Diefenbach, Johann: Reformation oder Revolution. Mainz, 1897.der Freiheit, die Bürde des Gehorsams abzulegen1)." Ähnlich Wie ein Brandstifter am besten seine Unschuld zu er- 1) Buchholz, Gesch. Ferdinands I. Cf. Ranke, Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation, p. 189 und 195, betr. der "evange- lischen Brüderschaft der Bauern". 2) Histor.-polit. Blätter. VI, p. 449--454. 3) Dr. Karl Hagen, III, 68. 2*
der Freiheit, die Bürde des Gehorſams abzulegen1).‟ Ähnlich Wie ein Brandſtifter am beſten ſeine Unſchuld zu er- 1) Buchholz, Geſch. Ferdinands I. Cf. Ranke, Deutſche Geſchichte im Zeitalter der Reformation, p. 189 und 195, betr. der „evange- liſchen Brüderſchaft der Bauern‟. 2) Hiſtor.-polit. Blätter. VI, p. 449—454. 3) Dr. Karl Hagen, III, 68. 2*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0031" n="19"/> der Freiheit, die Bürde des Gehorſams abzulegen<note place="foot" n="1)">Buchholz, Geſch. Ferdinands <hi rendition="#aq">I. Cf.</hi> Ranke, Deutſche Geſchichte<lb/> im Zeitalter der Reformation, <hi rendition="#aq">p.</hi> 189 und 195, betr. der „evange-<lb/> liſchen Brüderſchaft der Bauern‟.</note>.‟ Ähnlich<lb/> urteilt Georg von Sachſen in einem Schreiben an Landgraf<lb/> Philipp von Heſſen, der ihn zur Rüſtung aufgefordert hatte:<lb/> „er habe ſchon lange ſeine Unterthanen aufgeboten, wozu ihn<lb/> die ſchnellen Zeitläuften bewegt hätten, ſo ſich jetzt im Ober-<lb/> land von der Bauernſchaft, die ſich chriſtliche Verſammlung<lb/> nennen, ereignen. Dazu die <hi rendition="#g">Prediger,</hi> die das lutheriſche<lb/> Evangelium ſo lauter und klar gepredigt, daß man es hätte<lb/> greifen mögen, daß es <hi rendition="#g">die Früchte,</hi> die jetzt klar vor Augen<lb/> liegen, hätte <hi rendition="#g">bringen müſſen</hi><note place="foot" n="2)">Hiſtor.-polit. Blätter. <hi rendition="#aq">VI, p.</hi> 449—454.</note>.‟</p><lb/> <p>Wie ein Brandſtifter am beſten ſeine Unſchuld zu er-<lb/> weiſen glaubt, wenn er am lauteſten zum Löſchen des Feuers<lb/> aufruft und dabei mitwirkt, ſo machte es Luther. Als der<lb/> Aufſtand ein ſo unerwartet klägliches Ende nahm, richtete er<lb/> nunmehr ſeinen ganzen Zorn gegen die „wütigen‟ und „auf-<lb/> rühreriſchen‟ Bauern. Ähnlich hatte er es mit Hutten und<lb/> Sickingen nach ihrer Niederlage gemacht. Wie aus einem<lb/> Briefe Melanchthons an Oswald Ulianus, 24. Auguſt 1523,<lb/> erhellt, machte er den Verſuch, Hutten von den Rockſchößen<lb/> Luthers abzuſchütteln, als ob ſie beide ſeinen „Wahnſinn‟<lb/> gebilligt hätten<note place="foot" n="3)"><hi rendition="#aq">Dr.</hi> Karl Hagen, <hi rendition="#aq">III,</hi> 68.</note>! Jetzt erließ er eine Schrift „wider die mör-<lb/> deriſchen und aufrühreriſchen Rotten der Bauern‟, worin er die<lb/> Obrigkeiten auffordert, „ohne Geduld und Barmherzigkeit zu<lb/> würgen und zu ſtechen, öffentlich oder heimlich, wer immer<lb/> kann, und bedenken, daß es nichts Giftigeres, Schädlicheres,<lb/> Teufleriſches ſein kann als ein aufrühreriſcher Menſch. Gleich-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">2*</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [19/0031]
der Freiheit, die Bürde des Gehorſams abzulegen 1).‟ Ähnlich
urteilt Georg von Sachſen in einem Schreiben an Landgraf
Philipp von Heſſen, der ihn zur Rüſtung aufgefordert hatte:
„er habe ſchon lange ſeine Unterthanen aufgeboten, wozu ihn
die ſchnellen Zeitläuften bewegt hätten, ſo ſich jetzt im Ober-
land von der Bauernſchaft, die ſich chriſtliche Verſammlung
nennen, ereignen. Dazu die Prediger, die das lutheriſche
Evangelium ſo lauter und klar gepredigt, daß man es hätte
greifen mögen, daß es die Früchte, die jetzt klar vor Augen
liegen, hätte bringen müſſen 2).‟
Wie ein Brandſtifter am beſten ſeine Unſchuld zu er-
weiſen glaubt, wenn er am lauteſten zum Löſchen des Feuers
aufruft und dabei mitwirkt, ſo machte es Luther. Als der
Aufſtand ein ſo unerwartet klägliches Ende nahm, richtete er
nunmehr ſeinen ganzen Zorn gegen die „wütigen‟ und „auf-
rühreriſchen‟ Bauern. Ähnlich hatte er es mit Hutten und
Sickingen nach ihrer Niederlage gemacht. Wie aus einem
Briefe Melanchthons an Oswald Ulianus, 24. Auguſt 1523,
erhellt, machte er den Verſuch, Hutten von den Rockſchößen
Luthers abzuſchütteln, als ob ſie beide ſeinen „Wahnſinn‟
gebilligt hätten 3)! Jetzt erließ er eine Schrift „wider die mör-
deriſchen und aufrühreriſchen Rotten der Bauern‟, worin er die
Obrigkeiten auffordert, „ohne Geduld und Barmherzigkeit zu
würgen und zu ſtechen, öffentlich oder heimlich, wer immer
kann, und bedenken, daß es nichts Giftigeres, Schädlicheres,
Teufleriſches ſein kann als ein aufrühreriſcher Menſch. Gleich-
1) Buchholz, Geſch. Ferdinands I. Cf. Ranke, Deutſche Geſchichte
im Zeitalter der Reformation, p. 189 und 195, betr. der „evange-
liſchen Brüderſchaft der Bauern‟.
2) Hiſtor.-polit. Blätter. VI, p. 449—454.
3) Dr. Karl Hagen, III, 68.
2*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |