Die Kanne muß vorher mir kochendem Wasser auf eine heiße Platte gestellt werden, damit sie ganz heiß ist, ehe man den Kaffee, der nicht lange vorher gemahlen sein und nicht offen stehen muß, hineingibt. (Man rechnet zu einem starken Kaffee a Person 1 Loth, bei einer größern Gesellschaft gebraucht man weniger.) Dann schüttet man die nöthige Quantität kochen- des Wasser gleich hinzu, einige Tassen heraus und wieder in die Kanne und stellt solche einige Minuten auf eine heiße Platte, damit er ziehe oder ein Mal aufwalle. Hat sich der Kaffee gesenkt und ist er klar, so kann man ihn in eine an- dere heißgemachte Kanne abgießen. Hartes Wasser macht den Kaffee wohlschmeckender als weiches.
Zugleich muß man aber auch für gute Milch sorgen, weil schlechte Milch einen guten Kaffee verdirbt. Am besten ist na- türlich Sahne, nach Belieben roh oder gekocht. Hat man diese indeß nicht und mag nicht gern fett gekochte Milch nehmen, weil Manche die Haut scheuen, so kann man sich auf folgende Weise helfen: man setzt frische Milch auf ein rasches Feuer und rührt sie beständig, bis sie kocht, dann rührt man nach der Menge der Milch 1--2 ganz frische Eidotter mit einigen Tropfen kaltem Wasser, gibt von der kochenden Milch allge- mach dazu und rührt dies dann eben durch, indem man die Milch schnell vom Feuer nimmt und noch eine kleine Weile rührt, damit sich keine Haut bilde. Der Kaffee bekommt durch diese Milch einen angenehmen Geschmack.
Das Ansetzen des Kaffees mit wenigem Wasser habe ich für weniger gut befunden, so häufig es auch geschieht.
3. Thee.
Die Mischung des Thees muß der eigene Geschmack bestim- men; indeß geben zwei Theile Kugelthee und ein Theil Pecco eine feine Mischung. Da aber der schwarze Thee weniger als der grüne die Nerven angreifen soll, so nimmt man in Hol- land, wo er als tägliches Getränk gebraucht wird, allgemein halb Haysan, halb guten Congo-Thee. Um denselben recht gut zu machen, spüle man den Topf mit kochendem Wasser zwei Mal um, damit solcher recht heiß werde, gebe auf jede Person reichlich einen Theelöffel Thee (bei einer großen Gesellschaft
Getränke und Liqueure.
2. Kaffee als Getränk.
Die Kanne muß vorher mir kochendem Waſſer auf eine heiße Platte geſtellt werden, damit ſie ganz heiß iſt, ehe man den Kaffee, der nicht lange vorher gemahlen ſein und nicht offen ſtehen muß, hineingibt. (Man rechnet zu einem ſtarken Kaffee à Perſon 1 Loth, bei einer größern Geſellſchaft gebraucht man weniger.) Dann ſchüttet man die nöthige Quantität kochen- des Waſſer gleich hinzu, einige Taſſen heraus und wieder in die Kanne und ſtellt ſolche einige Minuten auf eine heiße Platte, damit er ziehe oder ein Mal aufwalle. Hat ſich der Kaffee geſenkt und iſt er klar, ſo kann man ihn in eine an- dere heißgemachte Kanne abgießen. Hartes Waſſer macht den Kaffee wohlſchmeckender als weiches.
Zugleich muß man aber auch für gute Milch ſorgen, weil ſchlechte Milch einen guten Kaffee verdirbt. Am beſten iſt na- türlich Sahne, nach Belieben roh oder gekocht. Hat man dieſe indeß nicht und mag nicht gern fett gekochte Milch nehmen, weil Manche die Haut ſcheuen, ſo kann man ſich auf folgende Weiſe helfen: man ſetzt friſche Milch auf ein raſches Feuer und rührt ſie beſtändig, bis ſie kocht, dann rührt man nach der Menge der Milch 1—2 ganz friſche Eidotter mit einigen Tropfen kaltem Waſſer, gibt von der kochenden Milch allge- mach dazu und rührt dies dann eben durch, indem man die Milch ſchnell vom Feuer nimmt und noch eine kleine Weile rührt, damit ſich keine Haut bilde. Der Kaffee bekommt durch dieſe Milch einen angenehmen Geſchmack.
