Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859.dung und die Baukunst werden zu Hülfe genommen, um Der Katholicismus nimmt Kunst und Natur zu dung und die Baukunſt werden zu Hülfe genommen, um Der Katholicismus nimmt Kunſt und Natur zu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0090" n="68"/> dung und die Baukunſt werden zu Hülfe genommen, um<lb/> das Ewige nicht bloß einſeitig, ſondern univerſell in die<lb/> Seele einzuſenken. Alle dieſe Künſte werden unmittelbar<lb/> mit Welt und Leben in Verbindung gebracht, und der un-<lb/> ermeßliche Reichthum der Welt und des Lebens ſelbſt be-<lb/> nutzt, um dadurch der Lehre unſeres Heilandes die um-<lb/> faſſendſte Wirkung auf das menſchliche Gemüth zu ver-<lb/> ſchaffen, ſo daß ſich ſelbſt der Blödeſte und Ungebildetſte<lb/> derſelben nicht entziehen kann. Dieſem natürlichen Lebens-<lb/> triebe der katholiſchen Kirche verdanken wir die runde Vol-<lb/> lendung unſeres chriſtlichen Lebens, die Naturwüchſigkeit<lb/> der Empfindung, die Klarheit und Anſchaulichkeit der er-<lb/> habenſten Wahrheiten der geoffenbarten Religion. Wo die<lb/> Einleitung der evangeliſchen Heilslehre in das Leben bloß<lb/> auf Wort und Schrift beſchränkt bleibt, wird ſie mehr<lb/> oder minder ewig in der Luft ſchweben und mit den Wor-<lb/> ten bald dahin, bald dorthin über den Köpfen der meiſten<lb/> Menſchen erfolglos tanzen, je nachdem die Winde und Luft-<lb/> züge gebieten, weil die wurzelhafte Einſenkung derſelben<lb/> in Welt und Zeit nicht beliebt worden iſt.“</p><lb/> <p>Der Katholicismus nimmt <hi rendition="#g">Kunſt</hi> und <hi rendition="#g">Natur</hi> zu<lb/> Hülfe, um ſeine Wirkungen zu thun, ſeine Abſichten zu<lb/> erreichen. Thut er es nicht immer und überall in einer<lb/> jedem Geſchmacke zuſagenden Manier, ſo iſt doch durchweg<lb/> der Grundſatz, das Princip anzuerkennen. Dabei iſt in<lb/> Betrachtung zu ziehen, zu welch’ ödem, geiſtloſem und<lb/> ennuyantem Extreme ſich der Gegenſatz häretiſcher Par-<lb/> teien in dieſem Punkte fortbewegt hat. Wenn <hi rendition="#g">Carlſtadt</hi><lb/> in Wittenberg und <hi rendition="#g">Zwingli</hi> in Zürich Altäre und Bil-<lb/> der zertrümmert, ja letzterer die Orgeln zerſtört hatte, ſo<lb/> erklärten die Wiedertäufer auch ſelbſt noch die entleerten<lb/> Tempel für Götzenhäuſer. Vom Geſange urtheilten ſie un-<lb/> gefähr wie <hi rendition="#g">Peter v. Bruys</hi>, der ihn für eine Anbetung<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [68/0090]
dung und die Baukunſt werden zu Hülfe genommen, um
das Ewige nicht bloß einſeitig, ſondern univerſell in die
Seele einzuſenken. Alle dieſe Künſte werden unmittelbar
mit Welt und Leben in Verbindung gebracht, und der un-
ermeßliche Reichthum der Welt und des Lebens ſelbſt be-
nutzt, um dadurch der Lehre unſeres Heilandes die um-
faſſendſte Wirkung auf das menſchliche Gemüth zu ver-
ſchaffen, ſo daß ſich ſelbſt der Blödeſte und Ungebildetſte
derſelben nicht entziehen kann. Dieſem natürlichen Lebens-
triebe der katholiſchen Kirche verdanken wir die runde Vol-
lendung unſeres chriſtlichen Lebens, die Naturwüchſigkeit
der Empfindung, die Klarheit und Anſchaulichkeit der er-
habenſten Wahrheiten der geoffenbarten Religion. Wo die
Einleitung der evangeliſchen Heilslehre in das Leben bloß
auf Wort und Schrift beſchränkt bleibt, wird ſie mehr
oder minder ewig in der Luft ſchweben und mit den Wor-
ten bald dahin, bald dorthin über den Köpfen der meiſten
Menſchen erfolglos tanzen, je nachdem die Winde und Luft-
züge gebieten, weil die wurzelhafte Einſenkung derſelben
in Welt und Zeit nicht beliebt worden iſt.“
Der Katholicismus nimmt Kunſt und Natur zu
Hülfe, um ſeine Wirkungen zu thun, ſeine Abſichten zu
erreichen. Thut er es nicht immer und überall in einer
jedem Geſchmacke zuſagenden Manier, ſo iſt doch durchweg
der Grundſatz, das Princip anzuerkennen. Dabei iſt in
Betrachtung zu ziehen, zu welch’ ödem, geiſtloſem und
ennuyantem Extreme ſich der Gegenſatz häretiſcher Par-
teien in dieſem Punkte fortbewegt hat. Wenn Carlſtadt
in Wittenberg und Zwingli in Zürich Altäre und Bil-
der zertrümmert, ja letzterer die Orgeln zerſtört hatte, ſo
erklärten die Wiedertäufer auch ſelbſt noch die entleerten
Tempel für Götzenhäuſer. Vom Geſange urtheilten ſie un-
gefähr wie Peter v. Bruys, der ihn für eine Anbetung
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