Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859.ungeschickten Redner zurück. Noch bedenklicher steht es mit 5*
ungeſchickten Redner zurück. Noch bedenklicher ſteht es mit 5*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0089" n="67"/> ungeſchickten Redner zurück. Noch bedenklicher ſteht es mit<lb/> der Schrift, welche uns die ewige Wahrheit deuten ſoll.<lb/> Sie iſt ein äußeres Zeichen, als Symbol des Unausdenk-<lb/> baren und Ewigen tauſend verſchiedenen Auslegungen un-<lb/> terworfen, die Jeder nach dem Stande ſeiner Bildung,<lb/> ſeines Eigenſinnes, ſeiner vorgefaßten Meinung macht,<lb/> und in dieſe ſubjektive Auffaſſung ſeine eigenen Anſichten<lb/> und Meinungen hineinlegt, ſo daß zehn Menſchen über<lb/> die nämliche Bibelſtelle verſchiedene Verſtändniſſe und Miß-<lb/> verſtändniſſe hegen können ohne Mißbrauch ihrer Freiheit,<lb/> ohne vorſätzliche Bosheit. So iſt ſie nur zu oft ein Spie-<lb/> gel, in dem jeder Menſch nur ſich ſelbſt, ſeine eigenen<lb/> Züge, ſein eigenes Weſen erblickt. Dieſe Erfahrungen,<lb/> ſeit Jahrhunderten durch unzählige Thatſachen der Geſchichte<lb/> gemacht und beſtätigt, haben in der katholiſchen Kirche<lb/> von jeher zur univerſellen Auffaſſung der Offenbarung<lb/> und Vermittlung derſelben mit dem ganzen Umfange un-<lb/> ſeres irdiſchen Lebens geführt und dadurch das Wort Got-<lb/> tes auf der breiteſten Grundlage entwickeln helfen. Da<lb/> nämlich das Wort ſo gut als die Schrift nicht die Wahr-<lb/> heit ſelbſt, ſondern nur Sinnbilder ſind, um die Lehre<lb/> des Heilandes dem Menſchengeiſte zu vermitteln und nahe<lb/> zu legen, da ferner Wort und Schrift nach dem Bildungs-<lb/> ſtande gewöhnlicher, oft roher Menſchen, nicht einmal die<lb/> populärſten Mittel ſind, um das ſinnliche Element mit<lb/> ewigen Ideen zu durchdringen, und nothwendig zum rech-<lb/> ten Verſtändniſſe einen gewiſſen, leider oft nicht vorhan-<lb/> denen Bildungsgrad erfordern, ſo nahm die katholiſche<lb/> Kirche keinen Anſtand, nicht bloß dieſe Mittel allein, ſon-<lb/> dern alle tauglichen Wege in Anwendung zu bringen, wo-<lb/> durch die Seele zur Erkenntniß der ewigen Wahrheit ge-<lb/> bracht werden kann. Die Malerei, die Bildhauerkunſt,<lb/> die Schnitzkunſt, die Bildnerei durch Guß und Formbil-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">5*</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [67/0089]
ungeſchickten Redner zurück. Noch bedenklicher ſteht es mit
der Schrift, welche uns die ewige Wahrheit deuten ſoll.
Sie iſt ein äußeres Zeichen, als Symbol des Unausdenk-
baren und Ewigen tauſend verſchiedenen Auslegungen un-
terworfen, die Jeder nach dem Stande ſeiner Bildung,
ſeines Eigenſinnes, ſeiner vorgefaßten Meinung macht,
und in dieſe ſubjektive Auffaſſung ſeine eigenen Anſichten
und Meinungen hineinlegt, ſo daß zehn Menſchen über
die nämliche Bibelſtelle verſchiedene Verſtändniſſe und Miß-
verſtändniſſe hegen können ohne Mißbrauch ihrer Freiheit,
ohne vorſätzliche Bosheit. So iſt ſie nur zu oft ein Spie-
gel, in dem jeder Menſch nur ſich ſelbſt, ſeine eigenen
Züge, ſein eigenes Weſen erblickt. Dieſe Erfahrungen,
ſeit Jahrhunderten durch unzählige Thatſachen der Geſchichte
gemacht und beſtätigt, haben in der katholiſchen Kirche
von jeher zur univerſellen Auffaſſung der Offenbarung
und Vermittlung derſelben mit dem ganzen Umfange un-
ſeres irdiſchen Lebens geführt und dadurch das Wort Got-
tes auf der breiteſten Grundlage entwickeln helfen. Da
nämlich das Wort ſo gut als die Schrift nicht die Wahr-
heit ſelbſt, ſondern nur Sinnbilder ſind, um die Lehre
des Heilandes dem Menſchengeiſte zu vermitteln und nahe
zu legen, da ferner Wort und Schrift nach dem Bildungs-
ſtande gewöhnlicher, oft roher Menſchen, nicht einmal die
populärſten Mittel ſind, um das ſinnliche Element mit
ewigen Ideen zu durchdringen, und nothwendig zum rech-
ten Verſtändniſſe einen gewiſſen, leider oft nicht vorhan-
denen Bildungsgrad erfordern, ſo nahm die katholiſche
Kirche keinen Anſtand, nicht bloß dieſe Mittel allein, ſon-
dern alle tauglichen Wege in Anwendung zu bringen, wo-
durch die Seele zur Erkenntniß der ewigen Wahrheit ge-
bracht werden kann. Die Malerei, die Bildhauerkunſt,
die Schnitzkunſt, die Bildnerei durch Guß und Formbil-
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