Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859.im Heidenthum vorkommende Licht der Wahrheit insbe- *) Vergl. die Bemerkungen meines hochverehrten Freundes, Herrn Dom-
capitulars und Professors der Theologie Dr. Heinrich zu Mainz, der sich in der Vorrede zu seiner Uebersetzung des genannten Werkes S. XIII. f. in entsprechender Weise vernehmen läßt. Er verwirft die An- nahme, daß man in Sachen der Religion nur glauben und auf den Gebrauch der Vernunft verzichten müsse, und fügt hinzu: "Die katho- lische Kirche und mit ihr die ganze große und gesunde Theologie und Philosophie, die sich von der Zeit der Kirchenväter bis auf den heuti- gen Tag stets gleich geblieben, hat mit aller Entschiedenheit jenes Vor- urtheil verworfen und den von Gott gegründeten Einklang zwischen Vernunft und Offenbarung, Glauben und Wissenschaft behauptet. Demgemäß hat sie allezeit, wie die Rechte des Glaubens, so auch die der menschlichen Vernunft vertheidigt, und es wird die Zeit kom- men, ja sie ist schon da, wo die Kirche den Beruf hat, nicht bloß den Glauben, sondern auch Vernunft und Philosophie, gegenüber einem trostlosen Scepticismus und geistleugnenden Materialismus einerseits, und einem falschen Mysticismus andererseits zu retten." im Heidenthum vorkommende Licht der Wahrheit insbe- *) Vergl. die Bemerkungen meines hochverehrten Freundes, Herrn Dom-
capitulars und Profeſſors der Theologie Dr. Heinrich zu Mainz, der ſich in der Vorrede zu ſeiner Ueberſetzung des genannten Werkes S. XIII. f. in entſprechender Weiſe vernehmen läßt. Er verwirft die An- nahme, daß man in Sachen der Religion nur glauben und auf den Gebrauch der Vernunft verzichten müſſe, und fügt hinzu: „Die katho- liſche Kirche und mit ihr die ganze große und geſunde Theologie und Philoſophie, die ſich von der Zeit der Kirchenväter bis auf den heuti- gen Tag ſtets gleich geblieben, hat mit aller Entſchiedenheit jenes Vor- urtheil verworfen und den von Gott gegründeten Einklang zwiſchen Vernunft und Offenbarung, Glauben und Wiſſenſchaft behauptet. Demgemäß hat ſie allezeit, wie die Rechte des Glaubens, ſo auch die der menſchlichen Vernunft vertheidigt, und es wird die Zeit kom- men, ja ſie iſt ſchon da, wo die Kirche den Beruf hat, nicht bloß den Glauben, ſondern auch Vernunft und Philoſophie, gegenüber einem troſtloſen Scepticismus und geiſtleugnenden Materialismus einerſeits, und einem falſchen Myſticismus andererſeits zu retten.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0141" n="119"/> im Heidenthum vorkommende Licht der Wahrheit insbe-<lb/> ſondere in einer ſehr befriedigenden und erfreulichen Weiſe<lb/> erklärt. Wir haben oben eines Ausſpruches von <hi rendition="#g">Goethe</hi><lb/> gedacht: „Wär’ nicht das Auge ſonnenhaft, die Sonne<lb/> könnt’ es nicht erblicken“ u. ſ. w. Ganz ſo ſagt <hi rendition="#g">De-<lb/> champs</hi>: „Wäre die Wahrheit nicht in uns, woran ſoll-<lb/> ten wir die Wahrheit erkennen außer uns! Wenn wir<lb/> nur das als wahr <hi rendition="#g">anerkennen</hi> dürfen, was wir als<lb/> ſolches <hi rendition="#g">erkannt</hi> haben, ſo geſchieht es offenbar darum,<lb/> weil wir eine Regel in uns haben, woran wir es erken-<lb/> nen; und dieſe Regel heißt die <hi rendition="#g">Vernunft</hi>.“ Auf die<lb/> Lehre, daß der Menſch nach dem Ebenbilde Gottes ge-<lb/> ſchaffen, gründet <hi rendition="#g">Dechamps</hi> den Satz, daß der Menſch<lb/> in ſich alle Wahrheit trage, nehmlich ebenbildlich, ſo wie<lb/> ſie Gott urbildlich in ſich trägt.<note place="foot" n="*)">Vergl. die Bemerkungen meines hochverehrten Freundes, Herrn Dom-<lb/> capitulars und Profeſſors der Theologie <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Heinrich</hi> zu Mainz, der<lb/> ſich in der Vorrede zu ſeiner Ueberſetzung des genannten Werkes S.