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Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859.

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Dinge und darauf folgendem Unheil an, und bricht einmal
nach einer solchen Erzählung in die Worte aus: "Hier
liegt ein Beispiel vom Grimme der Götter vor, wenn man
sie verachtet. So werden die Gedanken der Menschen ge-
demüthigt, wenn sie sich über den Willen der Götter er-
heben."

Ein nicht zu übersehender Umstand ist der, daß mit dem
religiösen Momente, wie es von Numa eingeführt wurde,
ein humanistisches Princip verbunden war, das allzu un-
menschlichen Verfahrungsweisen selbst gegen Feinde und
Verbrecher wehrte. Das Gegentheil trat gleich wieder nach
Numa unter dem wilden Religionsverächter Tullus
Hostilius
hervor. Derselbe ließ den Mettus Fuffe-
tius
durch Pferde zerreißen, und das war, wie Livius
bemerkt, das erste und letzte Beispiel einer die Gesetze der
Menschlichkeit vergessenden Todesstrafe bei den Römern;
"sonst", sagt er, "dürfen wir uns rühmen, daß kein Volk
mildere Strafen beliebte."

Eine vorzügliche Beachtung verdient ferner das heilige
Collegium der pontifices mit seinem Oberpriester, dem
pontifex maximus, so wie auch der höchst eigenthümliche
Name dieser Priesterschaft, wo wieder ein unerwartet großer
und tiefer Sinn in die Augen leuchtet. Diese pontifices
waren keine Diener einzelner Gottheiten und Vollzieher be-
sonderer Religionsgebräuche; es war ihnen die Aufsicht
über das Ganze vertraut; wenn von einer höheren geistli-
chen Würde die Rede ist, so steht der Name pontifex,
während im Uebrigen der Ausdruck sacerdos gebräuchlich,
so daß man sagen kann, jeder pontifex sei auch ein sa-
cerdos,
nicht jeder sacerdos aber ein pontifex gewesen.
Den höchsten Rang hatte der sogenannte pontifex maxi-
mus,
der auf lebenslang gewählt war und Italien nicht
verlassen durfte. Wir sehen ihn unter den übrigen Dingen,

Dinge und darauf folgendem Unheil an, und bricht einmal
nach einer ſolchen Erzählung in die Worte aus: „Hier
liegt ein Beiſpiel vom Grimme der Götter vor, wenn man
ſie verachtet. So werden die Gedanken der Menſchen ge-
demüthigt, wenn ſie ſich über den Willen der Götter er-
heben.“

Ein nicht zu überſehender Umſtand iſt der, daß mit dem
religiöſen Momente, wie es von Numa eingeführt wurde,
ein humaniſtiſches Princip verbunden war, das allzu un-
menſchlichen Verfahrungsweiſen ſelbſt gegen Feinde und
Verbrecher wehrte. Das Gegentheil trat gleich wieder nach
Numa unter dem wilden Religionsverächter Tullus
Hoſtilius
hervor. Derſelbe ließ den Mettus Fuffe-
tius
durch Pferde zerreißen, und das war, wie Livius
bemerkt, das erſte und letzte Beiſpiel einer die Geſetze der
Menſchlichkeit vergeſſenden Todesſtrafe bei den Römern;
„ſonſt“, ſagt er, „dürfen wir uns rühmen, daß kein Volk
mildere Strafen beliebte.“

Eine vorzügliche Beachtung verdient ferner das heilige
Collegium der pontifices mit ſeinem Oberprieſter, dem
pontifex maximus, ſo wie auch der höchſt eigenthümliche
Name dieſer Prieſterſchaft, wo wieder ein unerwartet großer
und tiefer Sinn in die Augen leuchtet. Dieſe pontifices
waren keine Diener einzelner Gottheiten und Vollzieher be-
ſonderer Religionsgebräuche; es war ihnen die Aufſicht
über das Ganze vertraut; wenn von einer höheren geiſtli-
chen Würde die Rede iſt, ſo ſteht der Name pontifex,
während im Uebrigen der Ausdruck sacerdos gebräuchlich,
ſo daß man ſagen kann, jeder pontifex ſei auch ein sa-
cerdos,
nicht jeder sacerdos aber ein pontifex geweſen.
Den höchſten Rang hatte der ſogenannte pontifex maxi-
mus,
der auf lebenslang gewählt war und Italien nicht
verlaſſen durfte. Wir ſehen ihn unter den übrigen Dingen,

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[15/0037] Dinge und darauf folgendem Unheil an, und bricht einmal nach einer ſolchen Erzählung in die Worte aus: „Hier liegt ein Beiſpiel vom Grimme der Götter vor, wenn man ſie verachtet. So werden die Gedanken der Menſchen ge- demüthigt, wenn ſie ſich über den Willen der Götter er- heben.“ Ein nicht zu überſehender Umſtand iſt der, daß mit dem religiöſen Momente, wie es von Numa eingeführt wurde, ein humaniſtiſches Princip verbunden war, das allzu un- menſchlichen Verfahrungsweiſen ſelbſt gegen Feinde und Verbrecher wehrte. Das Gegentheil trat gleich wieder nach Numa unter dem wilden Religionsverächter Tullus Hoſtilius hervor. Derſelbe ließ den Mettus Fuffe- tius durch Pferde zerreißen, und das war, wie Livius bemerkt, das erſte und letzte Beiſpiel einer die Geſetze der Menſchlichkeit vergeſſenden Todesſtrafe bei den Römern; „ſonſt“, ſagt er, „dürfen wir uns rühmen, daß kein Volk mildere Strafen beliebte.“ Eine vorzügliche Beachtung verdient ferner das heilige Collegium der pontifices mit ſeinem Oberprieſter, dem pontifex maximus, ſo wie auch der höchſt eigenthümliche Name dieſer Prieſterſchaft, wo wieder ein unerwartet großer und tiefer Sinn in die Augen leuchtet. Dieſe pontifices waren keine Diener einzelner Gottheiten und Vollzieher be- ſonderer Religionsgebräuche; es war ihnen die Aufſicht über das Ganze vertraut; wenn von einer höheren geiſtli- chen Würde die Rede iſt, ſo ſteht der Name pontifex, während im Uebrigen der Ausdruck sacerdos gebräuchlich, ſo daß man ſagen kann, jeder pontifex ſei auch ein sa- cerdos, nicht jeder sacerdos aber ein pontifex geweſen. Den höchſten Rang hatte der ſogenannte pontifex maxi- mus, der auf lebenslang gewählt war und Italien nicht verlaſſen durfte. Wir ſehen ihn unter den übrigen Dingen,

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Zitationshilfe: Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859/37>, abgerufen am 03.12.2024.