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Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859.

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Zeus gegenwärtig an." Dieses grandiose Bild der höch-
sten Macht und Güte vor seinem Tode nicht erblickt zu
haben, ward für ein Unglück gehalten. Hier drängt sich
der nicht unwürdige Vergleich von selber auf, auch wenn
wir nur bei der älteren und allgemeineren Idee und Dar-
stellung bleiben, und philosophische Fassungen, wie sie bei
einem Plato oder Kleanthes hervortreten, ganz bei
Seite lassen. *)

Von Herakles, dem leidenden, sterbenden, zur
Knechtsgestalt erniedrigten, durch seinen Verklärungstod
aber zur himmlischen Glorie emporsteigenden Gottmenschen
und Heilande, als einem ideellen Analogon der großen
christlichen Thatsache, ist ausführlich gehandelt worden; und
so haben wir nur noch von dem dritten Gotte der genann-
ten mythologischen Trias, von Apollon zu sprechen.

Dieser ist den Griechen die hochverehrte, auch in Satzung
und Leben mächtig und tief eingreifende Quelle der sehe-
rischen, prophetischen und poetischen Eingebung und Offen-
barung gewesen und hat den Heiden auf diese Weise ganz
den inspirirenden Gottesgeist des jüdischen und christlichen
Religionskreises vertreten. Er heißt der Reine, Unbe-
fleckte, Heilige
, agnos theos, wie er oft mit Nach-
druck genannt wird; sanctus Apollo; Phoibos, Phoebus,

*) Vergl. übrigens Creuzer, Symbol. 2. Ausg. II. 490. 500 f. In
Plato's Philebus wird dem Zeus eine königliche Seele und
ein königlicher Verstand beigelegt. In Beziehung auf den be-
rühmten Hymnus des Kleanthes, den Herder in den zerstreuten
Blättern II. S. 209 übersetzt hat, bemerkt Creuzer: "Man achte
hier vorzüglich auf den ethischen Geist, worin Zeus aufgefaßt wird."
Und Tennemann, Geschichte der Philosophie IV. S. 236 sagt:
"Wir finden den Pantheismus der Stoiker in der bekannten Hymne
des Kleanth so erläutert und verfeinert, daß er ganz in die Vor-
stellung des erhabenen, allmächtigen und allweisen Beherrschers der
Natur, des heiligsten Wesens, das Alles nach unwandelbaren Gesetzen
regiert, übergeht."

Zeus gegenwärtig an.“ Dieſes grandioſe Bild der höch-
ſten Macht und Güte vor ſeinem Tode nicht erblickt zu
haben, ward für ein Unglück gehalten. Hier drängt ſich
der nicht unwürdige Vergleich von ſelber auf, auch wenn
wir nur bei der älteren und allgemeineren Idee und Dar-
ſtellung bleiben, und philoſophiſche Faſſungen, wie ſie bei
einem Plato oder Kleanthes hervortreten, ganz bei
Seite laſſen. *)

Von Herakles, dem leidenden, ſterbenden, zur
Knechtsgeſtalt erniedrigten, durch ſeinen Verklärungstod
aber zur himmliſchen Glorie emporſteigenden Gottmenſchen
und Heilande, als einem ideellen Analogon der großen
chriſtlichen Thatſache, iſt ausführlich gehandelt worden; und
ſo haben wir nur noch von dem dritten Gotte der genann-
ten mythologiſchen Trias, von Apollon zu ſprechen.

Dieſer iſt den Griechen die hochverehrte, auch in Satzung
und Leben mächtig und tief eingreifende Quelle der ſehe-
riſchen, prophetiſchen und poetiſchen Eingebung und Offen-
barung geweſen und hat den Heiden auf dieſe Weiſe ganz
den inſpirirenden Gottesgeiſt des jüdiſchen und chriſtlichen
Religionskreiſes vertreten. Er heißt der Reine, Unbe-
fleckte, Heilige
, ἁγνος ϑεος, wie er oft mit Nach-
druck genannt wird; sanctus Apollo; Φοιβος, Phoebus,

*) Vergl. übrigens Creuzer, Symbol. 2. Ausg. II. 490. 500 f. In
Plato’s Philebus wird dem Zeus eine königliche Seele und
ein königlicher Verſtand beigelegt. In Beziehung auf den be-
rühmten Hymnus des Kleanthes, den Herder in den zerſtreuten
Blättern II. S. 209 überſetzt hat, bemerkt Creuzer: „Man achte
hier vorzüglich auf den ethiſchen Geiſt, worin Zeus aufgefaßt wird.“
Und Tennemann, Geſchichte der Philoſophie IV. S. 236 ſagt:
„Wir finden den Pantheismus der Stoiker in der bekannten Hymne
des Kleanth ſo erläutert und verfeinert, daß er ganz in die Vor-
ſtellung des erhabenen, allmächtigen und allweiſen Beherrſchers der
Natur, des heiligſten Weſens, das Alles nach unwandelbaren Geſetzen
regiert, übergeht.“
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[44/0066] Zeus gegenwärtig an.“ Dieſes grandioſe Bild der höch- ſten Macht und Güte vor ſeinem Tode nicht erblickt zu haben, ward für ein Unglück gehalten. Hier drängt ſich der nicht unwürdige Vergleich von ſelber auf, auch wenn wir nur bei der älteren und allgemeineren Idee und Dar- ſtellung bleiben, und philoſophiſche Faſſungen, wie ſie bei einem Plato oder Kleanthes hervortreten, ganz bei Seite laſſen. *) Von Herakles, dem leidenden, ſterbenden, zur Knechtsgeſtalt erniedrigten, durch ſeinen Verklärungstod aber zur himmliſchen Glorie emporſteigenden Gottmenſchen und Heilande, als einem ideellen Analogon der großen chriſtlichen Thatſache, iſt ausführlich gehandelt worden; und ſo haben wir nur noch von dem dritten Gotte der genann- ten mythologiſchen Trias, von Apollon zu ſprechen. Dieſer iſt den Griechen die hochverehrte, auch in Satzung und Leben mächtig und tief eingreifende Quelle der ſehe- riſchen, prophetiſchen und poetiſchen Eingebung und Offen- barung geweſen und hat den Heiden auf dieſe Weiſe ganz den inſpirirenden Gottesgeiſt des jüdiſchen und chriſtlichen Religionskreiſes vertreten. Er heißt der Reine, Unbe- fleckte, Heilige, ἁγνος ϑεος, wie er oft mit Nach- druck genannt wird; sanctus Apollo; Φοιβος, Phoebus, *) Vergl. übrigens Creuzer, Symbol. 2. Ausg. II. 490. 500 f. In Plato’s Philebus wird dem Zeus eine königliche Seele und ein königlicher Verſtand beigelegt. In Beziehung auf den be- rühmten Hymnus des Kleanthes, den Herder in den zerſtreuten Blättern II. S. 209 überſetzt hat, bemerkt Creuzer: „Man achte hier vorzüglich auf den ethiſchen Geiſt, worin Zeus aufgefaßt wird.“ Und Tennemann, Geſchichte der Philoſophie IV. S. 236 ſagt: „Wir finden den Pantheismus der Stoiker in der bekannten Hymne des Kleanth ſo erläutert und verfeinert, daß er ganz in die Vor- ſtellung des erhabenen, allmächtigen und allweiſen Beherrſchers der Natur, des heiligſten Weſens, das Alles nach unwandelbaren Geſetzen regiert, übergeht.“

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Zitationshilfe: Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859/66>, abgerufen am 24.11.2024.