Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.Genlisea ornata. Cap. 18. ebenso wenig bekannt, wie im Fall der Utricularia) -- werden ihrenWiederaustritt durch die scharfen eingebogenen Haare auf den Lippen erschwert finden, und sobald sie ein kleines Stück den Hals hinunter- gegangen sind, wird es für sie kaum möglich sein umzukehren in Folge der vielen queren Reihen von langen geraden, mit den Spitzen nach unten gerichteten Haaren, zusammen mit den Leisten, von wel- chen diese vorspringen. Solche Geschöpfe werden daher entweder in dem Hals oder im Schlauche umkommen; und die viertheiligen und zweispaltigen Fortsätze werden aus ihren zerfallenen Resten Substanz aufsaugen. Die queren Reihen Haare sind so zahlreich, dasz sie blosz um das Entkommen der Beute zu verhindern, überflüssig scheinen, und da sie dünn und zart sind, so fungiren sie wahrscheinlich als weitere aufsaugende Organe, in derselben Weise, wie die biegsamen Borsten auf den eingebogenen Rändern der Blätter von Aldrovanda. Die Spiralarme fungiren ohne Zweifel als accessorische Fallen. Bis nicht frische Blätter untersucht worden sind, kann man nicht sagen, ob die Verbindungslinie der spiral gewundenen Platte ihrem ganzen Verlaufe entlang oder nur stellenweise etwas offen ist, aber ein klei- nes Geschöpf, welches seinen Weg an irgend einem Punkt in die Röhre erzwang, würde durch die eingebogenen Haare am Entkommen ver- hindert werden, und würde einen offnen Pfad nur die Röhre hinunter in den Hals und dadurch in den Schlauch finden. Wenn das Geschöpf in den Spiralarmen umkäme, würden seine verwesenden Reste von den zweispaltigen Papillen aufgesaugt und verwerthet werden. Wir sehen hieraus, dasz Thiere von Genlisea gefangen werden, nicht mittelst einer elastischen Klappe wie in den vorgehenden Arten, sondern durch eine, einer Aal-Falle ähnliche, wenngleich complicirtere Einrichtung. Genlisea africana (Süd-Africa.) -- Reste der schlauchtragenden Genlisea aurea (Brasilien). -- Ein Rest des Halses eines Schlau- Genlisea filiformis (Bahia, Brasilien). -- Viele Blätter wurden Genlisea ornata. Cap. 18. ebenso wenig bekannt, wie im Fall der Utricularia) — werden ihrenWiederaustritt durch die scharfen eingebogenen Haare auf den Lippen erschwert finden, und sobald sie ein kleines Stück den Hals hinunter- gegangen sind, wird es für sie kaum möglich sein umzukehren in Folge der vielen queren Reihen von langen geraden, mit den Spitzen nach unten gerichteten Haaren, zusammen mit den Leisten, von wel- chen diese vorspringen. Solche Geschöpfe werden daher entweder in dem Hals oder im Schlauche umkommen; und die viertheiligen und zweispaltigen Fortsätze werden aus ihren zerfallenen Resten Substanz aufsaugen. Die queren Reihen Haare sind so zahlreich, dasz sie blosz um das Entkommen der Beute zu verhindern, überflüssig scheinen, und da sie dünn und zart sind, so fungiren sie wahrscheinlich als weitere aufsaugende Organe, in derselben Weise, wie die biegsamen Borsten auf den eingebogenen Rändern der Blätter von Aldrovanda. Die Spiralarme fungiren ohne Zweifel als accessorische Fallen. Bis nicht frische Blätter untersucht worden sind, kann man nicht sagen, ob die Verbindungslinie der spiral gewundenen Platte ihrem ganzen Verlaufe entlang oder nur stellenweise etwas offen ist, aber ein klei- nes Geschöpf, welches seinen Weg an irgend einem Punkt in die Röhre erzwang, würde durch die eingebogenen Haare am Entkommen ver- hindert werden, und würde einen offnen Pfad nur die Röhre hinunter in den Hals und dadurch in den Schlauch finden. Wenn das Geschöpf in den Spiralarmen umkäme, würden seine verwesenden Reste von den