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Dehio, Georg: Kunsthistorische Aufsätze. München u. a., 1914.

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Über die Grenze der Renaissance gegen die Gotik
danach zu voller Klarheit über sich selbst kommt. Der Weg der
Entwicklung geht von der Spätgotik in gerader Linie zum Barock,
an der Renaissance vorbei, öfters durch Flankenangriffe der Re-
naissance beunruhigt, aber nie von ihr ganz durchbrochen. Vielleicht
wird weitere Überlegung -- die aber im Rahmen dieser kritischen
Erörterung nicht mehr angestellt werden kann -- noch einmal
zur Einsicht führen, daß das historische Verhältnis von Renaissance
und Barock nicht ein Nacheinander, sondern ein Nebeneinander ist.
Damit wäre auch der eben so eifrig als fruchtlos geführte Streit
über die Spätgotik geschlichtet. Sie wäre dann nicht sowohl
Übergang zur Renaissance als Übergang zum Barock. Und viel-
leicht findet sich einmal in guter Stunde auch noch ein Name
für sie. Etwa "Vorbarock"? wie wir ja schon lange gewöhnt
sind, bekannte andere Erscheinungen als "Vorrenaissance" zu
bezeichnen. Oder noch präziser: "gotisierendes Barock".




Über die Grenze der Renaissance gegen die Gotik
danach zu voller Klarheit über sich selbst kommt. Der Weg der
Entwicklung geht von der Spätgotik in gerader Linie zum Barock,
an der Renaissance vorbei, öfters durch Flankenangriffe der Re-
naissance beunruhigt, aber nie von ihr ganz durchbrochen. Vielleicht
wird weitere Überlegung — die aber im Rahmen dieser kritischen
Erörterung nicht mehr angestellt werden kann — noch einmal
zur Einsicht führen, daß das historische Verhältnis von Renaissance
und Barock nicht ein Nacheinander, sondern ein Nebeneinander ist.
Damit wäre auch der eben so eifrig als fruchtlos geführte Streit
über die Spätgotik geschlichtet. Sie wäre dann nicht sowohl
Übergang zur Renaissance als Übergang zum Barock. Und viel-
leicht findet sich einmal in guter Stunde auch noch ein Name
für sie. Etwa »Vorbarock«? wie wir ja schon lange gewöhnt
sind, bekannte andere Erscheinungen als »Vorrenaissance« zu
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[60/0074] Über die Grenze der Renaissance gegen die Gotik danach zu voller Klarheit über sich selbst kommt. Der Weg der Entwicklung geht von der Spätgotik in gerader Linie zum Barock, an der Renaissance vorbei, öfters durch Flankenangriffe der Re- naissance beunruhigt, aber nie von ihr ganz durchbrochen. Vielleicht wird weitere Überlegung — die aber im Rahmen dieser kritischen Erörterung nicht mehr angestellt werden kann — noch einmal zur Einsicht führen, daß das historische Verhältnis von Renaissance und Barock nicht ein Nacheinander, sondern ein Nebeneinander ist. Damit wäre auch der eben so eifrig als fruchtlos geführte Streit über die Spätgotik geschlichtet. Sie wäre dann nicht sowohl Übergang zur Renaissance als Übergang zum Barock. Und viel- leicht findet sich einmal in guter Stunde auch noch ein Name für sie. Etwa »Vorbarock«? wie wir ja schon lange gewöhnt sind, bekannte andere Erscheinungen als »Vorrenaissance« zu bezeichnen. Oder noch präziser: »gotisierendes Barock«.

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Zitationshilfe: Dehio, Georg: Kunsthistorische Aufsätze. München u. a., 1914, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dehio_aufsaetze_1914/74>, abgerufen am 23.11.2024.