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Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859.

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Werke eines bösen Princips und als Störungen im Welt-
plane aufhebt oder zum Wohle der Menschen wider sie an-
kämpft, in den Mythen, nach welchen Herakles selbst mit
dem Tode kämpft, ihm seine Beute entreißt oder den Sterb-
lichen aus den Gärten der Hesperiden die Frucht vom
Baume des Lebens wiedergeben will. Nach Pherecydes,
der die griechischen Mythen gewöhnlich in ihrer ursprüng-
lichen Fassung vorträgt, war der Garten der Hesperiden
der Göttergarten; die Frucht, welche der Drache hütete,
wurde also wohl als Götterspeise gedacht, wodurch sie sich
die Unsterblichkeit fristeten. Herakles tödtete den Drachen,
der den Eingang des Gartens, wie der Cherub mit dem
Flammenschwerte den Weg zum Baume des Lebens, be-
wachte, und pflückte von der Frucht." Movers sieht hier
Verwandtschaft mit der biblischen Erzählung, was nicht
ohne Schein ist. Man kann auch Offenb. Joh. 2, 7 ver-
gleichen, wo es heißt: "Wer überwindet, dem will ich zu
essen geben von dem Baume des Lebens im Paradiese mei-
nes Gottes." Und daselbst Cap. 22, 14: "Selig, die seine
Gebote thun, auf daß sie Macht erhalten über den Baum
des Lebens", u. s. w. Der Mythus von den Hesperiden-
äpfeln, die Herakles erbeutet, scheint dasselbe zu sein, nur
positiv ausgedrückt, was, negativ dargestellt, jene Besiegung
des Todes ist. Auf jeden Fall ist so viel klar, daß hier
noch ganz andere Dinge angedeutet sind, als Heldenthaten,
zu deren Vollbringung bloße Tapferkeit und Stärke genügt.

Herakles hilft auch den Göttern selbst ihre Feinde be-
siegen. Als die Giganten den Himmel angriffen, da konn-
ten die Götter allein keinen Sieg gewinnen; sie hatten ei-
nen Spruch erhalten, nach welchem sie der Beihülfe eines
Sterblichen bedurften. Da rief Zeus durch Athene seinen
Sohn Herakles herbei, und mit diesem im Vereine gewan-
nen die Götter die ungeheuere Schlacht. Hiemit ist das

Werke eines böſen Princips und als Störungen im Welt-
plane aufhebt oder zum Wohle der Menſchen wider ſie an-
kämpft, in den Mythen, nach welchen Herakles ſelbſt mit
dem Tode kämpft, ihm ſeine Beute entreißt oder den Sterb-
lichen aus den Gärten der Heſperiden die Frucht vom
Baume des Lebens wiedergeben will. Nach Pherecydes,
der die griechiſchen Mythen gewöhnlich in ihrer urſprüng-
lichen Faſſung vorträgt, war der Garten der Heſperiden
der Göttergarten; die Frucht, welche der Drache hütete,
wurde alſo wohl als Götterſpeiſe gedacht, wodurch ſie ſich
die Unſterblichkeit friſteten. Herakles tödtete den Drachen,
der den Eingang des Gartens, wie der Cherub mit dem
Flammenſchwerte den Weg zum Baume des Lebens, be-
wachte, und pflückte von der Frucht.“ Movers ſieht hier
Verwandtſchaft mit der bibliſchen Erzählung, was nicht
ohne Schein iſt. Man kann auch Offenb. Joh. 2, 7 ver-
gleichen, wo es heißt: „Wer überwindet, dem will ich zu
eſſen geben von dem Baume des Lebens im Paradieſe mei-
nes Gottes.“ Und daſelbſt Cap. 22, 14: „Selig, die ſeine
Gebote thun, auf daß ſie Macht erhalten über den Baum
des Lebens“, u. ſ. w. Der Mythus von den Heſperiden-
äpfeln, die Herakles erbeutet, ſcheint daſſelbe zu ſein, nur
poſitiv ausgedrückt, was, negativ dargeſtellt, jene Beſiegung
des Todes iſt. Auf jeden Fall iſt ſo viel klar, daß hier
noch ganz andere Dinge angedeutet ſind, als Heldenthaten,
zu deren Vollbringung bloße Tapferkeit und Stärke genügt.

Herakles hilft auch den Göttern ſelbſt ihre Feinde be-
ſiegen. Als die Giganten den Himmel angriffen, da konn-
ten die Götter allein keinen Sieg gewinnen; ſie hatten ei-
nen Spruch erhalten, nach welchem ſie der Beihülfe eines
Sterblichen bedurften. Da rief Zeus durch Athene ſeinen
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[36/0058] Werke eines böſen Princips und als Störungen im Welt- plane aufhebt oder zum Wohle der Menſchen wider ſie an- kämpft, in den Mythen, nach welchen Herakles ſelbſt mit dem Tode kämpft, ihm ſeine Beute entreißt oder den Sterb- lichen aus den Gärten der Heſperiden die Frucht vom Baume des Lebens wiedergeben will. Nach Pherecydes, der die griechiſchen Mythen gewöhnlich in ihrer urſprüng- lichen Faſſung vorträgt, war der Garten der Heſperiden der Göttergarten; die Frucht, welche der Drache hütete, wurde alſo wohl als Götterſpeiſe gedacht, wodurch ſie ſich die Unſterblichkeit friſteten. Herakles tödtete den Drachen, der den Eingang des Gartens, wie der Cherub mit dem Flammenſchwerte den Weg zum Baume des Lebens, be- wachte, und pflückte von der Frucht.“ Movers ſieht hier Verwandtſchaft mit der bibliſchen Erzählung, was nicht ohne Schein iſt. Man kann auch Offenb. Joh. 2, 7 ver- gleichen, wo es heißt: „Wer überwindet, dem will ich zu eſſen geben von dem Baume des Lebens im Paradieſe mei- nes Gottes.“ Und daſelbſt Cap. 22, 14: „Selig, die ſeine Gebote thun, auf daß ſie Macht erhalten über den Baum des Lebens“, u. ſ. w. Der Mythus von den Heſperiden- äpfeln, die Herakles erbeutet, ſcheint daſſelbe zu ſein, nur poſitiv ausgedrückt, was, negativ dargeſtellt, jene Beſiegung des Todes iſt. Auf jeden Fall iſt ſo viel klar, daß hier noch ganz andere Dinge angedeutet ſind, als Heldenthaten, zu deren Vollbringung bloße Tapferkeit und Stärke genügt. Herakles hilft auch den Göttern ſelbſt ihre Feinde be- ſiegen. Als die Giganten den Himmel angriffen, da konn- ten die Götter allein keinen Sieg gewinnen; ſie hatten ei- nen Spruch erhalten, nach welchem ſie der Beihülfe eines Sterblichen bedurften. Da rief Zeus durch Athene ſeinen Sohn Herakles herbei, und mit dieſem im Vereine gewan- nen die Götter die ungeheuere Schlacht. Hiemit iſt das

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Zitationshilfe: Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859/58>, abgerufen am 21.11.2024.