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Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.

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untersucht, und keine wurden mit Schläuchen versehen gefunden,
während solche Blätter in den drei vorhergehenden Arten ohne Schwie-
rigkeit gefunden worden waren. Auf der andern Seite tragen die
Rhizome Blasen, welche dem wesentlichen Character nach denen an
den Rhizomen der Utricularia ähnlich sind. Diese Blasen sind durch-
sichtig und sehr klein, nämlich nur Zoll (0,254 Mm.) lang. Die
Antennen sind an ihren Basen nicht verbunden und tragen augen-
scheinlich einige lange Haare. Auf der Auszenseite der Blasen sind
nur einige wenige Papillen und innerlich sehr wenig viertheilige
Fortsätze vorhanden. Diese letzteren jedoch sind von ungewöhnlich
bedeutender Grösze im Verhältnis zu der Blase; ihre vier divergiren-
den Arme sind von gleicher Länge. In diesen kleinen Blasen war
keine Beute zu sehen. Da die Rhizome dieser Art mit Blasen ver-
sehen waren, wurden die der Genlisea africana, ornata und aurea
sorgfältig untersucht, aber es waren keine zu finden. Was sollen wir
aus diesen Thatsachen schlieszen? Besaszen die drei eben genannten
Arten, wie ihre nahen Verwandten, die verschiedenen Arten der Utri-
cularia,
ursprünglich Blasen an ihren Rhizomen, welche sie später
verloren, wogegen sie an ihrer Stelle schlauchtragende Blätter erhiel-
ten? Um diese Ansicht zu unterstützen, könnte hervorgehoben wer-
den, dasz die Blasen der Genlisea filiformis wegen ihrer geringen
Grösze und wegen der geringen Zahl ihrer viertheiligen Fortsätze,
auf dem Wege zu verkümmern begriffen zu sein scheinen; aber
warum hat diese Art nicht schlauchtragende Blätter erhalten, wie
ihre Gattungsgenossen?

Schlusz. -- Es ist nun gezeigt worden, dasz viele Arten von
Utricularia und zweier nahe verwandter Gattungen, welche die von
einander entferntesten Theile der Welt -- Europa, Africa, Indien, den
malayischen Archipel, Australien, Nord- und Süd-America -- bewoh-
nen, wunderbar schön dazu angepaszt sind, auf zwei Methoden kleine
wasser- oder landlebende Thiere zu fangen, und dasz sie die Produkte
von deren Zerfall aufsaugen.

Gewöhnliche Pflanzen der höheren Classen verschaffen sich die
nöthigen unorganischen Elemente aus dem Boden mittelst ihrer Wur-
zeln und absorbiren Kohlensäure aus der Luft mittelst ihrer Blätter
und Stengel. Wir haben aber in einem früheren Theile dieses Wer-
kes gesehen, dasz es eine Classe von Pflanzen gibt, welche thierische

Cap. 18. Schlusz.
untersucht, und keine wurden mit Schläuchen versehen gefunden,
während solche Blätter in den drei vorhergehenden Arten ohne Schwie-
rigkeit gefunden worden waren. Auf der andern Seite tragen die
Rhizome Blasen, welche dem wesentlichen Character nach denen an
den Rhizomen der Utricularia ähnlich sind. Diese Blasen sind durch-
sichtig und sehr klein, nämlich nur Zoll (0,254 Mm.) lang. Die
Antennen sind an ihren Basen nicht verbunden und tragen augen-
scheinlich einige lange Haare. Auf der Auszenseite der Blasen sind
nur einige wenige Papillen und innerlich sehr wenig viertheilige
Fortsätze vorhanden. Diese letzteren jedoch sind von ungewöhnlich
bedeutender Grösze im Verhältnis zu der Blase; ihre vier divergiren-
den Arme sind von gleicher Länge. In diesen kleinen Blasen war
keine Beute zu sehen. Da die Rhizome dieser Art mit Blasen ver-
sehen waren, wurden die der Genlisea africana, ornata und aurea
sorgfältig untersucht, aber es waren keine zu finden. Was sollen wir
aus diesen Thatsachen schlieszen? Besaszen die drei eben genannten
Arten, wie ihre nahen Verwandten, die verschiedenen Arten der Utri-
cularia,
ursprünglich Blasen an ihren Rhizomen, welche sie später
verloren, wogegen sie an ihrer Stelle schlauchtragende Blätter erhiel-
ten? Um diese Ansicht zu unterstützen, könnte hervorgehoben wer-
den, dasz die Blasen der Genlisea filiformis wegen ihrer geringen
Grösze und wegen der geringen Zahl ihrer viertheiligen Fortsätze,
auf dem Wege zu verkümmern begriffen zu sein scheinen; aber
warum hat diese Art nicht schlauchtragende Blätter erhalten, wie
ihre Gattungsgenossen?

