Diefenbach, Johann: Reformation oder Revolution. Mainz, 1897."Kein Lieb' noch Glaub' ist in der Welt, Ein jeder spricht: "Hätt' ich nur Geld"! Das ist ein Zeichen vom End' der Welt." Das achtunddreißigste Zeichen findet er darin, daß die Drum: "Bosheit, Sünde, Laster und Schand', Nehmen jetzt so allüberall überhand, Keine Besserung zu hoffen ist, Bis daß Du kommst, Herr Jesu Christ." Das vierzigste Anzeichen findet er in der Analogie der "Die Zeichen werden lügen nicht. Christus wird bald kommen zum Gericht." Aus der Reihe der Zeitgenossen Luthers, welche als Erasmus fand in diesen Wahrnehmungen die Ursache, 1) "Wider diejenigen, die sich fälschlich rühmen, Evangelische zu
sein." Jn Opera Erasm. T. X, 1578--1580. „Kein Lieb’ noch Glaub’ iſt in der Welt, Ein jeder ſpricht: „Hätt’ ich nur Geld‟! Das iſt ein Zeichen vom End’ der Welt.‟ Das achtunddreißigſte Zeichen findet er darin, daß die Drum: „Bosheit, Sünde, Laſter und Schand’, Nehmen jetzt ſo allüberall überhand, Keine Beſſerung zu hoffen iſt, Bis daß Du kommſt, Herr Jeſu Chriſt.‟ Das vierzigſte Anzeichen findet er in der Analogie der „Die Zeichen werden lügen nicht. Chriſtus wird bald kommen zum Gericht.‟ Aus der Reihe der Zeitgenoſſen Luthers, welche als Erasmus fand in dieſen Wahrnehmungen die Urſache, 1) „Wider diejenigen, die ſich fälſchlich rühmen, Evangeliſche zu
ſein.‟ Jn Opera Erasm. T. X, 1578—1580. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0055" n="43"/> <lg type="poem"> <l>„Kein Lieb’ noch Glaub’ iſt in der Welt,</l><lb/> <l>Ein jeder ſpricht: „Hätt’ ich nur Geld‟!</l><lb/> <l>Das iſt ein Zeichen vom End’ der Welt.‟</l> </lg><lb/> <p>Das achtunddreißigſte Zeichen findet er darin, daß die<lb/> Menſchen täglich <hi rendition="#g">ärger</hi> werden, wie wohl ſie Chriſten ſein<lb/> wollen, während die Geiſtlichen (wohl bezeichnet) ſich ihren<lb/> eigenen Turm zu Babel bauen wollten.‟</p><lb/> <p>Drum:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Bosheit, Sünde, Laſter und Schand’,</l><lb/> <l>Nehmen jetzt ſo allüberall überhand,</l><lb/> <l>Keine Beſſerung zu hoffen iſt,</l><lb/> <l>Bis daß Du kommſt, Herr Jeſu Chriſt.‟</l> </lg><lb/> <p>Das vierzigſte Anzeichen findet er in der Analogie der<lb/> Gegenwart mit den Zeiten Noe’s und der Sintflut. Habe<lb/> doch der <hi rendition="#g">heilige</hi> Luther zu ſeiner Zeit geſagt, daß Sodoma<lb/> und Gomorrha nicht den zehnten Teil ſo bös geweſen ſei als<lb/> Deutſchland; was würde er erſt ſagen, wenn er deſſen durch-<lb/> teufelten Zuſtand erſt jetzt ſehen würde? Die Konſequenz, die<lb/> er daraus zieht:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Die Zeichen werden lügen nicht.</l><lb/> <l>Chriſtus wird bald kommen zum Gericht.‟</l> </lg><lb/> <p>Aus der Reihe der Zeitgenoſſen Luthers, welche als<lb/> Augenzeugen über das allgemeine Sittenverderben Klage führen,<lb/> können wir nur wenige citieren; denn ihre Zahl iſt zu groß.</p><lb/> <p>Erasmus fand in dieſen Wahrnehmungen die Urſache,<lb/> ſich von der Sache Luthers zu trennen. Derſelbe ſpricht in<lb/> einem Sendſchreiben<note place="foot" n="1)">„Wider diejenigen, die ſich fälſchlich rühmen, Evangeliſche zu<lb/> ſein.‟ Jn <hi rendition="#aq">Opera Erasm. T. X,</hi> 1578—1580.</note> an G. Geldenhauer 1526 ſich dahin<lb/> aus: „Menſchenſatzungen werden jetzt mit anderen menſch-<lb/> lichen, oder vielmehr <hi rendition="#g">unmenſchlichen</hi> Satzungen vertauſcht.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [43/0055]
„Kein Lieb’ noch Glaub’ iſt in der Welt,
Ein jeder ſpricht: „Hätt’ ich nur Geld‟!
Das iſt ein Zeichen vom End’ der Welt.‟
Das achtunddreißigſte Zeichen findet er darin, daß die
Menſchen täglich ärger werden, wie wohl ſie Chriſten ſein
wollen, während die Geiſtlichen (wohl bezeichnet) ſich ihren
eigenen Turm zu Babel bauen wollten.‟
Drum:
„Bosheit, Sünde, Laſter und Schand’,
Nehmen jetzt ſo allüberall überhand,
Keine Beſſerung zu hoffen iſt,
Bis daß Du kommſt, Herr Jeſu Chriſt.‟
Das vierzigſte Anzeichen findet er in der Analogie der
Gegenwart mit den Zeiten Noe’s und der Sintflut. Habe
doch der heilige Luther zu ſeiner Zeit geſagt, daß Sodoma
und Gomorrha nicht den zehnten Teil ſo bös geweſen ſei als
Deutſchland; was würde er erſt ſagen, wenn er deſſen durch-
teufelten Zuſtand erſt jetzt ſehen würde? Die Konſequenz, die
er daraus zieht:
„Die Zeichen werden lügen nicht.
Chriſtus wird bald kommen zum Gericht.‟
Aus der Reihe der Zeitgenoſſen Luthers, welche als
Augenzeugen über das allgemeine Sittenverderben Klage führen,
können wir nur wenige citieren; denn ihre Zahl iſt zu groß.
Erasmus fand in dieſen Wahrnehmungen die Urſache,
ſich von der Sache Luthers zu trennen. Derſelbe ſpricht in
einem Sendſchreiben 1) an G. Geldenhauer 1526 ſich dahin
aus: „Menſchenſatzungen werden jetzt mit anderen menſch-
lichen, oder vielmehr unmenſchlichen Satzungen vertauſcht.
1) „Wider diejenigen, die ſich fälſchlich rühmen, Evangeliſche zu
ſein.‟ Jn Opera Erasm. T. X, 1578—1580.
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