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Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859.

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vergl. phoibazein, februare, reinigen; xanthos, was dasselbe
bedeutet, nämlich rein und hell, daher die Flüsse bei den
Heiligthümern des Gottes in Troja und Lycien Xanthos
heißen, und bei den Macedoniern das Sühnfest Xanthika.
Die Mutter des Gottes heißt Leto, Latona; sie ist diesem
Namen nach, der von lathein, latere kommt, die Dunkle,
Verborgene und wird als eine mildgesinnte, mit dunklem
Gewande bekleidete Göttin dargestellt. Ein Gegensatz von
Licht und Dunkel ist unzweifelhaft; Apollon, der lichte Gott,
geht aus der dunklen Leto hervor; aber diese ist nicht als
Finsterniß an sich und im schlimmen, lichtfeindlichen Sinne
des Wortes zu fassen; sie ist vielmehr selbst Licht, aber ver-
borgenes, noch nicht offenbares, für die Menschen noch ver-
hülltes, und nur in diesem Sinne Dunkelheit. Durch die
Geburt Apollons wird dieses Licht offenbar; daher Delos,
wo der Gott geboren sein soll, die Insel der Offenbarung
(Delos), bei den Göttern aber nach Pindar "das weit-
berühmte Gestirn der dunklen Erde" heißt. Auf dieser
heiligen Insel durfte Niemand geboren werden und Nie-
mand sterben; schwangere Frauen wurden nach dem nahen
Rheneia hinübergebracht; auch Hunde durften nicht gehal-
ten werden. So wendet sich nach Ottfr. Müller's Be-
merkung der über die Natur erhabene Gott von ihren Er-
zeugungs- und Zerstörungsprozessen, als von etwas für ihn
Befleckendem ab. Sog er doch nicht einmal die Mutter-
brust; denn Themis reichte ihm, als er geboren war, sogleich
Nektar und Ambrosia. Apollon ist eine strenge und keusche
Gottheit. Er hat keine Gemahlin; die Söhne, die er er-
zeugt, sind es in hohem, geistigem Sinne des Wortes;
es sind spirituelle Zeugungen *); und was seine von Dich-

*) So ist Branchos der schöne Sohn des Apollon oder des Smikros
aus Delphi. Seine Mutter träumte, die Sonne ziehe durch ihren

vergl. φοιβαζειν, februare, reinigen; ξανϑος, was daſſelbe
bedeutet, nämlich rein und hell, daher die Flüſſe bei den
Heiligthümern des Gottes in Troja und Lycien Xanthos
heißen, und bei den Macedoniern das Sühnfeſt Xanthika.
Die Mutter des Gottes heißt Leto, Latona; ſie iſt dieſem
Namen nach, der von λαϑειν, latere kommt, die Dunkle,
Verborgene und wird als eine mildgeſinnte, mit dunklem
Gewande bekleidete Göttin dargeſtellt. Ein Gegenſatz von
Licht und Dunkel iſt unzweifelhaft; Apollon, der lichte Gott,
geht aus der dunklen Leto hervor; aber dieſe iſt nicht als
Finſterniß an ſich und im ſchlimmen, lichtfeindlichen Sinne
des Wortes zu faſſen; ſie iſt vielmehr ſelbſt Licht, aber ver-
borgenes, noch nicht offenbares, für die Menſchen noch ver-
hülltes, und nur in dieſem Sinne Dunkelheit. Durch die
Geburt Apollons wird dieſes Licht offenbar; daher Delos,
wo der Gott geboren ſein ſoll, die Inſel der Offenbarung
(Δηλος), bei den Göttern aber nach Pindar „das weit-
berühmte Geſtirn der dunklen Erde“ heißt. Auf dieſer
heiligen Inſel durfte Niemand geboren werden und Nie-
mand ſterben; ſchwangere Frauen wurden nach dem nahen
Rheneia hinübergebracht; auch Hunde durften nicht gehal-
ten werden. So wendet ſich nach Ottfr. Müller’s Be-
merkung der über die Natur erhabene Gott von ihren Er-
zeugungs- und Zerſtörungsprozeſſen, als von etwas für ihn
Befleckendem ab. Sog er doch nicht einmal die Mutter-
bruſt; denn Themis reichte ihm, als er geboren war, ſogleich
Nektar und Ambroſia. Apollon iſt eine ſtrenge und keuſche
Gottheit. Er hat keine Gemahlin; die Söhne, die er er-
zeugt, ſind es in hohem, geiſtigem Sinne des Wortes;
es ſind ſpirituelle Zeugungen *); und was ſeine von Dich-

*) So iſt Branchos der ſchöne Sohn des Apollon oder des Smikros
aus Delphi. Seine Mutter träumte, die Sonne ziehe durch ihren
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[45/0067] vergl. φοιβαζειν, februare, reinigen; ξανϑος, was daſſelbe bedeutet, nämlich rein und hell, daher die Flüſſe bei den Heiligthümern des Gottes in Troja und Lycien Xanthos heißen, und bei den Macedoniern das Sühnfeſt Xanthika. Die Mutter des Gottes heißt Leto, Latona; ſie iſt dieſem Namen nach, der von λαϑειν, latere kommt, die Dunkle, Verborgene und wird als eine mildgeſinnte, mit dunklem Gewande bekleidete Göttin dargeſtellt. Ein Gegenſatz von Licht und Dunkel iſt unzweifelhaft; Apollon, der lichte Gott, geht aus der dunklen Leto hervor; aber dieſe iſt nicht als Finſterniß an ſich und im ſchlimmen, lichtfeindlichen Sinne des Wortes zu faſſen; ſie iſt vielmehr ſelbſt Licht, aber ver- borgenes, noch nicht offenbares, für die Menſchen noch ver- hülltes, und nur in dieſem Sinne Dunkelheit. Durch die Geburt Apollons wird dieſes Licht offenbar; daher Delos, wo der Gott geboren ſein ſoll, die Inſel der Offenbarung (Δηλος), bei den Göttern aber nach Pindar „das weit- berühmte Geſtirn der dunklen Erde“ heißt. Auf dieſer heiligen Inſel durfte Niemand geboren werden und Nie- mand ſterben; ſchwangere Frauen wurden nach dem nahen Rheneia hinübergebracht; auch Hunde durften nicht gehal- ten werden. So wendet ſich nach Ottfr. Müller’s Be- merkung der über die Natur erhabene Gott von ihren Er- zeugungs- und Zerſtörungsprozeſſen, als von etwas für ihn Befleckendem ab. Sog er doch nicht einmal die Mutter- bruſt; denn Themis reichte ihm, als er geboren war, ſogleich Nektar und Ambroſia. Apollon iſt eine ſtrenge und keuſche Gottheit. Er hat keine Gemahlin; die Söhne, die er er- zeugt, ſind es in hohem, geiſtigem Sinne des Wortes; es ſind ſpirituelle Zeugungen *); und was ſeine von Dich- *) So iſt Branchos der ſchöne Sohn des Apollon oder des Smikros aus Delphi. Seine Mutter träumte, die Sonne ziehe durch ihren

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Zitationshilfe: Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859/67>, abgerufen am 21.11.2024.