<lb/><hi rendition="#aq">XIII.</hi> f. in entſprechender Weiſe vernehmen läßt. Er verwirft die An-<lb/> nahme, daß man in Sachen der Religion nur glauben und auf den<lb/> Gebrauch der Vernunft verzichten müſſe, und fügt hinzu: „Die katho-<lb/> liſche Kirche und mit ihr die ganze große und geſunde Theologie und<lb/> Philoſophie, die ſich von der Zeit der Kirchenväter bis auf den heuti-<lb/> gen Tag ſtets gleich geblieben, hat mit aller Entſchiedenheit jenes Vor-<lb/> urtheil verworfen und den von Gott gegründeten Einklang zwiſchen<lb/> Vernunft und Offenbarung, Glauben und Wiſſenſchaft behauptet.<lb/> Demgemäß hat ſie allezeit, wie die Rechte des Glaubens, ſo auch die<lb/> der menſchlichen Vernunft vertheidigt, und <hi rendition="#g">es wird die Zeit kom-<lb/> men, ja ſie iſt ſchon da, wo die Kirche den Beruf hat,<lb/> nicht bloß den Glauben, ſondern auch Vernunft und<lb/> Philoſophie, gegenüber einem troſtloſen Scepticismus<lb/> und geiſtleugnenden Materialismus einerſeits, und<lb/> einem falſchen Myſticismus andererſeits zu retten</hi>.“</note> Er bezeichnet es fer-<lb/> ner als einen Irrthum, zu glauben, die wahre Religion<lb/> ſei in einem gewiſſen Zeitalter in einen Winkel der Erde<lb/> verbannt geweſen. „<hi rendition="#g">Gott hatte ſeine Heiligen,<lb/></hi></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [119/0141]
im Heidenthum vorkommende Licht der Wahrheit insbe-
ſondere in einer ſehr befriedigenden und erfreulichen Weiſe
erklärt. Wir haben oben eines Ausſpruches von Goethe
gedacht: „Wär’ nicht das Auge ſonnenhaft, die Sonne
könnt’ es nicht erblicken“ u. ſ. w. Ganz ſo ſagt De-
champs: „Wäre die Wahrheit nicht in uns, woran ſoll-
ten wir die Wahrheit erkennen außer uns! Wenn wir
nur das als wahr anerkennen dürfen, was wir als
ſolches erkannt haben, ſo geſchieht es offenbar darum,
weil wir eine Regel in uns haben, woran wir es erken-
nen; und dieſe Regel heißt die Vernunft.“ Auf die
Lehre, daß der Menſch nach dem Ebenbilde Gottes ge-
ſchaffen, gründet Dechamps den Satz, daß der Menſch
in ſich alle Wahrheit trage, nehmlich ebenbildlich, ſo wie
ſie Gott urbildlich in ſich trägt. *) Er bezeichnet es fer-
ner als einen Irrthum, zu glauben, die wahre Religion
ſei in einem gewiſſen Zeitalter in einen Winkel der Erde
verbannt geweſen. „Gott hatte ſeine Heiligen,
*) Vergl. die Bemerkungen meines hochverehrten Freundes, Herrn Dom-
capitulars und Profeſſors der Theologie Dr. Heinrich zu Mainz, der
ſich in der Vorrede zu ſeiner Ueberſetzung des genannten Werkes S.
XIII. f. in entſprechender Weiſe vernehmen läßt. Er verwirft die An-
nahme, daß man in Sachen der Religion nur glauben und auf den
Gebrauch der Vernunft verzichten müſſe, und fügt hinzu: „Die katho-
liſche Kirche und mit ihr die ganze große und geſunde Theologie und
Philoſophie, die ſich von der Zeit der Kirchenväter bis auf den heuti-
gen Tag ſtets gleich geblieben, hat mit aller Entſchiedenheit jenes Vor-
urtheil verworfen und den von Gott gegründeten Einklang zwiſchen
Vernunft und Offenbarung, Glauben und Wiſſenſchaft behauptet.
Demgemäß hat ſie allezeit, wie die Rechte des Glaubens, ſo auch die
der menſchlichen Vernunft vertheidigt, und es wird die Zeit kom-
men, ja ſie iſt ſchon da, wo die Kirche den Beruf hat,
nicht bloß den Glauben, ſondern auch Vernunft und
Philoſophie, gegenüber einem troſtloſen Scepticismus
und geiſtleugnenden Materialismus einerſeits, und
einem falſchen Myſticismus andererſeits zu retten.“
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