Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.das nicht, haben sie noch lange mit ihm, und wohl öfters ein ganz Etmal, das ist einen Tag, zu thun. Wann er sich nun verblutet hat, davon die ganze See daherumb gefärbet wird, wird er matt und leget sich auf die Seite, wie andere Fische. Dann machen sie ihm ein Loch durch den Schwanz, daran sie ein Seil festmachen; item einen großen Haken mit dem Seil ins Maul. Und damit winden sie ihn, wann er an das Schiff ist, in die Höhe, etwas außer Wasser. Liegt er aber weit vom Schiff, so muß entweder das Schiff nach ihm fahren, oder es müssen alle sechs Schaluppen vorspannen, mit sechsunddreißig Ruderknechten, und den Fisch nach und nach an das Schiff bugsieren. Das geht langsam. Wann selbiger nun, wie gedacht, etwas in die Höhe an das Schiff gewunden, so springen sechs oder acht Kerl nunter, auf ihn, mit großen, scharfen Messern, einer Elle lang; schneiden damit all das Fette und Speck, wie es heißt, los, welches ins Schiff gewunden, oben, auf einem Tisch, mit großen Messern zerhacket wird und in ein'n Leinwand-Schlauch gethan; dadurch in'n untern Schiffsraum in die Faß oder Kardelen geleitet wird, derer öfters sechzig Tonnen oder Kardels von einem Fisch voll gemachet werden. Wann der Speck auf einer Seite des Fisches herunter, kentern sie ihn auf die andere Seite, bis alles ab. Das Fleisch und Knochen bleiben liegen; und ist's ein Fressen vor die weissen Bäre, welche nebenst denen großen Seemöven häufig herzugeschwommen kommen; welche es von weitem riechen; darüber sie aber totgeschossen und ihnen die weißen, schönen Pelze ausgezogen werden. Wann das Fett herunter ist, so wird dem Fisch sein Hals oder Rachen ausgeschnitten, welches die Barten oder Zähne heißen, derer in seinem Rachen wohl fünfhundert Stück dicht aneinander, mit schwarzen, langen Pferdhaaren bewachsen, stehen. Wann sich der Hals aufsperret, diese das nicht, haben sie noch lange mit ihm, und wohl öfters ein ganz Etmal, das ist einen Tag, zu thun. Wann er sich nun verblutet hat, davon die ganze See daherumb gefärbet wird, wird er matt und leget sich auf die Seite, wie andere Fische. Dann machen sie ihm ein Loch durch den Schwanz, daran sie ein Seil festmachen; item einen großen Haken mit dem Seil ins Maul. Und damit winden sie ihn, wann er an das Schiff ist, in die Höhe, etwas außer Wasser. Liegt er aber weit vom Schiff, so muß entweder das Schiff nach ihm fahren, oder es müssen alle sechs Schaluppen vorspannen, mit sechsunddreißig Ruderknechten, und den Fisch nach und nach an das Schiff bugsieren. Das geht langsam. Wann selbiger nun, wie gedacht, etwas in die Höhe an das Schiff gewunden, so springen sechs oder acht Kerl nunter, auf ihn, mit großen, scharfen Messern, einer Elle lang; schneiden damit all das Fette und Speck, wie es heißt, los, welches ins Schiff gewunden, oben, auf einem Tisch, mit großen Messern zerhacket wird und in ein’n Leinwand-Schlauch gethan; dadurch in’n untern Schiffsraum in die Faß oder Kardelen geleitet wird, derer öfters sechzig Tonnen oder Kardels von einem Fisch voll gemachet werden. Wann der Speck auf einer Seite des Fisches herunter, kentern sie ihn auf die andere Seite, bis alles ab. Das Fleisch und Knochen bleiben liegen; und ist’s ein Fressen vor die weissen Bäre, welche nebenst denen großen Seemöven häufig herzugeschwommen kommen; welche es von weitem riechen; darüber sie aber totgeschossen und ihnen die weißen, schönen Pelze ausgezogen werden. Wann das Fett herunter ist, so wird dem Fisch sein Hals oder Rachen ausgeschnitten, welches die Barten oder Zähne heißen, derer in seinem Rachen wohl fünfhundert Stück dicht aneinander, mit schwarzen, langen Pferdhaaren bewachsen, stehen. Wann sich der Hals aufsperret, diese <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0129"/> das nicht, haben sie noch lange mit ihm, und wohl öfters ein ganz Etmal, das ist einen Tag, zu thun.