Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.Barten auch auseinander gehen; wann sich aber der Rachen zuthut, gehen sie wieder übereinander, wie ein Frauenfächer von dem allweisen Schöpfer Himmels und der Erden benaturet, dazu (wie ich nämlich selbst erforschen wollen), damit dies Thier sich doch nähre, daß es so eine schröckliche Größe von dreißig bis vierzig, ja sechzig langen Ellen und so viel Fettigkeit erlange. Ich habe mir lassen seinen Magen aufschneiden und ganze Pietzen von dem inwendigen chymo ausschöpfen. Solches habe ich mit Fleiß durchsucht und nichts als kleine, schwarze Seekrabben, oder Krebslein, item kleine Fische, auch ziemliche große befunden. Also dienen obige Barten, mit Haarn bewachsen, dem Fisch zu seinem Netz und Fang, wie ein Netz. Denn so er den großen, erschröcklich weiten Rachen aufsperret, kann er dreißig, vierzig und mehr Tonnen See fassen. In demselbigen wimmelt alles gleichsam voll solcher Krabben und Fischlein. So er nun das Maul voll hat, macht er's wieder zu und bläset das Wasser durch die beiden Röhren wieder von sich. Der Fang aber der Fische und Krebse kann nicht durch die Haare und Barten und wird sodann in den Magen geschlucket. Und das ist seine Speise. Diese Barten, an deren einer zwei bis drei starke Kerl tragen müssen, werden mit großen Beilen aus des Fisches Kinnbacken gehauen. Und ist's eigentlich das Fischbein, so daraus geschnitten und sehr teuer verkauft wird, sind gestalt, wie eine Sensenklinge. Wir haben die erst're Reise neun Walfische und ein'n Nordkaper gefangen, von welchem etwas Sonderliches folget. Ist also ein großer Reichtum auf dem Schiff gewesen, da ein Fisch alle Unkosten reichlich bezahlen kann und noch was übrig bleibet. Es ist aber der Fang allezeit auf diese Weise; und wundert mich: daß so viel Legenden die Sache ganz anders beschreiben; als wenn Tonnen ausgeworfen, daß er mit spiele; item, daß solcher mit Stücken geschossen; ist Barten auch auseinander gehen; wann sich aber der Rachen zuthut, gehen sie wieder übereinander, wie ein Frauenfächer von dem allweisen Schöpfer Himmels und der Erden benaturet, dazu (wie ich nämlich selbst erforschen wollen), damit dies Thier sich doch nähre, daß es so eine schröckliche Größe von dreißig bis vierzig, ja sechzig langen Ellen und so viel Fettigkeit erlange. Ich habe mir lassen seinen Magen aufschneiden und ganze Pietzen von dem inwendigen chymo ausschöpfen. Solches habe ich mit Fleiß durchsucht und nichts als kleine, schwarze Seekrabben, oder Krebslein, item kleine Fische, auch ziemliche große befunden. Also dienen obige Barten, mit Haarn bewachsen, dem Fisch zu seinem Netz und Fang, wie ein Netz. Denn so er den großen, erschröcklich weiten Rachen aufsperret, kann er dreißig, vierzig und mehr Tonnen See fassen. In demselbigen wimmelt alles gleichsam voll solcher Krabben und Fischlein. So er nun das Maul voll hat, macht er’s wieder zu und bläset das Wasser durch die beiden Röhren wieder von sich. Der Fang aber der Fische und Krebse kann nicht durch die Haare und Barten und wird sodann in den Magen geschlucket. Und das ist seine Speise. Diese Barten, an deren einer zwei bis drei starke Kerl tragen müssen, werden mit großen Beilen aus des Fisches Kinnbacken gehauen. Und ist’s eigentlich das Fischbein, so daraus geschnitten und sehr teuer verkauft wird, sind gestalt, wie eine Sensenklinge. Wir haben die erst’re Reise neun Walfische und ein’n Nordkaper gefangen, von welchem etwas Sonderliches folget. Ist also ein großer Reichtum auf dem Schiff gewesen, da ein Fisch alle Unkosten reichlich bezahlen kann und noch was übrig bleibet. Es ist aber der Fang allezeit auf diese Weise; und wundert mich: daß so viel Legenden die Sache ganz anders beschreiben; als wenn Tonnen ausgeworfen, daß er mit spiele; item, daß solcher mit Stücken geschossen; ist <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0130"/> Barten auch auseinander gehen; wann sich aber der Rachen zuthut, gehen sie wieder übereinander, wie