dritten Blase schlossen die viertheiligen Fortsätze deutlich sichtbare Körnchen ein, und der Primordialschlauch war nach nur 8 Stunden ein wenig geschrumpft. In der vierten Blase war der Primordialschlauch in den meisten der Fortsätze hier und da in kleinen unregelmäszigen, gelblichen Flecken verdickt; und nach den Abstufungen, welche in diesen und andern Fällen verfolgt werden konnten, schienen diese Flecke die gröszeren freien Körnchen entstehen zu lassen, welche innerhalb einiger der Fortsätze enthalten waren. Andere Blasen, welche, so weit es beurtheilt werden konnte, niemals irgend eine Beute gefangen hatten, wurden angestochen und in der nämlichen Lösung 17 Stunden lang liegen gelassen; ihre viertheiligen Fortsätze enthielten nun sehr fein granulirte Substanz. Eine Blase wurde in zwei Hälften geschnitten, untersucht und mit einer Lösung von einem Theile kohlensauren Ammoniaks auf 437 Theile Wasser betropft. Nach 8 Stunden 30 Minuten enthielten die vierthei- ligen Fortsätze ziemlich viele Körnchen und der Primordialschlauch war etwas geschrumpft; nach 23 Stunden enthielten die viertheiligen und zweigespaltenen Fortsätze viele Kugeln hyaliner Substanz; in einem Arm wurden vierundzwanzig derartige Kugeln von mäsziger Grösze gezählt. Zwei durchgeschnittene Blasen, welche vorher 21 Stunden lang in der Gummiauflösung (ein Theil auf 218 Theile Wasser) liegen gelassen worden waren, ohne afficirt worden zu sein, wurden mit der Lösung von kohlen- saurem Ammoniak benetzt; und in beiden wurden die viertheiligen Fort- sätze in nahezu derselben Art und Weise modificirt wie oben beschrieben wurde, und zwar in der einen nach nur 9 Stunden und in der andern nach 24 Stunden. Zwei Blasen, welche noch niemals irgend eine Beute gefangen zu haben schienen, wurden angestochen und in die Lösung ge- legt; die viertheiligen Fortsätze der einen wurden nach 17 Stunden unter-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/387
Zitationshilfe: Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/387>, abgerufen am 27.11.2024.