Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Delbrück, Berthold: Die neueste Sprachforschung. Betrachtungen über Georg Curtius Schrift zur Kritik der neuesten Sprachforschung. Leipzig, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

indischen kim ,was' eine noch unerklärte Ausnahme sieht.
J. Schmidt scheint mir diesen Fall richtig erklärt zu haben,
wenn er S. 66 sagt: "Ebenso haben die Formen des Inter-
rogativstammes mit i kim kis nakis makis kiyant kivant kidrc
ihr k aus dem Stamme ka übertragen, wie die regelrecht
palatalisirten abaktr. kis kim kit makis kvannt beweisen. Nur
[das indische] kid, welches sich begrifflich von den Inter-
rogativformen geschieden hatte, ward durch seine Isolirung
der Einwirkung von ka entzogen." Man darf auch nicht
vergessen, dass es sich nur um die aus der q-Reihe stam-
menden Palatalen handelt, nicht um jede Palatalis des Sans-
krit. Das g z. B. von agas Treiber, von dem Curtius S. 101
annimmt, es sei nach der Meinung der neueren Gelehrten
im Sanskrit aus g entstanden, und zwar lediglich durch
Einwirkung des vocativischen e, gehört nicht in diesen Zu-
sammenhang, da es, wie das zendische az treiben beweist,
der ersten k-Reihe angehört. Ich muss also, abweichend
von Curtius, gestehen, dass mich eine erneute Durchsicht
der hierher gehörigen Abhandlungen in der Ansicht be-
stärkt hat, dass der richtige Weg beschritten worden ist.
Dass bei weitem noch nicht Alles zu Ende erklärt ist, sei be-
reitwillig zugegeben. Aber wo in der Wissenschaft sind wir
bei diesem, soll ich sagen beneidenswerthen oder beklagens-
werthen Zustand bereits angelangt? Die Geschicke der Gut-
turale sind aber nicht der einzige1) Grund für die Annahme
eines uralten e. Es kommt noch ein zweiter, aus der That-
sache der Stammabstufung gewonnener Grund hinzu, der
jedoch nur in Gemeinschaft mit der Erörterung über o deut-
lich gemacht werden kann, zu der ich jetzt übergehe.

Bei dem jetzigen Stande der Forschung lässt sich, so viel

1) Die Schlüsse aus skr. edhi petima u. s.w. lasse ich hier als un-
sicher bei Seite.

indischen kim ‚was‘ eine noch unerklärte Ausnahme sieht.
J. Schmidt scheint mir diesen Fall richtig erklärt zu haben,
wenn er S. 66 sagt: »Ebenso haben die Formen des Inter-
rogativstammes mit i kim kis nákis mā́kis kíyant kívant kīdṛ́ç
ihr k aus dem Stamme ka übertragen, wie die regelrecht
palatalisirten abaktr. kis kim kiṭ mākis kvañt beweisen. Nur
[das indische] kid, welches sich begrifflich von den Inter-
rogativformen geschieden hatte, ward durch seine Isolirung
der Einwirkung von ka entzogen.« Man darf auch nicht
vergessen, dass es sich nur um die aus der q-Reihe stam-
menden Palatalen handelt, nicht um jede Palatalis des Sans-
krit. Das ǵ z. B. von áǵas Treiber, von dem Curtius S. 101
annimmt, es sei nach der Meinung der neueren Gelehrten
im Sanskrit aus g entstanden, und zwar lediglich durch
Einwirkung des vocativischen e, gehört nicht in diesen Zu-
sammenhang, da es, wie das zendische az treiben beweist,
der ersten k-Reihe angehört. Ich muss also, abweichend
von Curtius, gestehen, dass mich eine erneute Durchsicht
der hierher gehörigen Abhandlungen in der Ansicht be-
stärkt hat, dass der richtige Weg beschritten worden ist.
Dass bei weitem noch nicht Alles zu Ende erklärt ist, sei be-
reitwillig zugegeben. Aber wo in der Wissenschaft sind wir
bei diesem, soll ich sagen beneidenswerthen oder beklagens-
werthen Zustand bereits angelangt? Die Geschicke der Gut-
turale sind aber nicht der einzige1) Grund für die Annahme
eines uralten e. Es kommt noch ein zweiter, aus der That-
sache der Stammabstufung gewonnener Grund hinzu, der
jedoch nur in Gemeinschaft mit der Erörterung über ο deut-
lich gemacht werden kann, zu der ich jetzt übergehe.

Bei dem jetzigen Stande der Forschung lässt sich, so viel

1) Die Schlüsse aus skr. edhí petimά u. s.w. lasse ich hier als un-
sicher bei Seite.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0044" n="39"/>
indischen <hi rendition="#i">kim </hi>&#x201A;was&#x2018; eine noch unerklärte Ausnahme sieht.<lb/>
J. Schmidt scheint mir diesen Fall richtig erklärt zu haben,<lb/>
wenn er S. 66 sagt: »Ebenso haben die Formen des Inter-<lb/>
rogativstammes mit <hi rendition="#i">i kim kis nákis m&#x0101;&#x0301;kis kíyant kívant k&#x012B;d&#x1E5B;&#x0301;ç</hi><lb/>
ihr <hi rendition="#i">k</hi> aus dem Stamme <hi rendition="#i">ka</hi> übertragen, wie die regelrecht<lb/>
palatalisirten abaktr. <hi rendition="#i">kis kim ki&#x1E6D; m&#x0101;kis kvañt</hi> beweisen. Nur<lb/>
[das indische] <hi rendition="#i">kid</hi>, welches sich begrifflich von den Inter-<lb/>
rogativformen geschieden hatte, ward durch seine Isolirung<lb/>
der Einwirkung von <hi rendition="#i">ka</hi> entzogen.« Man darf auch nicht<lb/>
vergessen, dass es sich nur um die aus der <hi rendition="#i">q</hi>-Reihe stam-<lb/>
menden Palatalen handelt, nicht um jede Palatalis des Sans-<lb/>
krit. Das <hi rendition="#i">&#x01F5;</hi> z. B. von <hi rendition="#i">á&#x01F5;as</hi> Treiber, von dem Curtius S. 101<lb/>
annimmt, es sei nach der Meinung der neueren Gelehrten<lb/>
im Sanskrit aus <hi rendition="#i">g</hi> entstanden, und zwar lediglich durch<lb/>
Einwirkung des vocativischen <hi rendition="#i">e</hi>, gehört nicht in diesen Zu-<lb/>
sammenhang, da es, wie das zendische <hi rendition="#i">az</hi> treiben beweist,<lb/>
der ersten <hi rendition="#i">k</hi>-Reihe angehört. Ich muss also, abweichend<lb/>
von Curtius, gestehen, dass mich eine erneute Durchsicht<lb/>
der hierher gehörigen Abhandlungen in der Ansicht be-<lb/>
stärkt hat, dass der richtige Weg beschritten worden ist.<lb/>
Dass bei weitem noch nicht Alles zu Ende erklärt ist, sei be-<lb/>
reitwillig zugegeben. Aber wo in der Wissenschaft sind wir<lb/>
bei diesem, soll ich sagen beneidenswerthen oder beklagens-<lb/>
werthen Zustand bereits angelangt? Die Geschicke der Gut-<lb/>
turale sind aber nicht der einzige<note place="foot" n="1)">Die Schlüsse aus skr. <hi rendition="#i">edhí petim&#x1F71; </hi>u. s.w. lasse ich hier als un-<lb/>
sicher bei Seite.<lb/></note> Grund für die Annahme<lb/>
eines uralten <hi rendition="#i">e</hi>. Es kommt noch ein zweiter, aus der That-<lb/>
sache der Stammabstufung gewonnener Grund hinzu, der<lb/>
jedoch nur in Gemeinschaft mit der Erörterung über <hi rendition="#i">&#x03BF;</hi> deut-<lb/>
lich gemacht werden kann, zu der ich jetzt übergehe.<lb/></p>
        <p>   Bei dem jetzigen Stande der Forschung lässt sich, so viel<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[39/0044] indischen kim ‚was‘ eine noch unerklärte Ausnahme sieht. J. Schmidt scheint mir diesen Fall richtig erklärt zu haben, wenn er S. 66 sagt: »Ebenso haben die Formen des Inter- rogativstammes mit i kim kis nákis mā́kis kíyant kívant kīdṛ́ç ihr k aus dem Stamme ka übertragen, wie die regelrecht palatalisirten abaktr. kis kim kiṭ mākis kvañt beweisen. Nur [das indische] kid, welches sich begrifflich von den Inter- rogativformen geschieden hatte, ward durch seine Isolirung der Einwirkung von ka entzogen.« Man darf auch nicht vergessen, dass es sich nur um die aus der q-Reihe stam- menden Palatalen handelt, nicht um jede Palatalis des Sans- krit. Das ǵ z. B. von áǵas Treiber, von dem Curtius S. 101 annimmt, es sei nach der Meinung der neueren Gelehrten im Sanskrit aus g entstanden, und zwar lediglich durch Einwirkung des vocativischen e, gehört nicht in diesen Zu- sammenhang, da es, wie das zendische az treiben beweist, der ersten k-Reihe angehört. Ich muss also, abweichend von Curtius, gestehen, dass mich eine erneute Durchsicht der hierher gehörigen Abhandlungen in der Ansicht be- stärkt hat, dass der richtige Weg beschritten worden ist. Dass bei weitem noch nicht Alles zu Ende erklärt ist, sei be- reitwillig zugegeben. Aber wo in der Wissenschaft sind wir bei diesem, soll ich sagen beneidenswerthen oder beklagens- werthen Zustand bereits angelangt? Die Geschicke der Gut- turale sind aber nicht der einzige 1) Grund für die Annahme eines uralten e. Es kommt noch ein zweiter, aus der That- sache der Stammabstufung gewonnener Grund hinzu, der jedoch nur in Gemeinschaft mit der Erörterung über ο deut- lich gemacht werden kann, zu der ich jetzt übergehe. Bei dem jetzigen Stande der Forschung lässt sich, so viel 1) Die Schlüsse aus skr. edhí petimά u. s.w. lasse ich hier als un- sicher bei Seite.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/delbrueck_sprachforschung_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/delbrueck_sprachforschung_1885/44
Zitationshilfe: Delbrück, Berthold: Die neueste Sprachforschung. Betrachtungen über Georg Curtius Schrift zur Kritik der neuesten Sprachforschung. Leipzig, 1885, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/delbrueck_sprachforschung_1885/44>, abgerufen am 21.11.2024.