Deucer, Johann: Nützliches Gebet-Buch. Zittau, 1665.an die Krancken. sündigestu dich gegen Gott/ als thät Er dir unrecht/ und wilt ihme sei-ne Gewalt/ so viel an dir ist/ nehmen/ als ob er nicht vollmächtige Macht hätte/ die seinen zu fodern/ wenn er wil/ so er doch iedem Leib und Leben gegeben/ und wils wieder von uns haben/ wenn Er wil/ da muß es seyn/ und du selber bist Gott deinen Leib sehuldig/ und must ihn Jhm wieder geben/ wenn er ihn von dir abfodert. Darnach sündigest du auch wieder deinen lieben Abgestorbenen: Denn mit deiner seltzamen Weise/ so du führest/ zeigestu so viel an/ als ob es ihm übel ergangen wäre/ so du doch aus seiner eigenen Bekäntnüs/ die Er bey seinem Leben gethan/ gehöret hast/ daß GOtt einen edlen/ erwün- schten Tausch mit ihme treffe/ und gebe ihm ein Ewiges für ein Zeit- liches/ ein Ruhiges für ein Unruhiges/ für das Creutz/ welches er auff Erden getragen/ und schier darunter darnieder gesuncken/ ewige Freud. Gönnestu ihm denn nicht/ daß er sey bey Christo in sei- nes Vaters Reich: Gönnestu ihm nicht/ daß er mit dem gläubi- gen Schecher im Paradies/ und mit dem Lazaro in Abrahams Schoß ist? Sprichstu/ ich wolt ihn lieber hie sehen/ so gönnestu ihm nichts Guts/ sprichstu aber/ ja/ ich gönne es ihm wohl/ warüm stelle stu dich denn so seltzam und ungebärdig/ und wollest ihm gern die unverwelckliche Krone der Herrligkeit/ so ihm GOtt der gerech- te Richter auf sein Häupt gesetzet/ wieder herab reissen? Und bekennet selber die Warheit/ wenn du ihm etwas soltest Letzlich sündigest du auch wieder deinen eigenen Leib/ den lernen/ Ooooo
an die Krancken. ſündigeſtu dich gegen Gott/ als thät Er dir unrecht/ und wilt ihme ſei-ne Gewalt/ ſo viel an dir iſt/ nehmen/ als ob er nicht vollmächtige Macht hätte/ die ſeinen zu fodern/ wenn er wil/ ſo er doch iedem Leib und Leben gegeben/ und wils wieder von uns haben/ wenn Er wil/ da muß es ſeyn/ und du ſelber biſt Gott deinen Leib ſehuldig/ und muſt ihn Jhm wieder geben/ wenn er ihn von dir abfodert. Darnach ſündigeſt du auch wieder deinen lieben Abgeſtorbenen: Denn mit deiner ſeltzamen Weiſe/ ſo du führeſt/ zeigeſtu ſo viel an/ als ob es ihm übel ergangen wäre/ ſo du doch aus ſeiner eigenen Bekäntnüs/ die Er bey ſeinem Leben gethan/ gehöret haſt/ daß GOtt einen edlen/ erwün- ſchten Tauſch mit ihme treffe/ und gebe ihm ein Ewiges für ein Zeit- liches/ ein Ruhiges für ein Unruhiges/ für das Creutz/ welches er auff Erden getragen/ und ſchier darunter darnieder geſuncken/ ewige Freud. Gönneſtu ihm denn nicht/ daß er ſey bey Chriſto in ſei- nes Vaters Reich: Gönneſtu ihm nicht/ daß er mit dem gläubi- gen Schecher im Paradies/ und mit dem Lazaro in Abrahams Schoß iſt? Sprichſtu/ ich wolt ihn lieber hie ſehen/ ſo gönneſtu ihm nichts Guts/ ſprichſtu aber/ ja/ ich gönne es ihm wohl/ warüm ſtelle ſtu dich denn ſo ſeltzam und ungebärdig/ und wolleſt ihm gern die unverwelckliche Krone der Herrligkeit/ ſo ihm GOtt der gerech- te Richter auf ſein Häupt geſetzet/ wieder herab reiſſen? Und bekennet ſelber die Warheit/ wenn du ihm etwas ſolteſt Letzlich ſündigeſt du auch wieder deinen eigenen Leib/ den lernen/ Ooooo
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an die Krancken.
ſündigeſtu dich gegen Gott/ als thät Er dir unrecht/ und wilt ihme ſei-
ne Gewalt/ ſo viel an dir iſt/ nehmen/ als ob er nicht vollmächtige
Macht hätte/ die ſeinen zu fodern/ wenn er wil/ ſo er doch iedem Leib
und Leben gegeben/ und wils wieder von uns haben/ wenn Er wil/
da muß es ſeyn/ und du ſelber biſt Gott deinen Leib ſehuldig/ und muſt
ihn Jhm wieder geben/ wenn er ihn von dir abfodert. Darnach
ſündigeſt du auch wieder deinen lieben Abgeſtorbenen: Denn mit
deiner ſeltzamen Weiſe/ ſo du führeſt/ zeigeſtu ſo viel an/ als ob es ihm
übel ergangen wäre/ ſo du doch aus ſeiner eigenen Bekäntnüs/ die Er
bey ſeinem Leben gethan/ gehöret haſt/ daß GOtt einen edlen/ erwün-
ſchten Tauſch mit ihme treffe/ und gebe ihm ein Ewiges für ein Zeit-
liches/ ein Ruhiges für ein Unruhiges/ für das Creutz/ welches er auff
Erden getragen/ und ſchier darunter darnieder geſuncken/ ewige
Freud. Gönneſtu ihm denn nicht/ daß er ſey bey Chriſto in ſei-
nes Vaters Reich: Gönneſtu ihm nicht/ daß er mit dem gläubi-
gen Schecher im Paradies/ und mit dem Lazaro in Abrahams
Schoß iſt? Sprichſtu/ ich wolt ihn lieber hie ſehen/ ſo gönneſtu
ihm nichts Guts/ ſprichſtu aber/ ja/ ich gönne es ihm wohl/ warüm
ſtelle ſtu dich denn ſo ſeltzam und ungebärdig/ und wolleſt ihm gern
die unverwelckliche Krone der Herrligkeit/ ſo ihm GOtt der gerech-
te Richter auf ſein Häupt geſetzet/ wieder herab reiſſen?
Und bekennet ſelber die Warheit/ wenn du ihm etwas ſolteſt
gewünſchet haben/ wolteſtu ihm denn andere/ denn dieſe begehren
können/ ſo doch kein gröſſer Freude/ weder ob noch unter der Son-
nen iſt/ wie Sanet Paulus ſpricht: Kein Auge hats geſehen.
Letzlich ſündigeſt du auch wieder deinen eigenen Leib/ den
macheſt du traurig/ und bekümmerſt ihn ümſonſt/ und üm nichts/
denn es iſt eitel und vergeblich/ die Todten beweinen/ und derglei-
chen. So höre nun was Sirach am 33. Cap. ſaget: Es iſt
ein ſchöner Spruch den alle klagende Perſonen billich auswendig
lernen/
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