Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859.rings im Ausblick auf die wunderherrliche Welt, welche "Der h. Carlo Borromeo ging bei dem Plane zu rings im Ausblick auf die wunderherrliche Welt, welche „Der h. Carlo Borromeo ging bei dem Plane zu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0088" n="66"/> rings im Ausblick auf die wunderherrliche Welt, welche<lb/> eine unermeßliche Ebene, wogende Seen, prangende Berge<lb/> zeigt und ſich ſchmiegſam herangelaſſen hat, das Evange-<lb/> lium unſeres Herrn Jeſu Chriſti in den prachtvollſten Rah-<lb/> men zu faſſen. Der Rieſenbau des Mailänder Doms<lb/> und die borromäiſchen Inſeln ſchauen aus der Ferne wie<lb/> Sterne ewiger Hoffnungen tröſtend in’s Volksgewühl herein,<lb/> das ſich als lebendige Pyramide zum Himmel aufgebaut<lb/> hat, ſo daß man mit Wahrheit ſagen kann: Alles was Herz<lb/> und Stimme auf Erden hat, Licht und Farbe, Frucht<lb/> und Blüthe, Geiſt und Natur haben ſich zu Vareſe ver-<lb/> einigt, die Offenbarung Gottes unter den Menſchen wahr<lb/> und wirklich zu machen.“</p><lb/> <p>„Der h. <hi rendition="#g">Carlo Borromeo</hi> ging bei dem Plane zu<lb/> dieſer Schöpfung von einer Anſicht aus, die wir bei einem<lb/> gleichzeitigen Schriftſteller entwickelt finden und hier im<lb/> Auszuge wiedergeben wollen. Wenn der chriſtlichen Lehre<lb/> zur Wirkung auf die Gemüther nur das Wort und die<lb/> Schrift gelaſſen wird, ſo hat die Seelſorge einen beſchränk-<lb/> ten Kreis, um für alle Einzelheiten individueller Begriffe<lb/> zu ſorgen und in’s innerſte Lebensmark erfolgreich einzu-<lb/> dringen. Die Predigt, von einem irdiſchen Menſchen ge-<lb/> tragen, daher leider oft ſeinen natürlichen Talenten und<lb/> Schwächen unterthan, wird nur zu leicht die nächſte Ver-<lb/> anlaſſung, alle himmliſchen Wahrheiten durch menſchliche<lb/> Fehlerhaftigkeit zu blamiren. Kommt noch dazu, daß die<lb/> Predigt allein ohne individuelle Kenntniß der Seelenzu-<lb/> ſtände in den Zuhörern allzuleicht in leeres Phraſengeklin-<lb/> gel, carrikirtes Geberdenſpiel und in einen ganz eigenthüm-<lb/> lichen Heulerton ausartet, der einem Theater ſchlecht ſteht<lb/> und in der Kirche nur dem verdorbenſten Geſchmacke zu-<lb/> ſagen kann, ſo iſt die Langeweile und der Ekel der Zu-<lb/> hörer unvermeidlich und fällt leider nicht ſelten auf den<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [66/0088]
rings im Ausblick auf die wunderherrliche Welt, welche
eine unermeßliche Ebene, wogende Seen, prangende Berge
zeigt und ſich ſchmiegſam herangelaſſen hat, das Evange-
lium unſeres Herrn Jeſu Chriſti in den prachtvollſten Rah-
men zu faſſen. Der Rieſenbau des Mailänder Doms
und die borromäiſchen Inſeln ſchauen aus der Ferne wie
Sterne ewiger Hoffnungen tröſtend in’s Volksgewühl herein,
das ſich als lebendige Pyramide zum Himmel aufgebaut
hat, ſo daß man mit Wahrheit ſagen kann: Alles was Herz
und Stimme auf Erden hat, Licht und Farbe, Frucht
und Blüthe, Geiſt und Natur haben ſich zu Vareſe ver-
einigt, die Offenbarung Gottes unter den Menſchen wahr
und wirklich zu machen.“
„Der h. Carlo Borromeo ging bei dem Plane zu
dieſer Schöpfung von einer Anſicht aus, die wir bei einem
gleichzeitigen Schriftſteller entwickelt finden und hier im
Auszuge wiedergeben wollen. Wenn der chriſtlichen Lehre
zur Wirkung auf die Gemüther nur das Wort und die
Schrift gelaſſen wird, ſo hat die Seelſorge einen beſchränk-
ten Kreis, um für alle Einzelheiten individueller Begriffe
zu ſorgen und in’s innerſte Lebensmark erfolgreich einzu-
dringen. Die Predigt, von einem irdiſchen Menſchen ge-
tragen, daher leider oft ſeinen natürlichen Talenten und
Schwächen unterthan, wird nur zu leicht die nächſte Ver-
anlaſſung, alle himmliſchen Wahrheiten durch menſchliche
Fehlerhaftigkeit zu blamiren. Kommt noch dazu, daß die
Predigt allein ohne individuelle Kenntniß der Seelenzu-
ſtände in den Zuhörern allzuleicht in leeres Phraſengeklin-
gel, carrikirtes Geberdenſpiel und in einen ganz eigenthüm-
lichen Heulerton ausartet, der einem Theater ſchlecht ſteht
und in der Kirche nur dem verdorbenſten Geſchmacke zu-
ſagen kann, ſo iſt die Langeweile und der Ekel der Zu-
hörer unvermeidlich und fällt leider nicht ſelten auf den
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