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Diefenbach, Johann: Reformation oder Revolution. Mainz, 1897.

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scheußlich gemartert (durch Vorwürfe) und doch ohne
Grund. Denn er lehrt das nicht. Es ist unter der Welt
in all diesen Landen so viel Graus und Schrecken, wie kein
Mensch auf Erden erdenken mag1)."

Seine Mitschuld am Bauernaufstand wurde von allen
einsichtsvollen und unparteiischen Männern geglaubt, wie denn
Herzog Georg von dieser Überzeugung in einer Jnstruktion
an seine Vertreter bei Herzog Johann von Sachsen 1524 zu
erkennen giebt2). Darin macht er die Prediger zu Alstedt,
zu Schneeberg, zu Buchholz als Aufwiegler des Volkes ver-
antwortlich, welche im Schatten des Evangeliums Ungehorsam,
Krieg, Blutvergießen der Unterthanen wider ihre Fürsten er-
regen. Desgleichen wurde am Neckar eine nicht geringe
Anzahl von Prädikanten hingerichtet, welche bei aufständischen
Bauern als Heerprediger gewirkt hatten. Der Prädikant
Herold, welcher als Chronist den Bauernkrieg beschrieben, den-
selben in eigener Person mitgemacht hatte, gesteht, daß die
Bauern sich ihres "kistenfegischen Evangeliums" gerühmt hätten.
Ferner, "daß sie alle Büberei unter dem Schein des Evan-
geliums verübt hätten, indem eine unerhörte Empörung des
gemeinen Mannes wider ihre Herrschaften sich ergeben habe."
Jm Rottenburgischen hatte ein Prediger die zwölf Artikel von
der christlichen Freiheit aufgesetzt. Die österreichische Regie-
rung in Würtemberg konstatierte: es sei leider offenbar, wie
aller Unterthanen Gemüter gegen ihre Obrigkeiten aufgebracht
sei und sowohl durch die lutherische Phantasie, Jrrsal und
Unterweisung, als auch ohne diese zu Unruhen und Wider-
willen geneigt seien, unterm angemaßten evangelischen Schein

1) Förstemann, p. 227.
2) das. p. 250.

ſcheußlich gemartert (durch Vorwürfe) und doch ohne
Grund. Denn er lehrt das nicht. Es iſt unter der Welt
in all dieſen Landen ſo viel Graus und Schrecken, wie kein
Menſch auf Erden erdenken mag1).‟

Seine Mitſchuld am Bauernaufſtand wurde von allen
einſichtsvollen und unparteiiſchen Männern geglaubt, wie denn
Herzog Georg von dieſer Überzeugung in einer Jnſtruktion
an ſeine Vertreter bei Herzog Johann von Sachſen 1524 zu
erkennen giebt2). Darin macht er die Prediger zu Alſtedt,
zu Schneeberg, zu Buchholz als Aufwiegler des Volkes ver-
antwortlich, welche im Schatten des Evangeliums Ungehorſam,
Krieg, Blutvergießen der Unterthanen wider ihre Fürſten er-
regen. Desgleichen wurde am Neckar eine nicht geringe
Anzahl von Prädikanten hingerichtet, welche bei aufſtändiſchen
Bauern als Heerprediger gewirkt hatten. Der Prädikant
Herold, welcher als Chroniſt den Bauernkrieg beſchrieben, den-
ſelben in eigener Perſon mitgemacht hatte, geſteht, daß die
Bauern ſich ihres „kiſtenfegiſchen Evangeliums‟ gerühmt hätten.
Ferner, „daß ſie alle Büberei unter dem Schein des Evan-
geliums verübt hätten, indem eine unerhörte Empörung des
gemeinen Mannes wider ihre Herrſchaften ſich ergeben habe.‟
Jm Rottenburgiſchen hatte ein Prediger die zwölf Artikel von
der chriſtlichen Freiheit aufgeſetzt. Die öſterreichiſche Regie-
rung in Würtemberg konſtatierte: es ſei leider offenbar, wie
aller Unterthanen Gemüter gegen ihre Obrigkeiten aufgebracht
ſei und ſowohl durch die lutheriſche Phantaſie, Jrrſal und
Unterweiſung, als auch ohne dieſe zu Unruhen und Wider-
willen geneigt ſeien, unterm angemaßten evangeliſchen Schein

1) Förſtemann, p. 227.
2) daſ. p. 250.
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[18/0030] ſcheußlich gemartert (durch Vorwürfe) und doch ohne Grund. Denn er lehrt das nicht. Es iſt unter der Welt in all dieſen Landen ſo viel Graus und Schrecken, wie kein Menſch auf Erden erdenken mag 1).‟ Seine Mitſchuld am Bauernaufſtand wurde von allen einſichtsvollen und unparteiiſchen Männern geglaubt, wie denn Herzog Georg von dieſer Überzeugung in einer Jnſtruktion an ſeine Vertreter bei Herzog Johann von Sachſen 1524 zu erkennen giebt 2). Darin macht er die Prediger zu Alſtedt, zu Schneeberg, zu Buchholz als Aufwiegler des Volkes ver- antwortlich, welche im Schatten des Evangeliums Ungehorſam, Krieg, Blutvergießen der Unterthanen wider ihre Fürſten er- regen. Desgleichen wurde am Neckar eine nicht geringe Anzahl von Prädikanten hingerichtet, welche bei aufſtändiſchen Bauern als Heerprediger gewirkt hatten. Der Prädikant Herold, welcher als Chroniſt den Bauernkrieg beſchrieben, den- ſelben in eigener Perſon mitgemacht hatte, geſteht, daß die Bauern ſich ihres „kiſtenfegiſchen Evangeliums‟ gerühmt hätten. Ferner, „daß ſie alle Büberei unter dem Schein des Evan- geliums verübt hätten, indem eine unerhörte Empörung des gemeinen Mannes wider ihre Herrſchaften ſich ergeben habe.‟ Jm Rottenburgiſchen hatte ein Prediger die zwölf Artikel von der chriſtlichen Freiheit aufgeſetzt. Die öſterreichiſche Regie- rung in Würtemberg konſtatierte: es ſei leider offenbar, wie aller Unterthanen Gemüter gegen ihre Obrigkeiten aufgebracht ſei und ſowohl durch die lutheriſche Phantaſie, Jrrſal und Unterweiſung, als auch ohne dieſe zu Unruhen und Wider- willen geneigt ſeien, unterm angemaßten evangeliſchen Schein 1) Förſtemann, p. 227. 2) daſ. p. 250.

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Zitationshilfe: Diefenbach, Johann: Reformation oder Revolution. Mainz, 1897, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/diefenbach_reformation_1897/30>, abgerufen am 21.11.2024.