</p> <p>Wann er sich nun verblutet hat, davon die ganze See daherumb gefärbet wird, wird er matt und leget sich auf die Seite, wie andere Fische. Dann machen sie ihm ein Loch durch den Schwanz, daran sie ein Seil festmachen; <hi rendition="#aq">item</hi> einen großen Haken mit dem Seil ins Maul. Und damit winden sie ihn, wann er an das Schiff ist, in die Höhe, etwas außer Wasser. Liegt er aber weit vom Schiff, so muß entweder das Schiff nach ihm fahren, oder es müssen alle sechs Schaluppen vorspannen, mit sechsunddreißig Ruderknechten, und den Fisch nach und nach an das Schiff bugsieren. Das geht langsam.</p> <p>Wann selbiger nun, wie gedacht, etwas in die Höhe an das Schiff gewunden, so springen sechs oder acht Kerl nunter, auf ihn, mit großen, scharfen Messern, einer Elle lang; schneiden damit all das Fette und Speck, wie es heißt, los, welches ins Schiff gewunden, oben, auf einem Tisch, mit großen Messern zerhacket wird und in ein’n Leinwand-Schlauch gethan; dadurch in’n untern Schiffsraum in die Faß oder Kardelen geleitet wird, derer öfters sechzig Tonnen oder Kardels von einem Fisch voll gemachet werden.</p> <p>Wann der Speck auf einer Seite des Fisches herunter, kentern sie ihn auf die andere Seite, bis alles ab.</p> <p>Das Fleisch und Knochen bleiben liegen; und ist’s ein Fressen vor die weissen Bäre, welche nebenst denen großen Seemöven häufig herzugeschwommen kommen; welche es von weitem riechen; darüber sie aber totgeschossen und ihnen die weißen, schönen Pelze ausgezogen werden.</p> <p>Wann das Fett herunter ist, so wird dem Fisch sein Hals oder Rachen ausgeschnitten, welches die Barten oder Zähne heißen, derer in seinem Rachen wohl fünfhundert Stück dicht aneinander, mit schwarzen, langen Pferdhaaren bewachsen, stehen. Wann sich der Hals aufsperret, diese </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0129]
das nicht, haben sie noch lange mit ihm, und wohl öfters ein ganz Etmal, das ist einen Tag, zu thun.
Wann er sich nun verblutet hat, davon die ganze See daherumb gefärbet wird, wird er matt und leget sich auf die Seite, wie andere Fische. Dann machen sie ihm ein Loch durch den Schwanz, daran sie ein Seil festmachen; item einen großen Haken mit dem Seil ins Maul. Und damit winden sie ihn, wann er an das Schiff ist, in die Höhe, etwas außer Wasser. Liegt er aber weit vom Schiff, so muß entweder das Schiff nach ihm fahren, oder es müssen alle sechs Schaluppen vorspannen, mit sechsunddreißig Ruderknechten, und den Fisch nach und nach an das Schiff bugsieren. Das geht langsam.
Wann selbiger nun, wie gedacht, etwas in die Höhe an das Schiff gewunden, so springen sechs oder acht Kerl nunter, auf ihn, mit großen, scharfen Messern, einer Elle lang; schneiden damit all das Fette und Speck, wie es heißt, los, welches ins Schiff gewunden, oben, auf einem Tisch, mit großen Messern zerhacket wird und in ein’n Leinwand-Schlauch gethan; dadurch in’n untern Schiffsraum in die Faß oder Kardelen geleitet wird, derer öfters sechzig Tonnen oder Kardels von einem Fisch voll gemachet werden.
Wann der Speck auf einer Seite des Fisches herunter, kentern sie ihn auf die andere Seite, bis alles ab.
Das Fleisch und Knochen bleiben liegen; und ist’s ein Fressen vor die weissen Bäre, welche nebenst denen großen Seemöven häufig herzugeschwommen kommen; welche es von weitem riechen; darüber sie aber totgeschossen und ihnen die weißen, schönen Pelze ausgezogen werden.
Wann das Fett herunter ist, so wird dem Fisch sein Hals oder Rachen ausgeschnitten, welches die Barten oder Zähne heißen, derer in seinem Rachen wohl fünfhundert Stück dicht aneinander, mit schwarzen, langen Pferdhaaren bewachsen, stehen. Wann sich der Hals aufsperret, diese
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/129 |
Zitationshilfe: | Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/129>, abgerufen am 16.02.2025. |