ein Frauenfächer von dem allweisen Schöpfer Himmels und der Erden benaturet, dazu (wie ich nämlich selbst erforschen wollen), damit dies Thier sich doch nähre, daß es so eine schröckliche Größe von dreißig bis vierzig, ja sechzig langen Ellen und so viel Fettigkeit erlange. Ich habe mir lassen seinen Magen aufschneiden und ganze Pietzen von dem inwendigen <hi rendition="#aq">chymo</hi> ausschöpfen. Solches habe ich mit Fleiß durchsucht und nichts als kleine, schwarze Seekrabben, oder Krebslein, <hi rendition="#aq">item</hi> kleine Fische, auch ziemliche große befunden. Also dienen obige Barten, mit Haarn bewachsen, dem Fisch zu seinem Netz und Fang, wie ein Netz. Denn so er den großen, erschröcklich weiten Rachen aufsperret, kann er dreißig, vierzig und mehr Tonnen See fassen. In demselbigen wimmelt alles gleichsam voll solcher Krabben und Fischlein. So er nun das Maul voll hat, macht er’s wieder zu und bläset das Wasser durch die beiden Röhren wieder von sich. Der Fang aber der Fische und Krebse kann nicht durch die Haare und Barten und wird sodann in den Magen geschlucket. Und das ist seine Speise.</p> <p>Diese Barten, an deren einer zwei bis drei starke Kerl tragen müssen, werden mit großen Beilen aus des Fisches Kinnbacken gehauen. Und ist’s eigentlich das Fischbein, so daraus geschnitten und sehr teuer verkauft wird, sind gestalt, wie eine Sensenklinge.</p> <p>Wir haben die erst’re Reise neun Walfische und ein’n Nordkaper gefangen, von welchem etwas Sonderliches folget. Ist also ein großer Reichtum auf dem Schiff gewesen, da ein Fisch alle Unkosten reichlich bezahlen kann und noch was übrig bleibet.</p> <p>Es ist aber der Fang allezeit auf diese Weise; und wundert mich: daß so viel Legenden die Sache ganz anders beschreiben; als wenn Tonnen ausgeworfen, daß er mit spiele; <hi rendition="#aq">item</hi>, daß solcher mit Stücken geschossen; ist </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0130]
Barten auch auseinander gehen; wann sich aber der Rachen zuthut, gehen sie wieder übereinander, wie ein Frauenfächer von dem allweisen Schöpfer Himmels und der Erden benaturet, dazu (wie ich nämlich selbst erforschen wollen), damit dies Thier sich doch nähre, daß es so eine schröckliche Größe von dreißig bis vierzig, ja sechzig langen Ellen und so viel Fettigkeit erlange. Ich habe mir lassen seinen Magen aufschneiden und ganze Pietzen von dem inwendigen chymo ausschöpfen. Solches habe ich mit Fleiß durchsucht und nichts als kleine, schwarze Seekrabben, oder Krebslein, item kleine Fische, auch ziemliche große befunden. Also dienen obige Barten, mit Haarn bewachsen, dem Fisch zu seinem Netz und Fang, wie ein Netz. Denn so er den großen, erschröcklich weiten Rachen aufsperret, kann er dreißig, vierzig und mehr Tonnen See fassen. In demselbigen wimmelt alles gleichsam voll solcher Krabben und Fischlein. So er nun das Maul voll hat, macht er’s wieder zu und bläset das Wasser durch die beiden Röhren wieder von sich. Der Fang aber der Fische und Krebse kann nicht durch die Haare und Barten und wird sodann in den Magen geschlucket. Und das ist seine Speise.
Diese Barten, an deren einer zwei bis drei starke Kerl tragen müssen, werden mit großen Beilen aus des Fisches Kinnbacken gehauen. Und ist’s eigentlich das Fischbein, so daraus geschnitten und sehr teuer verkauft wird, sind gestalt, wie eine Sensenklinge.
Wir haben die erst’re Reise neun Walfische und ein’n Nordkaper gefangen, von welchem etwas Sonderliches folget. Ist also ein großer Reichtum auf dem Schiff gewesen, da ein Fisch alle Unkosten reichlich bezahlen kann und noch was übrig bleibet.
Es ist aber der Fang allezeit auf diese Weise; und wundert mich: daß so viel Legenden die Sache ganz anders beschreiben; als wenn Tonnen ausgeworfen, daß er mit spiele; item, daß solcher mit Stücken geschossen; ist
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/130 |
Zitationshilfe: | Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/130>, abgerufen am 16.02.2025. |