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Diefenbach, Johann: Reformation oder Revolution. Mainz, 1897.

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der wird verdammt werden1). Ebenso bestimmt erklärt er
aber: Willst Du zum Leben eingehen, so halte die Ge-
bote
2)." Als der reiche Jüngling fragt, was er thun müsse
um selig zu werden, läßt er ihn die zehn Gebote hersagen
und fügt dann hinzu: "Thue das, so wirst du leben3)." Des-
gleichen erklärt er, daß die Menschen gerichtet werden nach ihren
Werken4). Ebenso bestimmt verweist er die Gläubigen an die
Kirche: "Wer euch höret, der höret mich; wer euch verachtet, der
verachtet mich5)." "Wer die Kirche nicht hört, sei Dir wie
ein Heide und öffentlicher Sünder6)." Demgemäß stellt die
christliche Religion nach ihrer Grundlegung durch Christus
drei Seiten dar: 1. eine theoretische durch die Lehre und
den Glauben; 2. eine praktische Seite durch die Moral
und das sittliche Leben; 3. eine soziale Seite durch die
Verbindung des Jndividuums mit der Gesamtheit, welche eine
Körperschaft bildet, von der er ein Glied ist, indem nach der
Darstellung des heil. Paulus7) alle Gläubigen einen Körper
bilden, von dem Christus das Haupt ist. Die Glieder sind
aber nach demselben Apostel miteinander verbunden durch
"einen Gott, einen Glauben und eine Taufe". An dieser
von Christus gegebenen Ordnung nahm Luther zwei wesent-
liche Änderungen vor, indem er die praktische Seite des sitt-
lichen Lebens als überflüssig zur Gewinnung des Heiles be-
zeichnete. Die soziale Seite hob er gänzlich auf durch die
Beseitigung der Auktorität und der korporativen Organisation.
Das Jndividuum erklärte er frei und unabhängig von allen
anderen, wodurch die christliche Gesellschaft in Atome aufge-

1) Mark., 16, 16.
2) Math. 17, 17.
3) Luk. 1, 25--27.
4) Math. 16, 27.
5) Luk. 10, 16.
6) Math. 18, 17.
7) I Cor. XII, 12, 14. -- Epl. V, 30.

der wird verdammt werden1). Ebenſo beſtimmt erklärt er
aber: Willſt Du zum Leben eingehen, ſo halte die Ge-
bote
2).‟ Als der reiche Jüngling fragt, was er thun müſſe
um ſelig zu werden, läßt er ihn die zehn Gebote herſagen
und fügt dann hinzu: „Thue das, ſo wirſt du leben3).‟ Des-
gleichen erklärt er, daß die Menſchen gerichtet werden nach ihren
Werken4). Ebenſo beſtimmt verweiſt er die Gläubigen an die
Kirche: „Wer euch höret, der höret mich; wer euch verachtet, der
verachtet mich5).‟ „Wer die Kirche nicht hört, ſei Dir wie
ein Heide und öffentlicher Sünder6).‟ Demgemäß ſtellt die
chriſtliche Religion nach ihrer Grundlegung durch Chriſtus
drei Seiten dar: 1. eine theoretiſche durch die Lehre und
den Glauben; 2. eine praktiſche Seite durch die Moral
und das ſittliche Leben; 3. eine ſoziale Seite durch die
Verbindung des Jndividuums mit der Geſamtheit, welche eine
Körperſchaft bildet, von der er ein Glied iſt, indem nach der
Darſtellung des heil. Paulus7) alle Gläubigen einen Körper
bilden, von dem Chriſtus das Haupt iſt. Die Glieder ſind
aber nach demſelben Apoſtel miteinander verbunden durch
„einen Gott, einen Glauben und eine Taufe‟. An dieſer
von Chriſtus gegebenen Ordnung nahm Luther zwei weſent-
liche Änderungen vor, indem er die praktiſche Seite des ſitt-
lichen Lebens als überflüſſig zur Gewinnung des Heiles be-
zeichnete. Die ſoziale Seite hob er gänzlich auf durch die
Beſeitigung der Auktorität und der korporativen Organiſation.
Das Jndividuum erklärte er frei und unabhängig von allen
anderen, wodurch die chriſtliche Geſellſchaft in Atome aufge-

1) Mark., 16, 16.
2) Math. 17, 17.
3) Luk. 1, 25—27.
4) Math. 16, 27.
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[32/0044] der wird verdammt werden 1). Ebenſo beſtimmt erklärt er aber: Willſt Du zum Leben eingehen, ſo halte die Ge- bote 2).‟ Als der reiche Jüngling fragt, was er thun müſſe um ſelig zu werden, läßt er ihn die zehn Gebote herſagen und fügt dann hinzu: „Thue das, ſo wirſt du leben 3).‟ Des- gleichen erklärt er, daß die Menſchen gerichtet werden nach ihren Werken 4). Ebenſo beſtimmt verweiſt er die Gläubigen an die Kirche: „Wer euch höret, der höret mich; wer euch verachtet, der verachtet mich 5).‟ „Wer die Kirche nicht hört, ſei Dir wie ein Heide und öffentlicher Sünder 6).‟ Demgemäß ſtellt die chriſtliche Religion nach ihrer Grundlegung durch Chriſtus drei Seiten dar: 1. eine theoretiſche durch die Lehre und den Glauben; 2. eine praktiſche Seite durch die Moral und das ſittliche Leben; 3. eine ſoziale Seite durch die Verbindung des Jndividuums mit der Geſamtheit, welche eine Körperſchaft bildet, von der er ein Glied iſt, indem nach der Darſtellung des heil. Paulus 7) alle Gläubigen einen Körper bilden, von dem Chriſtus das Haupt iſt. Die Glieder ſind aber nach demſelben Apoſtel miteinander verbunden durch „einen Gott, einen Glauben und eine Taufe‟. An dieſer von Chriſtus gegebenen Ordnung nahm Luther zwei weſent- liche Änderungen vor, indem er die praktiſche Seite des ſitt- lichen Lebens als überflüſſig zur Gewinnung des Heiles be- zeichnete. Die ſoziale Seite hob er gänzlich auf durch die Beſeitigung der Auktorität und der korporativen Organiſation. Das Jndividuum erklärte er frei und unabhängig von allen anderen, wodurch die chriſtliche Geſellſchaft in Atome aufge- 1) Mark., 16, 16. 2) Math. 17, 17. 3) Luk. 1, 25—27. 4) Math. 16, 27. 5) Luk. 10, 16. 6) Math. 18, 17. 7) I Cor. XII, 12, 14. — Epl. V, 30.

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Zitationshilfe: Diefenbach, Johann: Reformation oder Revolution. Mainz, 1897, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/diefenbach_reformation_1897/44>, abgerufen am 23.11.2024.