Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.Cap. 18. Gefangene Thiere. von einer Pflanze, welche in Neu-Granada in schwarzer Erde gewachsenwar, wurden zuerst untersucht; und vier dieser umschloszen Thierreste. Die erste enthielt einen haarigen Acarus, so sehr verwest, dasz nichts übrig war als seine durchsichtige Haut; auch ein gelber chitinisirter Kopf von irgend einem Thier mit einer inneren Gabel, an welcher der Oesophagus aufgehangen war; ich konnte aber keine Mandibeln sehen; ferner die doppelte Kralle des Tarsus irgend eines Thiers; dann ein läng- liches, stark verwestes Thier; und endlich ein sonderbarer flaschenförmiger Organismus, dessen Wände von gerundeten Zellen gebildet wurden. Pro- fessor Claus hat diesen letzten Organismus angesehn, und denkt, dasz es die Schale eines Rhizopoden, wahrscheinlich einer Arcellide ist. In dieser Blase sowohl wie in mehreren andern fanden sich einige einzellige Algen und eine vielzellige Alge, welche ohne Zweifel als Eindringlinge dort ge- lebt hatten. Eine zweite Blase enthielt einen viel weniger als der frühere ver- Einige Blasen von einer Pflanze, welche als ein Epiphyt auf Trinidad Nur ein Experiment wurde an den viertheiligen Processen und Cap. 18. Gefangene Thiere. von einer Pflanze, welche in Neu-Granada in schwarzer Erde gewachsenwar, wurden zuerst untersucht; und vier dieser umschloszen Thierreste. Die erste enthielt einen haarigen Acarus, so sehr verwest, dasz nichts übrig war als seine durchsichtige Haut; auch ein gelber chitinisirter Kopf von irgend einem Thier mit einer inneren Gabel, an welcher der Oesophagus aufgehangen war; ich konnte aber keine Mandibeln sehen; ferner die doppelte Kralle des Tarsus irgend eines Thiers; dann ein läng- liches, stark verwestes Thier; und endlich ein sonderbarer flaschenförmiger Organismus, dessen Wände von gerundeten Zellen gebildet wurden. Pro- fessor Claus hat diesen letzten Organismus angesehn, und denkt, dasz es die Schale eines Rhizopoden, wahrscheinlich einer Arcellide ist. In dieser Blase sowohl wie in mehreren andern fanden sich einige einzellige Algen und eine vielzellige Alge, welche ohne Zweifel als Eindringlinge dort ge- lebt hatten. Eine zweite Blase enthielt einen viel weniger als der frühere ver- Einige Blasen von einer Pflanze, welche als ein Epiphyt auf Trinidad Nur ein Experiment wurde an den viertheiligen Processen und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0407" n="393"/><fw place="top" type="header">Cap. 18. 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Endlich enthielt eine<lb/> siebente Blase einen Organismus, aber von welcher Art, konnte nicht<lb/> entschieden werden.</p><lb/> <p>Nur ein Experiment wurde an den viertheiligen Processen und<lb/> den Drüsen in Bezug auf ihr Aufsaugungsvermögen angestellt. Eine<lb/> Blase wurde fein angestochen und 24 Stunden lang in einer Lösung<lb/> von einem Theil Harnstoff auf 437 Theile Wasser gelassen; die vier-<lb/> theiligen und zweispaltigen Fortsätze wurden stark afficirt gefunden.<lb/> In einigen Armen war nur eine einzige symmetrische kuglige Masse,<lb/> gröszer als der gewöhnliche Kern, vorhanden, welche aus gelblicher<lb/> Substanz bestand, meistentheils durchscheinend, aber zuweilen körnig;<lb/> in andern waren zwei Massen von verschiedener Grösze, die eine<lb/> grosz und die andere klein; und in noch anderen waren unregel-<lb/> mäszig geformte Körner, so dasz es schien, als ob der flüssige Inhalt<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [393/0407]
Cap. 18. Gefangene Thiere.
von einer Pflanze, welche in Neu-Granada in schwarzer Erde gewachsen
war, wurden zuerst untersucht; und vier dieser umschloszen Thierreste.
Die erste enthielt einen haarigen Acarus, so sehr verwest, dasz nichts
übrig war als seine durchsichtige Haut; auch ein gelber chitinisirter
Kopf von irgend einem Thier mit einer inneren Gabel, an welcher der
Oesophagus aufgehangen war; ich konnte aber keine Mandibeln sehen;
ferner die doppelte Kralle des Tarsus irgend eines Thiers; dann ein läng-
liches, stark verwestes Thier; und endlich ein sonderbarer flaschenförmiger
Organismus, dessen Wände von gerundeten Zellen gebildet wurden. Pro-
fessor Claus hat diesen letzten Organismus angesehn, und denkt, dasz es
die Schale eines Rhizopoden, wahrscheinlich einer Arcellide ist. In dieser
Blase sowohl wie in mehreren andern fanden sich einige einzellige Algen
und eine vielzellige Alge, welche ohne Zweifel als Eindringlinge dort ge-
lebt hatten.
Eine zweite Blase enthielt einen viel weniger als der frühere ver-
westen Acarus, dessen acht Beine erhalten waren; ebenso auch die Über-
resto von mehreren andern Gliederthieren. Eine dritte Blase enthielt das
Ende des Abdomen mit den beiden hinteren Gliedmaszen eines Acarus,
wie ich glaube. Eine vierte enthielt Reste von einem deutlich geglieder-
ten borstigen Thier, und von mehreren anderen Organismen sowohl als
viel dunkel braune organische Substanz, deren Natur nicht erkannt wer-
den konnte.
Einige Blasen von einer Pflanze, welche als ein Epiphyt auf Trinidad
in Westindien gelebt hatte, wurden zunächst untersucht, aber nicht so
sorgfältig wie die andern; auch waren sie nicht lange genug aufgeweicht
worden. Vier derselben enthielten viel braune durchscheinende körnige
Substanz, augenscheinlich organisch, aber mit keinen unterscheidbaren
Theilen. Die viertheiligen Fortsätze in zweien derselben waren bräun-
lich und ihr Inhalt körnig; und es war augenscheinlich, dasz sie Sub-
stanz aufgesaugt hatten. In einer fünften Blase war ein flaschenförmiger
Organismus, wie der oben erwähnte, vorhanden. Eine sechste enthielt ein
sehr langes, stark verwestes, wurmförmiges Thier. Endlich enthielt eine
siebente Blase einen Organismus, aber von welcher Art, konnte nicht
entschieden werden.
Nur ein Experiment wurde an den viertheiligen Processen und
den Drüsen in Bezug auf ihr Aufsaugungsvermögen angestellt. Eine
Blase wurde fein angestochen und 24 Stunden lang in einer Lösung
von einem Theil Harnstoff auf 437 Theile Wasser gelassen; die vier-
theiligen und zweispaltigen Fortsätze wurden stark afficirt gefunden.
In einigen Armen war nur eine einzige symmetrische kuglige Masse,
gröszer als der gewöhnliche Kern, vorhanden, welche aus gelblicher
Substanz bestand, meistentheils durchscheinend, aber zuweilen körnig;
in andern waren zwei Massen von verschiedener Grösze, die eine
grosz und die andere klein; und in noch anderen waren unregel-
mäszig geformte Körner, so dasz es schien, als ob der flüssige Inhalt
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