Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859.selbe wurde zwar nicht abgeschafft; es blieb ihm seine Ehre, *) Eine solche Abbildung nach einem alten Calendarium findet sich in
Graevii thesaur. antiqu. Roman. Tom. VIII. zu fol. 97. ſelbe wurde zwar nicht abgeſchafft; es blieb ihm ſeine Ehre, *) Eine ſolche Abbildung nach einem alten Calendarium findet ſich in
Graevii thesaur. antiqu. Roman. Tom. VIII. zu fol. 97. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0111" n="89"/> ſelbe wurde zwar nicht abgeſchafft; es blieb ihm ſeine Ehre,<lb/> ſein Monat, ſeine Feſtfeier; aber er wurde degradirt, und<lb/> das bedeutend. Denn er kam nicht nur um die erſte<lb/> Stelle, welche ſtatt ſeiner der doppelte Janus, als das<lb/> wahrhaftere Symbol des Römerthums, einnahm, ſondern<lb/> auch um die zweite, ſo daß er ſich mit der dritten begnü-<lb/> gen mußte. Die Anordnung war nehmlich dieſe, daß<lb/> zwiſchen den Monaten des Janus und des Mars ein<lb/> Reinigungs- und Sühnmonat, Namens <hi rendition="#aq">Februarius,</hi> von<lb/> dem ſabiniſchen Worte <hi rendition="#aq">februare,</hi> reinigen, ſühnen, zu ſte-<lb/> hen kam. In dieſen Monat fielen jene merkwürdigen<lb/><hi rendition="#g">Chariſtien,</hi> ein von der holden <hi rendition="#g">Charis</hi> benanntes<lb/> Feſt, wo der Aelteſte der Familie ſämmtliche Mitglieder<lb/> derſelben zu einem Liebes- und Verſöhnungsmahle ver-<lb/> ſammelte. Hier ladet ſelbſt der Name zur Vergleichung<lb/> mit einem chriſtlichen Gebrauche ein, ſofern <hi rendition="#g">Euchariſtie</hi><lb/> das h. Abendmahl bezeichnet. Die in dem doppelten Ja-<lb/> nus vereinigten Momente wurden in den beiden Monaten,<lb/> die auf den ſeinigen folgten, ſinnreich auseinandergelegt;<lb/> im Februar trat das religiöſe und ſittliche, im März das<lb/> kriegeriſche hervor, ſo daß jenes den Vorrang hatte. Es<lb/> gab auch eine Juno <hi rendition="#g">Februa, Februalis, Februlis,<lb/> Februtis, Februata;</hi> und wenn die Monate ſymboliſch<lb/> abgebildet wurden, ſo erhielt der Februar allein eine weib-<lb/> liche Geſtalt. <note place="foot" n="*)">Eine ſolche Abbildung nach einem alten Calendarium findet ſich in<lb/><hi rendition="#aq">Graevii thesaur. antiqu. Roman. Tom. VIII.</hi> zu <hi rendition="#aq">fol.</hi> 97.</note> Damit mag es zuſammenhängen, wenn der eine<lb/> Kopf des Janus, ſtatt, wie gewöhnlich, ein ebenfalls männlicher<lb/> und bärtiger zu ſein, als ein weiblicher erſcheint. Dem Prin-<lb/> cip des Inſichgehens, der Zurückziehung vom Aeußeren,<lb/> des Friedens, der Milde, dem Janus <hi rendition="#g">Cluſius,</hi> wie man<lb/> es ſonſt im Unterſchiede von dem Janus <hi rendition="#g">Patulcius</hi><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [89/0111]
ſelbe wurde zwar nicht abgeſchafft; es blieb ihm ſeine Ehre,
ſein Monat, ſeine Feſtfeier; aber er wurde degradirt, und
das bedeutend. Denn er kam nicht nur um die erſte
Stelle, welche ſtatt ſeiner der doppelte Janus, als das
wahrhaftere Symbol des Römerthums, einnahm, ſondern
auch um die zweite, ſo daß er ſich mit der dritten begnü-
gen mußte. Die Anordnung war nehmlich dieſe, daß
zwiſchen den Monaten des Janus und des Mars ein
Reinigungs- und Sühnmonat, Namens Februarius, von
dem ſabiniſchen Worte februare, reinigen, ſühnen, zu ſte-
hen kam. In dieſen Monat fielen jene merkwürdigen
Chariſtien, ein von der holden Charis benanntes
Feſt, wo der Aelteſte der Familie ſämmtliche Mitglieder
derſelben zu einem Liebes- und Verſöhnungsmahle ver-
ſammelte. Hier ladet ſelbſt der Name zur Vergleichung
mit einem chriſtlichen Gebrauche ein, ſofern Euchariſtie
das h. Abendmahl bezeichnet. Die in dem doppelten Ja-
nus vereinigten Momente wurden in den beiden Monaten,
die auf den ſeinigen folgten, ſinnreich auseinandergelegt;
im Februar trat das religiöſe und ſittliche, im März das
kriegeriſche hervor, ſo daß jenes den Vorrang hatte. Es
gab auch eine Juno Februa, Februalis, Februlis,
Februtis, Februata; und wenn die Monate ſymboliſch
abgebildet wurden, ſo erhielt der Februar allein eine weib-
liche Geſtalt. *) Damit mag es zuſammenhängen, wenn der eine
Kopf des Janus, ſtatt, wie gewöhnlich, ein ebenfalls männlicher
und bärtiger zu ſein, als ein weiblicher erſcheint. Dem Prin-
cip des Inſichgehens, der Zurückziehung vom Aeußeren,
des Friedens, der Milde, dem Janus Cluſius, wie man
es ſonſt im Unterſchiede von dem Janus Patulcius
*) Eine ſolche Abbildung nach einem alten Calendarium findet ſich in
Graevii thesaur. antiqu. Roman. Tom. VIII. zu fol. 97.
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Zitationshilfe: | Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859/111>, abgerufen am 16.02.2025. |