Diefenbach, Johann: Reformation oder Revolution. Mainz, 1897.tum" gehörte dieser Richtung an. So wurde vorgearbeitet Die volle Ausbildung fand aber die Richtung in P. F. Spener Durch die Anerkennung, die hiermit dem freien Willen 1) W. Hosbach, "Spener und seine Zeit". Berlin 1828. Cf. Tholuk
II a. 44. tum‟ gehörte dieſer Richtung an. So wurde vorgearbeitet Die volle Ausbildung fand aber die Richtung in P. F. Spener Durch die Anerkennung, die hiermit dem freien Willen 1) W. Hosbach, „Spener und ſeine Zeit‟. Berlin 1828. Cf. Tholuk
II a. 44. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0067" n="55"/> tum‟ gehörte dieſer Richtung an. So wurde vorgearbeitet<lb/> der bald beginnenden Periode des ſogenannten Pietismus.<lb/> Das Wort „allgemeine Reformation‟ war die Parole. Man<lb/> bekämpfte abermals ein „Antichriſtentum‟, welches im Pro-<lb/> teſtantismus eingeriſſen ſei. Eine ſolche Tendenz klingt wieder<lb/> in dem Werke Hochburgs „verwirrter deutſcher Krieg‟, „im<lb/> deutſch-evangeliſchen Judentum‟, in Burmanns „deutſch-evan-<lb/> geliſches ärgerliches Chriſtentum, 1645, in Großgebauers<lb/> „Wächterſtimme aus dem verwaiſten Zion‟ 1661, und in<lb/> Schröders „hellklingender Zuchtpoſaune‟ 1686.</p><lb/> <p>Die volle Ausbildung fand aber die Richtung in P. F. Spener<lb/> (1635 bis 1705), welcher mit ſeinen <hi rendition="#aq">„Collegia pietatis‟</hi> zu<lb/> Frankfurt a. M. 1670 dem thätigen Chriſtentum einen poſi-<lb/> tiven Halt gab. Von ihm ſagt V. Hosbach: „Der Pietismus<lb/> war, äußerlich angeſehen, nichts anderes als die ſtrenge ſitt-<lb/> liche, auf ein lebendiges, im Glauben und in der Liebe thä-<lb/> tiges Chriſtentum, entgegengeſetzt der begriffsmäßigen Starr-<lb/> heit der herrſchenden Lehre und der unfruchtbaren Kälte des<lb/> chriſtlichen Lebens; innerlich ruht es auf der Grundanſchauung<lb/> von dem Verderben der menſchlichen Natur, zu deren Hin-<lb/> wegſchaffung es einer höheren als natürlichen Kraft bedarf,<lb/> welche in Beziehung auf das Leben als völlige Neuerung<lb/> durch das Wort Gottes ſich darſtellt und eine wahre inner-<lb/> liche Frömmigkeit erzeugt<note place="foot" n="1)">W. Hosbach, „Spener und ſeine Zeit‟. Berlin 1828. <hi rendition="#aq">Cf.</hi> Tholuk<lb/><hi rendition="#aq">II</hi> a. 44.</note>.‟</p><lb/> <p>Durch die Anerkennung, die hiermit dem freien Willen<lb/> des Menſchen zu Teil wurde, und die Forderung nach einem<lb/> ſittlichen Wandel, der in guten Werken ſich offenbare, hatte<lb/> man den urſprünglichen lutheriſchen Lehrbegriff vom unfreien<lb/> Willen und der Forderung der bloßen Glaubensgerechtigkeit<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [55/0067]
tum‟ gehörte dieſer Richtung an. So wurde vorgearbeitet
der bald beginnenden Periode des ſogenannten Pietismus.
Das Wort „allgemeine Reformation‟ war die Parole. Man
bekämpfte abermals ein „Antichriſtentum‟, welches im Pro-
teſtantismus eingeriſſen ſei. Eine ſolche Tendenz klingt wieder
in dem Werke Hochburgs „verwirrter deutſcher Krieg‟, „im
deutſch-evangeliſchen Judentum‟, in Burmanns „deutſch-evan-
geliſches ärgerliches Chriſtentum, 1645, in Großgebauers
„Wächterſtimme aus dem verwaiſten Zion‟ 1661, und in
Schröders „hellklingender Zuchtpoſaune‟ 1686.
Die volle Ausbildung fand aber die Richtung in P. F. Spener
(1635 bis 1705), welcher mit ſeinen „Collegia pietatis‟ zu
Frankfurt a. M. 1670 dem thätigen Chriſtentum einen poſi-
tiven Halt gab. Von ihm ſagt V. Hosbach: „Der Pietismus
war, äußerlich angeſehen, nichts anderes als die ſtrenge ſitt-
liche, auf ein lebendiges, im Glauben und in der Liebe thä-
tiges Chriſtentum, entgegengeſetzt der begriffsmäßigen Starr-
heit der herrſchenden Lehre und der unfruchtbaren Kälte des
chriſtlichen Lebens; innerlich ruht es auf der Grundanſchauung
von dem Verderben der menſchlichen Natur, zu deren Hin-
wegſchaffung es einer höheren als natürlichen Kraft bedarf,
welche in Beziehung auf das Leben als völlige Neuerung
durch das Wort Gottes ſich darſtellt und eine wahre inner-
liche Frömmigkeit erzeugt 1).‟
Durch die Anerkennung, die hiermit dem freien Willen
des Menſchen zu Teil wurde, und die Forderung nach einem
ſittlichen Wandel, der in guten Werken ſich offenbare, hatte
man den urſprünglichen lutheriſchen Lehrbegriff vom unfreien
Willen und der Forderung der bloßen Glaubensgerechtigkeit
1) W. Hosbach, „Spener und ſeine Zeit‟. Berlin 1828. Cf. Tholuk
II a. 44.
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