Schlusz. — Es ist nun gezeigt worden, dasz viele Arten von
Utricularia und zweier nahe verwandter Gattungen, welche die von
einander entferntesten Theile der Welt — Europa, Africa, Indien, den
malayischen Archipel, Australien, Nord- und Süd-America — bewoh-
nen, wunderbar schön dazu angepaszt sind, auf zwei Methoden kleine
wasser- oder landlebende Thiere zu fangen, und dasz sie die Produkte
von deren Zerfall aufsaugen.

Gewöhnliche Pflanzen der höheren Classen verschaffen sich die
nöthigen unorganischen Elemente aus dem Boden mittelst ihrer Wur-
zeln und absorbiren Kohlensäure aus der Luft mittelst ihrer Blätter
und Stengel. Wir haben aber in einem früheren Theile dieses Wer-
kes gesehen, dasz es eine Classe von Pflanzen gibt, welche thierische

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[405/0419] Cap. 18. Schlusz. untersucht, und keine wurden mit Schläuchen versehen gefunden, während solche Blätter in den drei vorhergehenden Arten ohne Schwie- rigkeit gefunden worden waren. Auf der andern Seite tragen die Rhizome Blasen, welche dem wesentlichen Character nach denen an den Rhizomen der Utricularia ähnlich sind. Diese Blasen sind durch- sichtig und sehr klein, nämlich nur [FORMEL] Zoll (0,254 Mm.) lang. Die Antennen sind an ihren Basen nicht verbunden und tragen augen- scheinlich einige lange Haare. Auf der Auszenseite der Blasen sind nur einige wenige Papillen und innerlich sehr wenig viertheilige Fortsätze vorhanden. Diese letzteren jedoch sind von ungewöhnlich bedeutender Grösze im Verhältnis zu der Blase; ihre vier divergiren- den Arme sind von gleicher Länge. In diesen kleinen Blasen war keine Beute zu sehen. Da die Rhizome dieser Art mit Blasen ver- sehen waren, wurden die der Genlisea africana, ornata und aurea sorgfältig untersucht, aber es waren keine zu finden. Was sollen wir aus diesen Thatsachen schlieszen? Besaszen die drei eben genannten Arten, wie ihre nahen Verwandten, die verschiedenen Arten der Utri- cularia, ursprünglich Blasen an ihren Rhizomen, welche sie später verloren, wogegen sie an ihrer Stelle schlauchtragende Blätter erhiel- ten? Um diese Ansicht zu unterstützen, könnte hervorgehoben wer- den, dasz die Blasen der Genlisea filiformis wegen ihrer geringen Grösze und wegen der geringen Zahl ihrer viertheiligen Fortsätze, auf dem Wege zu verkümmern begriffen zu sein scheinen; aber warum hat diese Art nicht schlauchtragende Blätter erhalten, wie ihre Gattungsgenossen? Schlusz. — Es ist nun gezeigt worden, dasz viele Arten von Utricularia und zweier nahe verwandter Gattungen, welche die von einander entferntesten Theile der Welt — Europa, Africa, Indien, den malayischen Archipel, Australien, Nord- und Süd-America — bewoh- nen, wunderbar schön dazu angepaszt sind, auf zwei Methoden kleine wasser- oder landlebende Thiere zu fangen, und dasz sie die Produkte von deren Zerfall aufsaugen. Gewöhnliche Pflanzen der höheren Classen verschaffen sich die nöthigen unorganischen Elemente aus dem Boden mittelst ihrer Wur- zeln und absorbiren Kohlensäure aus der Luft mittelst ihrer Blätter und Stengel. Wir haben aber in einem früheren Theile dieses Wer- kes gesehen, dasz es eine Classe von Pflanzen gibt, welche thierische

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Zitationshilfe: Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/419>, abgerufen am 09.11.2024.