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Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859.

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der vom heil. Lazarus, und die Nonnen dieser Congregation üben
die Barmherzigkeit in den Gefängnissen. Diese Damen, von denen
viele den höheren Ständen angehören, widmen sich mit aller Hingebung
ihrem undankbaren Geschäfte. Ich weiß aus sicheren Quellen, daß
keine von ihnen über fünfzig Jahre alt wird; es kommt das von der
schlechten Gefängnißluft, welche sie einathmen ....... Sie stellen sich
vielleicht vor, daß die Aufnahme in diesen Orden leicht zu erlangen
sei! Allein dem ist nicht so. Ehe man die Postulantinnen zuläßt,
werden sie der strengsten Prüfung unterworfen; man verlangt überdies
ein Einbringen von 5000 Francs. Was sagen Sie dazu? Wenn
man von unseren Mädchen als Bedingniß ihres Eintrittes in das
Diaconissen-Haus zu Berlin oder Sonnenburg 1000 Thaler verlangte,
was würde daraus werden? ...... Es ist eine mir unerklärliche Er-
scheinung, daß, während es uns alle Mühe von der Welt kostet, eine
Schwester zu erwerben, die Katholiken deren im Ueberfluß finden."
Der Katholicismus ist Leben und That -- das ist es, das zeichnet
ihn, wie man auch übrigens von ihm denken möge, notorisch aus; das
suchte, das fand ich in ihm. Daß übrigens im Schoße der außer-
und antikatholischen Societät viel edle, schöne, herrliche, in ihrer Art
einzige Kräfte vorhanden, die, wenn sie in den Dienst der alten, gro-
ßen Mutterkirche träten, dieser von unschätzbarem Werthe sein und ihr
die Welt vollends erobern würden, darüber dürfte sich eben so wenig
ein Streit erheben. Ich selber vergleiche mich nicht mit denen, welche
ich hier im Sinne habe. Um so mehr wünschte ich, daß sie meinem
Beispiel folgten und daß auf diese Weise die Geister wieder einen ge-
meinschaftlichen Boden, eine umfassende Heimath gewännen, um sich
zusammen mit jeder Art von Kraft, Begabung und Tüchtigkeit dem
großen Ziele zu nähern, dessen Erreichung der Zweck und Drang der
Weltgeschichte ist.



Aschendorff'sche Buchdruckerei in Münster.

der vom heil. Lazarus, und die Nonnen dieſer Congregation üben
die Barmherzigkeit in den Gefängniſſen. Dieſe Damen, von denen
viele den höheren Ständen angehören, widmen ſich mit aller Hingebung
ihrem undankbaren Geſchäfte. Ich weiß aus ſicheren Quellen, daß
keine von ihnen über fünfzig Jahre alt wird; es kommt das von der
ſchlechten Gefängnißluft, welche ſie einathmen ....... Sie ſtellen ſich
vielleicht vor, daß die Aufnahme in dieſen Orden leicht zu erlangen
ſei! Allein dem iſt nicht ſo. Ehe man die Poſtulantinnen zuläßt,
werden ſie der ſtrengſten Prüfung unterworfen; man verlangt überdies
ein Einbringen von 5000 Francs. Was ſagen Sie dazu? Wenn
man von unſeren Mädchen als Bedingniß ihres Eintrittes in das
Diaconiſſen-Haus zu Berlin oder Sonnenburg 1000 Thaler verlangte,
was würde daraus werden? ...... Es iſt eine mir unerklärliche Er-
ſcheinung, daß, während es uns alle Mühe von der Welt koſtet, eine
Schweſter zu erwerben, die Katholiken deren im Ueberfluß finden.“
Der Katholicismus iſt Leben und That — das iſt es, das zeichnet
ihn, wie man auch übrigens von ihm denken möge, notoriſch aus; das
ſuchte, das fand ich in ihm. Daß übrigens im Schoße der außer-
und antikatholiſchen Societät viel edle, ſchöne, herrliche, in ihrer Art
einzige Kräfte vorhanden, die, wenn ſie in den Dienſt der alten, gro-
ßen Mutterkirche träten, dieſer von unſchätzbarem Werthe ſein und ihr
die Welt vollends erobern würden, darüber dürfte ſich eben ſo wenig
ein Streit erheben. Ich ſelber vergleiche mich nicht mit denen, welche
ich hier im Sinne habe. Um ſo mehr wünſchte ich, daß ſie meinem
Beiſpiel folgten und daß auf dieſe Weiſe die Geiſter wieder einen ge-
meinſchaftlichen Boden, eine umfaſſende Heimath gewännen, um ſich
zuſammen mit jeder Art von Kraft, Begabung und Tüchtigkeit dem
großen Ziele zu nähern, deſſen Erreichung der Zweck und Drang der
Weltgeſchichte iſt.



Aſchendorff’ſche Buchdruckerei in Münſter.

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[128/0150] der vom heil. Lazarus, und die Nonnen dieſer Congregation üben die Barmherzigkeit in den Gefängniſſen. Dieſe Damen, von denen viele den höheren Ständen angehören, widmen ſich mit aller Hingebung ihrem undankbaren Geſchäfte. Ich weiß aus ſicheren Quellen, daß keine von ihnen über fünfzig Jahre alt wird; es kommt das von der ſchlechten Gefängnißluft, welche ſie einathmen ....... Sie ſtellen ſich vielleicht vor, daß die Aufnahme in dieſen Orden leicht zu erlangen ſei! Allein dem iſt nicht ſo. Ehe man die Poſtulantinnen zuläßt, werden ſie der ſtrengſten Prüfung unterworfen; man verlangt überdies ein Einbringen von 5000 Francs. Was ſagen Sie dazu? Wenn man von unſeren Mädchen als Bedingniß ihres Eintrittes in das Diaconiſſen-Haus zu Berlin oder Sonnenburg 1000 Thaler verlangte, was würde daraus werden? ...... Es iſt eine mir unerklärliche Er- ſcheinung, daß, während es uns alle Mühe von der Welt koſtet, eine Schweſter zu erwerben, die Katholiken deren im Ueberfluß finden.“ Der Katholicismus iſt Leben und That — das iſt es, das zeichnet ihn, wie man auch übrigens von ihm denken möge, notoriſch aus; das ſuchte, das fand ich in ihm. Daß übrigens im Schoße der außer- und antikatholiſchen Societät viel edle, ſchöne, herrliche, in ihrer Art einzige Kräfte vorhanden, die, wenn ſie in den Dienſt der alten, gro- ßen Mutterkirche träten, dieſer von unſchätzbarem Werthe ſein und ihr die Welt vollends erobern würden, darüber dürfte ſich eben ſo wenig ein Streit erheben. Ich ſelber vergleiche mich nicht mit denen, welche ich hier im Sinne habe. Um ſo mehr wünſchte ich, daß ſie meinem Beiſpiel folgten und daß auf dieſe Weiſe die Geiſter wieder einen ge- meinſchaftlichen Boden, eine umfaſſende Heimath gewännen, um ſich zuſammen mit jeder Art von Kraft, Begabung und Tüchtigkeit dem großen Ziele zu nähern, deſſen Erreichung der Zweck und Drang der Weltgeſchichte iſt. Aſchendorff’ſche Buchdruckerei in Münſter.

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Zitationshilfe: Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859/150>, abgerufen am 24.11.2024.