Diefenbach, Johann: Reformation oder Revolution. Mainz, 1897.aufgegeben und sich der Lehre der alten Kirche genähert. Das Der bekannte Philosovh Ed. von Hartmann sagt mit aufgegeben und ſich der Lehre der alten Kirche genähert. Das Der bekannte Philoſovh Ed. von Hartmann ſagt mit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0068" n="56"/> aufgegeben und ſich der Lehre der alten Kirche genähert. Das<lb/> war der Zeitpunkt, den edle Geiſter für geeignet hielten,<lb/> ſogenannten R<hi rendition="#aq">é</hi>unionsverſuche zu beginnen, wie ſie Boſſuet<lb/> und Leibniz intendierten. Leider ſind die wohl gemeinten<lb/> Abſichten ohne Verwirklichung geblieben. Jmmerhin bleibt<lb/> es merkwürdig, wie die Anſchauungen der proteſtantiſchen<lb/> Theologen und des Volkes ſich in den dreihundert Jahren<lb/> verändert haben. Jm erſten Jahrhundert des Proteſtantis-<lb/> mus galt der Glaube alles, die Werke nichts; ſpäter und<lb/> heute herrſcht im Glauben der völlige Jndifferentismus, die<lb/> wirkliche Glaubens <hi rendition="#g">freiheit,</hi> und alles hängt ab von den<lb/> guten Werken, d. h. von dem in der Liebe thätigen Leben.<lb/> Man gewöhnt ſich daran zu ſagen: „Thue recht und ſcheue<lb/> Niemand‟, oder „auf den Glauben kommt es nicht an, wenn<lb/> man nur rechtſchaffen lebt.‟ Weil der Glaube an der theo-<lb/> logiſchen Börſe im Werte geſunken und zu einer permanenten<lb/> Baiſſe gelangt iſt, hat man auch die Glaubensquelle mit<lb/> ſcharfer Kritik verfolgt und ſelbſt das hochgehaltene Apoſtoli-<lb/> kum und ganze Teile der heiligen Schrift in den Niedergang<lb/> des Kurſes hineingezogen. Daher der theologiſche Streit<lb/> über die Gültigkeit des apoſtoliſchen Symbolums und ganzer<lb/> Teile aus der Darſtellung den vier Evangeliſten. Die Pole-<lb/> mik der einzelnen Richtungen der poſitiven oder orthodoxen<lb/> Theologen gegenüber den fortgeſchrittenen Schulen von Bauer,<lb/> Strauß, Ritſchl und Harnack bilden einen permanenten Kampf<lb/> im Schoße des modernen Proteſtantismus.</p><lb/> <p>Der bekannte Philoſovh Ed. von Hartmann ſagt mit<lb/> Recht: „Der liberale Proteſtantismus hat kein Recht an den<lb/> Namen des Chriſtentums, da die liberalen Proteſtanten an<lb/> Chriſtus glauben, wie die Muhamedaner auch; ſie gehören<lb/> in die Landeskirchen, <hi rendition="#g">wie der Sperling ins Schwalben-<lb/></hi></p> </div> </body> </text> </TEI> [56/0068]
aufgegeben und ſich der Lehre der alten Kirche genähert. Das
war der Zeitpunkt, den edle Geiſter für geeignet hielten,
ſogenannten Réunionsverſuche zu beginnen, wie ſie Boſſuet
und Leibniz intendierten. Leider ſind die wohl gemeinten
Abſichten ohne Verwirklichung geblieben. Jmmerhin bleibt
es merkwürdig, wie die Anſchauungen der proteſtantiſchen
Theologen und des Volkes ſich in den dreihundert Jahren
verändert haben. Jm erſten Jahrhundert des Proteſtantis-
mus galt der Glaube alles, die Werke nichts; ſpäter und
heute herrſcht im Glauben der völlige Jndifferentismus, die
wirkliche Glaubens freiheit, und alles hängt ab von den
guten Werken, d. h. von dem in der Liebe thätigen Leben.
Man gewöhnt ſich daran zu ſagen: „Thue recht und ſcheue
Niemand‟, oder „auf den Glauben kommt es nicht an, wenn
man nur rechtſchaffen lebt.‟ Weil der Glaube an der theo-
logiſchen Börſe im Werte geſunken und zu einer permanenten
Baiſſe gelangt iſt, hat man auch die Glaubensquelle mit
ſcharfer Kritik verfolgt und ſelbſt das hochgehaltene Apoſtoli-
kum und ganze Teile der heiligen Schrift in den Niedergang
des Kurſes hineingezogen. Daher der theologiſche Streit
über die Gültigkeit des apoſtoliſchen Symbolums und ganzer
Teile aus der Darſtellung den vier Evangeliſten. Die Pole-
mik der einzelnen Richtungen der poſitiven oder orthodoxen
Theologen gegenüber den fortgeſchrittenen Schulen von Bauer,
Strauß, Ritſchl und Harnack bilden einen permanenten Kampf
im Schoße des modernen Proteſtantismus.
Der bekannte Philoſovh Ed. von Hartmann ſagt mit
Recht: „Der liberale Proteſtantismus hat kein Recht an den
Namen des Chriſtentums, da die liberalen Proteſtanten an
Chriſtus glauben, wie die Muhamedaner auch; ſie gehören
in die Landeskirchen, wie der Sperling ins Schwalben-
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