Diefenbach, Johann: Reformation oder Revolution. Mainz, 1897.der wird verdammt werden1). Ebenso bestimmt erklärt er 1) Mark., 16, 16. 2) Math. 17, 17. 3) Luk. 1, 25--27. 4) Math. 16, 27. 5) Luk. 10, 16. 6) Math. 18, 17. 7) I Cor. XII, 12, 14. -- Epl. V, 30.
der wird verdammt werden1). Ebenſo beſtimmt erklärt er 1) Mark., 16, 16. 2) Math. 17, 17. 3) Luk. 1, 25—27. 4) Math. 16, 27. 5) Luk. 10, 16. 6) Math. 18, 17. 7) I Cor. XII, 12, 14. — Epl. V, 30.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0044" n="32"/> der wird verdammt werden<note place="foot" n="1)">Mark., 16, 16.</note>. Ebenſo beſtimmt erklärt er<lb/> aber: Willſt Du zum Leben eingehen, ſo <hi rendition="#g">halte die Ge-<lb/> bote</hi><note place="foot" n="2)">Math. 17, 17.</note>.‟ Als der reiche Jüngling fragt, was er thun müſſe<lb/> um ſelig zu werden, läßt er ihn die zehn Gebote herſagen<lb/> und fügt dann hinzu: „<hi rendition="#g">Thue</hi> das, ſo wirſt du leben<note place="foot" n="3)">Luk. 1, 25—27.</note>.‟ Des-<lb/> gleichen erklärt er, daß die Menſchen gerichtet werden nach ihren<lb/><hi rendition="#g">Werken</hi><note place="foot" n="4)">Math. 16, 27.</note>. Ebenſo beſtimmt verweiſt er die Gläubigen an die<lb/> Kirche: „Wer euch höret, der höret mich; wer euch verachtet, der<lb/> verachtet mich<note place="foot" n="5)">Luk. 10, 16.</note>.‟ „Wer die Kirche nicht hört, ſei Dir wie<lb/> ein Heide und öffentlicher Sünder<note place="foot" n="6)">Math. 18, 17.</note>.‟ Demgemäß ſtellt die<lb/> chriſtliche Religion nach ihrer Grundlegung durch Chriſtus<lb/> drei Seiten dar: 1. eine <hi rendition="#g">theoretiſche</hi> durch die Lehre und<lb/> den Glauben; 2. eine <hi rendition="#g">praktiſche</hi> Seite durch die Moral<lb/> und das ſittliche Leben; 3. eine <hi rendition="#g">ſoziale</hi> Seite durch die<lb/> Verbindung des Jndividuums mit der Geſamtheit, welche eine<lb/> Körperſchaft bildet, von der er ein Glied iſt, indem nach der<lb/> Darſtellung des heil. Paulus<note place="foot" n="7)"><hi rendition="#aq">I</hi> Cor. <hi rendition="#aq">XII,</hi> 12, 14. — Epl. <hi rendition="#aq">V,</hi> 30.</note> alle Gläubigen einen Körper<lb/> bilden, von dem Chriſtus das Haupt iſt. Die Glieder ſind<lb/> aber nach demſelben Apoſtel miteinander verbunden durch<lb/> „einen Gott, einen Glauben und eine Taufe‟. An dieſer<lb/> von Chriſtus gegebenen Ordnung nahm Luther zwei weſent-<lb/> liche Änderungen vor, indem er die praktiſche Seite des ſitt-<lb/> lichen Lebens als überflüſſig zur Gewinnung des Heiles be-<lb/> zeichnete. Die ſoziale Seite hob er gänzlich auf durch die<lb/> Beſeitigung der Auktorität und der korporativen Organiſation.<lb/> Das Jndividuum erklärte er frei und unabhängig von allen<lb/> anderen, wodurch die chriſtliche Geſellſchaft in Atome aufge-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [32/0044]
der wird verdammt werden 1). Ebenſo beſtimmt erklärt er
aber: Willſt Du zum Leben eingehen, ſo halte die Ge-
bote 2).‟ Als der reiche Jüngling fragt, was er thun müſſe
um ſelig zu werden, läßt er ihn die zehn Gebote herſagen
und fügt dann hinzu: „Thue das, ſo wirſt du leben 3).‟ Des-
gleichen erklärt er, daß die Menſchen gerichtet werden nach ihren
Werken 4). Ebenſo beſtimmt verweiſt er die Gläubigen an die
Kirche: „Wer euch höret, der höret mich; wer euch verachtet, der
verachtet mich 5).‟ „Wer die Kirche nicht hört, ſei Dir wie
ein Heide und öffentlicher Sünder 6).‟ Demgemäß ſtellt die
chriſtliche Religion nach ihrer Grundlegung durch Chriſtus
drei Seiten dar: 1. eine theoretiſche durch die Lehre und
den Glauben; 2. eine praktiſche Seite durch die Moral
und das ſittliche Leben; 3. eine ſoziale Seite durch die
Verbindung des Jndividuums mit der Geſamtheit, welche eine
Körperſchaft bildet, von der er ein Glied iſt, indem nach der
Darſtellung des heil. Paulus 7) alle Gläubigen einen Körper
bilden, von dem Chriſtus das Haupt iſt. Die Glieder ſind
aber nach demſelben Apoſtel miteinander verbunden durch
„einen Gott, einen Glauben und eine Taufe‟. An dieſer
von Chriſtus gegebenen Ordnung nahm Luther zwei weſent-
liche Änderungen vor, indem er die praktiſche Seite des ſitt-
lichen Lebens als überflüſſig zur Gewinnung des Heiles be-
zeichnete. Die ſoziale Seite hob er gänzlich auf durch die
Beſeitigung der Auktorität und der korporativen Organiſation.
Das Jndividuum erklärte er frei und unabhängig von allen
anderen, wodurch die chriſtliche Geſellſchaft in Atome aufge-
1) Mark., 16, 16.
2) Math. 17, 17.
3) Luk. 1, 25—27.
4) Math. 16, 27.
5) Luk. 10, 16.
6) Math. 18, 17.
7) I Cor. XII, 12, 14. — Epl. V, 30.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |