Diefenbach, Johann: Reformation oder Revolution. Mainz, 1897.sondern dieser war bereits während hundert Jahren im Diese Männer hielten an dem Grundsatze fest, welchen 1) Gal. 1, 8. 2) "Die Menschen sind zu reformiren, nicht die Religion". Hefele,
Konziliengeschichte VIII p. 472. Denselben Gedanken wiederholten in neuerer Zeit der dänische Bischof Hansen, jetzt Konvertit, in seiner Schrift: "Wo ist die Gemeinde", und vor ihm der berühmte Niels Stensen: "Ein richtiger Reformator macht sich nicht an die Lehre, sondern an das Leben." Stimmen aus M.-L. 1888, III, 373. ſondern dieſer war bereits während hundert Jahren im Dieſe Männer hielten an dem Grundſatze feſt, welchen 1) Gal. 1, 8. 2) „Die Menſchen ſind zu reformiren, nicht die Religion‟. Hefele,
Konziliengeſchichte VIII p. 472. Denſelben Gedanken wiederholten in neuerer Zeit der däniſche Biſchof Hanſen, jetzt Konvertit, in ſeiner Schrift: „Wo iſt die Gemeinde‟, und vor ihm der berühmte Niels Stenſen: „Ein richtiger Reformator macht ſich nicht an die Lehre, ſondern an das Leben.‟ Stimmen aus M.-L. 1888, III, 373. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0043" n="31"/> ſondern dieſer war bereits während hundert Jahren im<lb/> Munde aller Chriſten, die ſeit dem traurigen Schisma in der<lb/> Chriſtenheit eine <hi rendition="#aq">reformatio in capite et in membris,</hi><lb/> eine Reformation im Haupt und in den Gliedern, verlangten.<lb/> Es ſtand dieſe Forderung ſchon auf der Tagesordnung der<lb/> Konzilien von Konſtanz und Baſel. Allein weder Konzils-<lb/> väter, noch andere eifrige Chriſten waren der Meinung, daß<lb/> man die Lehre Jeſu oder die chriſtliche Religion reformieren<lb/> dürfe, da doch St. Paulus geſagt hatte: wenn ein Engel<lb/> vom Himmel käme, ein anderes Evangelium brächte, als ich<lb/> es verkünde, der ſei verflucht<note place="foot" n="1)">Gal. 1, 8.</note>.</p><lb/> <p>Dieſe Männer hielten an dem Grundſatze feſt, welchen<lb/> der Auguſtiner-General Ägidius von Viterbo auf dem <hi rendition="#aq">V.</hi><lb/> Laterankonzil 1512 mit den Worten fixirt hatte: <hi rendition="#aq">„Homines<lb/> per sacra immutari fas est, non sacra per homines</hi><note place="foot" n="2)">„Die Menſchen ſind zu reformiren, nicht die Religion‟. Hefele,<lb/> Konziliengeſchichte <hi rendition="#aq">VIII p.</hi> 472. Denſelben Gedanken wiederholten in<lb/> neuerer Zeit der däniſche Biſchof Hanſen, jetzt Konvertit, in ſeiner<lb/> Schrift: „Wo iſt die Gemeinde‟, und vor ihm der berühmte Niels<lb/> Stenſen: „Ein richtiger Reformator macht ſich nicht an die Lehre,<lb/> ſondern an das Leben.‟ Stimmen aus M.-L. 1888, <hi rendition="#aq">III,</hi> 373.</note>.‟<lb/> Der einzig wahre Reformator des Menſchengeſchlechtes war<lb/> Chriſtus; die durch den Sündenfall in Jrrtum geratenen<lb/> Menſchen richtete er auf durch drei Faktoren: durch den<lb/> Glauben, das Sittengeſetz und die Sakramente. Als Säule<lb/> und Träger dieſer Heilsmittel errichtete und beſtimmte er die<lb/> ſichtbare Kirche. Luther aber, dem blinden Samſon gleich,<lb/> ſtürzte dieſe Säule um und brachte die ganze Heilanſtalt zum<lb/> Falle. Wohl hatte der Heiland den Glauben als Bedingung<lb/> zur Seligkeit proklamiert: „Gehet hin und lehret; wer da<lb/> glaubt und ſich taufen läßt, wird ſelig; wer aber nicht glaubt,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [31/0043]
ſondern dieſer war bereits während hundert Jahren im
Munde aller Chriſten, die ſeit dem traurigen Schisma in der
Chriſtenheit eine reformatio in capite et in membris,
eine Reformation im Haupt und in den Gliedern, verlangten.
Es ſtand dieſe Forderung ſchon auf der Tagesordnung der
Konzilien von Konſtanz und Baſel. Allein weder Konzils-
väter, noch andere eifrige Chriſten waren der Meinung, daß
man die Lehre Jeſu oder die chriſtliche Religion reformieren
dürfe, da doch St. Paulus geſagt hatte: wenn ein Engel
vom Himmel käme, ein anderes Evangelium brächte, als ich
es verkünde, der ſei verflucht 1).
Dieſe Männer hielten an dem Grundſatze feſt, welchen
der Auguſtiner-General Ägidius von Viterbo auf dem V.
Laterankonzil 1512 mit den Worten fixirt hatte: „Homines
per sacra immutari fas est, non sacra per homines 2).‟
Der einzig wahre Reformator des Menſchengeſchlechtes war
Chriſtus; die durch den Sündenfall in Jrrtum geratenen
Menſchen richtete er auf durch drei Faktoren: durch den
Glauben, das Sittengeſetz und die Sakramente. Als Säule
und Träger dieſer Heilsmittel errichtete und beſtimmte er die
ſichtbare Kirche. Luther aber, dem blinden Samſon gleich,
ſtürzte dieſe Säule um und brachte die ganze Heilanſtalt zum
Falle. Wohl hatte der Heiland den Glauben als Bedingung
zur Seligkeit proklamiert: „Gehet hin und lehret; wer da
glaubt und ſich taufen läßt, wird ſelig; wer aber nicht glaubt,
1) Gal. 1, 8.
2) „Die Menſchen ſind zu reformiren, nicht die Religion‟. Hefele,
Konziliengeſchichte VIII p. 472. Denſelben Gedanken wiederholten in
neuerer Zeit der däniſche Biſchof Hanſen, jetzt Konvertit, in ſeiner
Schrift: „Wo iſt die Gemeinde‟, und vor ihm der berühmte Niels
Stenſen: „Ein richtiger Reformator macht ſich nicht an die Lehre,
ſondern an das Leben.‟ Stimmen aus M.-L. 1888, III, 373.
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