zweispaltigen Papillen aufgesaugt und verwerthet werden. Wir sehen hieraus, dasz Thiere von Genlisea gefangen werden, nicht mittelst einer elastischen Klappe wie in den vorgehenden Arten, sondern durch eine, einer Aal-Falle ähnliche, wenngleich complicirtere Einrichtung. Genlisea africana (Süd-Africa.) — Reste der schlauchtragenden Genlisea aurea (Brasilien). — Ein Rest des Halses eines Schlau- Genlisea filiformis (Bahia, Brasilien). — Viele Blätter wurden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0418" n="404"/><fw place="top" type="header">Genlisea ornata. Cap. 18.</fw><lb/> ebenso wenig bekannt, wie im Fall der <hi rendition="#i">Utricularia)</hi> — werden ihren<lb/> Wiederaustritt durch die scharfen eingebogenen Haare auf den Lippen<lb/> erschwert finden, und sobald sie ein kleines Stück den Hals hinunter-<lb/> gegangen sind, wird es für sie kaum möglich sein umzukehren in<lb/> Folge der vielen queren Reihen von langen geraden, mit den Spitzen<lb/> nach unten gerichteten Haaren, zusammen mit den Leisten, von wel-<lb/> chen diese vorspringen. 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Genlisea ornata. Cap. 18.
ebenso wenig bekannt, wie im Fall der Utricularia) — werden ihren
Wiederaustritt durch die scharfen eingebogenen Haare auf den Lippen
erschwert finden, und sobald sie ein kleines Stück den Hals hinunter-
gegangen sind, wird es für sie kaum möglich sein umzukehren in
Folge der vielen queren Reihen von langen geraden, mit den Spitzen
nach unten gerichteten Haaren, zusammen mit den Leisten, von wel-
chen diese vorspringen. Solche Geschöpfe werden daher entweder in
dem Hals oder im Schlauche umkommen; und die viertheiligen und
zweispaltigen Fortsätze werden aus ihren zerfallenen Resten Substanz
aufsaugen. Die queren Reihen Haare sind so zahlreich, dasz sie blosz
um das Entkommen der Beute zu verhindern, überflüssig scheinen,
und da sie dünn und zart sind, so fungiren sie wahrscheinlich als
weitere aufsaugende Organe, in derselben Weise, wie die biegsamen
Borsten auf den eingebogenen Rändern der Blätter von Aldrovanda.
Die Spiralarme fungiren ohne Zweifel als accessorische Fallen. Bis
nicht frische Blätter untersucht worden sind, kann man nicht sagen,
ob die Verbindungslinie der spiral gewundenen Platte ihrem ganzen
Verlaufe entlang oder nur stellenweise etwas offen ist, aber ein klei-
nes Geschöpf, welches seinen Weg an irgend einem Punkt in die Röhre
erzwang, würde durch die eingebogenen Haare am Entkommen ver-
hindert werden, und würde einen offnen Pfad nur die Röhre hinunter
in den Hals und dadurch in den Schlauch finden. Wenn das Geschöpf
in den Spiralarmen umkäme, würden seine verwesenden Reste von den
zweispaltigen Papillen aufgesaugt und verwerthet werden. Wir sehen
hieraus, dasz Thiere von Genlisea gefangen werden, nicht mittelst
einer elastischen Klappe wie in den vorgehenden Arten, sondern durch
eine, einer Aal-Falle ähnliche, wenngleich complicirtere Einrichtung.
Genlisea africana (Süd-Africa.) — Reste der schlauchtragenden
Blätter dieser Art boten dieselbe Bauart dar, wie die der Genlisea
ornata. Ein beinahe vollkommener Acarus wurde in dem Schlauch
oder Hals eines Blattes gefunden, aber in welchem von den beiden
Theilen wurde nicht berichtet.
Genlisea aurea (Brasilien). — Ein Rest des Halses eines Schlau-
ches war mit queren Reihen von Haaren ausgekleidet und mit ver-
längerten Papillen versehn, genau so wie die im Hals der Genlisea
ornata. Es ist demzufolge wahrscheinlich, dasz der ganze Schlauch
ähnlich gebaut ist.
Genlisea filiformis (Bahia, Brasilien). — Viele Blätter wurden
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