Das Anſetzen des Kaffees mit wenigem Waſſer habe ich für weniger gut befunden, ſo häufig es auch geſchieht.
3. Thee.
Die Miſchung des Thees muß der eigene Geſchmack beſtim- men; indeß geben zwei Theile Kugelthee und ein Theil Pecco eine feine Miſchung. Da aber der ſchwarze Thee weniger als der grüne die Nerven angreifen ſoll, ſo nimmt man in Hol- land, wo er als tägliches Getränk gebraucht wird, allgemein halb Hayſan, halb guten Congo-Thee. Um denſelben recht gut zu machen, ſpüle man den Topf mit kochendem Waſſer zwei Mal um, damit ſolcher recht heiß werde, gebe auf jede Perſon reichlich einen Theelöffel Thee (bei einer großen Geſellſchaft
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Getränke und Liqueure.
2. Kaffee als Getränk.
Die Kanne muß vorher mir kochendem Waſſer auf eine
heiße Platte geſtellt werden, damit ſie ganz heiß iſt, ehe man
den Kaffee, der nicht lange vorher gemahlen ſein und nicht offen
ſtehen muß, hineingibt. (Man rechnet zu einem ſtarken Kaffee
à Perſon 1 Loth, bei einer größern Geſellſchaft gebraucht man
weniger.) Dann ſchüttet man die nöthige Quantität kochen-
des Waſſer gleich hinzu, einige Taſſen heraus und wieder in
die Kanne und ſtellt ſolche einige Minuten auf eine heiße
Platte, damit er ziehe oder ein Mal aufwalle. Hat ſich der
Kaffee geſenkt und iſt er klar, ſo kann man ihn in eine an-
dere heißgemachte Kanne abgießen. Hartes Waſſer macht den
Kaffee wohlſchmeckender als weiches.
Zugleich muß man aber auch für gute Milch ſorgen, weil
ſchlechte Milch einen guten Kaffee verdirbt. Am beſten iſt na-
türlich Sahne, nach Belieben roh oder gekocht. Hat man dieſe
indeß nicht und mag nicht gern fett gekochte Milch nehmen,
weil Manche die Haut ſcheuen, ſo kann man ſich auf folgende
Weiſe helfen: man ſetzt friſche Milch auf ein raſches Feuer
und rührt ſie beſtändig, bis ſie kocht, dann rührt man nach
der Menge der Milch 1—2 ganz friſche Eidotter mit einigen
Tropfen kaltem Waſſer, gibt von der kochenden Milch allge-
mach dazu und rührt dies dann eben durch, indem man die
Milch ſchnell vom Feuer nimmt und noch eine kleine Weile
rührt, damit ſich keine Haut bilde. Der Kaffee bekommt durch
dieſe Milch einen angenehmen Geſchmack.
Das Anſetzen des Kaffees mit wenigem Waſſer habe ich für
weniger gut befunden, ſo häufig es auch geſchieht.
3. Thee.
Die Miſchung des Thees muß der eigene Geſchmack beſtim-
men; indeß geben zwei Theile Kugelthee und ein Theil Pecco
eine feine Miſchung. Da aber der ſchwarze Thee weniger als
der grüne die Nerven angreifen ſoll, ſo nimmt man in Hol-
land, wo er als tägliches Getränk gebraucht wird, allgemein
halb Hayſan, halb guten Congo-Thee. Um denſelben recht gut
zu machen, ſpüle man den Topf mit kochendem Waſſer zwei
Mal um, damit ſolcher recht heiß werde, gebe auf jede Perſon
reichlich einen Theelöffel Thee (bei einer großen Geſellſchaft
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Erstausgabe erschien 1845 bei Rackhorst in Os… [mehr]
Die Erstausgabe erschien 1845 bei Rackhorst in Osnabrück u.d.T. "Zuverlässige und selbstgeprüfte Recepte der gewöhnlichen und feineren Küche. […]". In der der Bayerischen Staatsbibliothek München, der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz sowie der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg in Frankfurt am Main konnte kein sicherer Nachweis auf ein verfügbares Exemplar der Erstausgabe ermittelt werden. Daher wurde für das DTA die 4., vermehrte u. verbesserte Auflage aus der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz zur Digitalisierung herangezogen.
Davidis, Henriette: Praktisches Kochbuch für die gewöhnliche und feinere Küche. 4. Aufl. Bielefeld, 1849, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/davidis_kochbuch_1849/427>, abgerufen am 22.11.2024.
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