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Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859.

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Berücksichtigung derselben verbunden war; daß dieses Volk
nicht wild und trotzig nur seiner eigenen menschlichen Kraft
und Macht vertraute, sondern bei aller Energie des Wil-
lens und Thuns und bei allem Gefühle und Bewußtsein
irdischer Größe und Ueberlegenheit doch stets demuthsvoll
den Blick nach oben richtete und all sein Glück, seine Ho-
heit und Herrschaft nur einer göttlichen Gunst und Obhut
zu verdanken glaubte. Auch diese Seite des Römerthums
war wieder merkwürdig in sich selbst gespalten; eine ganz
äußerliche, abergläubische, ja läppische und lächerliche Schaale
enthielt einen edlen und tiefen Kern, der in jenen Zeiten
nicht wohl von ihr zu trennen und in seiner Reinheit und
Freiheit herauszufassen war, und der, wenn diese Schaale
verachtet und verhöhnt wurde, zugleich mit ihr verloren zu
gehen drohte; daher diejenigen nicht zu loben sind, die sich
gegen Gebräuche der Art, so kleinlich und albern sie auch
erscheinen mochten, ein Benehmen erlaubten, wie z. B. von
P. Claudius Pulcher bekannt. Derselbe wollte im
ersten punischen Kriege ein Seetreffen liefern; die Auspicien
fielen jedoch ungünstig aus, da die der Sitte gemäß be-
obachteten jungen Hühner nicht fressen wollten. "Wenn sie
nicht fressen wollen, so mögen sie saufen", sagte der irreli-
giöse Feldherr und ließ sie in's Wasser werfen. Das
Glück war nicht mit ihm. Er büßte im Gefechte seine
Flotte ein, wie sein College, L. Junius Pullus, der
ebenfalls die Auspicien verachtete, die seinige durch einen
Schiffbruch verlor. Der Eine wurde durch das Volksgericht
verurtheilt, der Andere tödtete sich selbst. Man vergleiche
über diese Gegenstände namentlich das erste Buch der Beispiel-
sammlung des Valerius Maximus! Dieser Schrift-
steller, der zur Zeit des Kaisers Tiberius lebte, zeigt
uns in seinem Werke, was damals noch Alles geglaubt
wurde. Er führt auch Fälle von Nichtachtung solcher

Berückſichtigung derſelben verbunden war; daß dieſes Volk
nicht wild und trotzig nur ſeiner eigenen menſchlichen Kraft
und Macht vertraute, ſondern bei aller Energie des Wil-
lens und Thuns und bei allem Gefühle und Bewußtſein
irdiſcher Größe und Ueberlegenheit doch ſtets demuthsvoll
den Blick nach oben richtete und all ſein Glück, ſeine Ho-
heit und Herrſchaft nur einer göttlichen Gunſt und Obhut
zu verdanken glaubte. Auch dieſe Seite des Römerthums
war wieder merkwürdig in ſich ſelbſt geſpalten; eine ganz
äußerliche, abergläubiſche, ja läppiſche und lächerliche Schaale
enthielt einen edlen und tiefen Kern, der in jenen Zeiten
nicht wohl von ihr zu trennen und in ſeiner Reinheit und
Freiheit herauszufaſſen war, und der, wenn dieſe Schaale
verachtet und verhöhnt wurde, zugleich mit ihr verloren zu
gehen drohte; daher diejenigen nicht zu loben ſind, die ſich
gegen Gebräuche der Art, ſo kleinlich und albern ſie auch
erſcheinen mochten, ein Benehmen erlaubten, wie z. B. von
P. Claudius Pulcher bekannt. Derſelbe wollte im
erſten puniſchen Kriege ein Seetreffen liefern; die Auſpicien
fielen jedoch ungünſtig aus, da die der Sitte gemäß be-
obachteten jungen Hühner nicht freſſen wollten. „Wenn ſie
nicht freſſen wollen, ſo mögen ſie ſaufen“, ſagte der irreli-
giöſe Feldherr und ließ ſie in’s Waſſer werfen. Das
Glück war nicht mit ihm. Er büßte im Gefechte ſeine
Flotte ein, wie ſein College, L. Junius Pullus, der
ebenfalls die Auspicien verachtete, die ſeinige durch einen
Schiffbruch verlor. Der Eine wurde durch das Volksgericht
verurtheilt, der Andere tödtete ſich ſelbſt. Man vergleiche
über dieſe Gegenſtände namentlich das erſte Buch der Beiſpiel-
ſammlung des Valerius Maximus! Dieſer Schrift-
ſteller, der zur Zeit des Kaiſers Tiberius lebte, zeigt
uns in ſeinem Werke, was damals noch Alles geglaubt
wurde. Er führt auch Fälle von Nichtachtung ſolcher

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[14/0036] Berückſichtigung derſelben verbunden war; daß dieſes Volk nicht wild und trotzig nur ſeiner eigenen menſchlichen Kraft und Macht vertraute, ſondern bei aller Energie des Wil- lens und Thuns und bei allem Gefühle und Bewußtſein irdiſcher Größe und Ueberlegenheit doch ſtets demuthsvoll den Blick nach oben richtete und all ſein Glück, ſeine Ho- heit und Herrſchaft nur einer göttlichen Gunſt und Obhut zu verdanken glaubte. Auch dieſe Seite des Römerthums war wieder merkwürdig in ſich ſelbſt geſpalten; eine ganz äußerliche, abergläubiſche, ja läppiſche und lächerliche Schaale enthielt einen edlen und tiefen Kern, der in jenen Zeiten nicht wohl von ihr zu trennen und in ſeiner Reinheit und Freiheit herauszufaſſen war, und der, wenn dieſe Schaale verachtet und verhöhnt wurde, zugleich mit ihr verloren zu gehen drohte; daher diejenigen nicht zu loben ſind, die ſich gegen Gebräuche der Art, ſo kleinlich und albern ſie auch erſcheinen mochten, ein Benehmen erlaubten, wie z. B. von P. Claudius Pulcher bekannt. Derſelbe wollte im erſten puniſchen Kriege ein Seetreffen liefern; die Auſpicien fielen jedoch ungünſtig aus, da die der Sitte gemäß be- obachteten jungen Hühner nicht freſſen wollten. „Wenn ſie nicht freſſen wollen, ſo mögen ſie ſaufen“, ſagte der irreli- giöſe Feldherr und ließ ſie in’s Waſſer werfen. Das Glück war nicht mit ihm. Er büßte im Gefechte ſeine Flotte ein, wie ſein College, L. Junius Pullus, der ebenfalls die Auspicien verachtete, die ſeinige durch einen Schiffbruch verlor. Der Eine wurde durch das Volksgericht verurtheilt, der Andere tödtete ſich ſelbſt. Man vergleiche über dieſe Gegenſtände namentlich das erſte Buch der Beiſpiel- ſammlung des Valerius Maximus! Dieſer Schrift- ſteller, der zur Zeit des Kaiſers Tiberius lebte, zeigt uns in ſeinem Werke, was damals noch Alles geglaubt wurde. Er führt auch Fälle von Nichtachtung ſolcher

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Zitationshilfe: Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859/36>, abgerufen am 03.12.2024.