Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.Allein weil Gerber so sehr zauderte und mich drei Jahr aufhielt (und ihm noch fünfzig Thaler nachlassen mußte!), suchten die Barbier sich an mir zu rächen. Wozu sie diese Gelegenheit bekamen: Ich hatte nämlich währender Zeit, als ich Obermeister war, Herrn Stecheysen seinem Lehrjungen, der würklich bei ihm ausgelernet, auf sein Bitten und Schwören, daß er's niemand sagen wollte, die Lehrbriefe gegeben; weil selbiger Anfechtung von einem Soldatenweibe hatte, mit welcher er etwa mochte zu thun gehabt haben, und es also in der Still ohne der ganzen Innung Wissen wollte geschehen lassen. Jedoch erlegte er die Gebühren, so ich berechnet, und versprach mir ein'n Rekompens. - Zum andern ich einem Jungen aus Gera, welcher bei seinem leiblichen Bruder Philippi in Halle würklich die Jahr ausgestanden hatt', eines Barbieres Sohn, auf großes Lamentieren seiner Mutter (umb daß er in frembden Landen könnte fortkommen und nicht etwa zu verbotenen Mitteln zu greifen und unter die Spitzbuben zu geraten) vor die Gebühr, so ich ebenfalls der Innung berechnet, einen Lehrbrief gab. Bei den Innungsmeistern mich mein eigen'n Bruders Sohn, welcher eben in Gera war (und ich selbigen neun Jahr erzogen, die Barbierkunst umbsonst erlernet, gekleidet und erhalten!), erstmals verraten. Indem er, wie er's gesehen, sagte: "Das ist meines Vetters Hand und falsch!" auch Philippin solches anhero berichtet und an Müllern. Dieser an Harnischen, welcher damals mein Feind. Weil ich ihm achthundert Thaler zu seinem Hauskauf gelehnet, mit allem guten Rat dabei beigestanden und seine Frau helfen heiraten. Aber, weil ich das Geld wieder gefordert, er mein Feind wurde! Diese nun alle, mitsambt meinem Schwiegersohn, machten die Glocke über mir. Und war Stecheysen der erste, so es sagete von seinem Jungen und wider mich zeugete. Allein weil Gerber so sehr zauderte und mich drei Jahr aufhielt (und ihm noch fünfzig Thaler nachlassen mußte!), suchten die Barbier sich an mir zu rächen. Wozu sie diese Gelegenheit bekamen: Ich hatte nämlich währender Zeit, als ich Obermeister war, Herrn Stecheysen seinem Lehrjungen, der würklich bei ihm ausgelernet, auf sein Bitten und Schwören, daß er’s niemand sagen wollte, die Lehrbriefe gegeben; weil selbiger Anfechtung von einem Soldatenweibe hatte, mit welcher er etwa mochte zu thun gehabt haben, und es also in der Still ohne der ganzen Innung Wissen wollte geschehen lassen. Jedoch erlegte er die Gebühren, so ich berechnet, und versprach mir ein’n Rekompens. – Zum andern ich einem Jungen aus Gera, welcher bei seinem leiblichen Bruder Philippi in Halle würklich die Jahr ausgestanden hatt’, eines Barbieres Sohn, auf großes Lamentieren seiner Mutter (umb daß er in frembden Landen könnte fortkommen und nicht etwa zu verbotenen Mitteln zu greifen und unter die Spitzbuben zu geraten) vor die Gebühr, so ich ebenfalls der Innung berechnet, einen Lehrbrief gab. Bei den Innungsmeistern mich mein eigen’n Bruders Sohn, welcher eben in Gera war (und ich selbigen neun Jahr erzogen, die Barbierkunst umbsonst erlernet, gekleidet und erhalten!), erstmals verraten. Indem er, wie er’s gesehen, sagte: „Das ist meines Vetters Hand und falsch!“ auch Philippin solches anhero berichtet und an Müllern. Dieser an Harnischen, welcher damals mein Feind. Weil ich ihm achthundert Thaler zu seinem Hauskauf gelehnet, mit allem guten Rat dabei beigestanden und seine Frau helfen heiraten. Aber, weil ich das Geld wieder gefordert, er mein Feind wurde! Diese nun alle, mitsambt meinem Schwiegersohn, machten die Glocke über mir. Und war Stecheysen der erste, so es sagete von seinem Jungen und wider mich zeugete. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <pb facs="#f0288"/> <p>Allein weil Gerber so sehr zauderte und mich drei Jahr aufhielt (und ihm noch fünfzig Thaler nachlassen mußte!), suchten die Barbier sich an mir zu rächen. Wozu sie diese Gelegenheit bekamen:</p> <p>Ich hatte nämlich währender Zeit, als ich Obermeister war, Herrn Stecheysen seinem Lehrjungen, der würklich bei ihm ausgelernet, auf sein Bitten und Schwören, daß er’s niemand sagen wollte, die Lehrbriefe gegeben; weil selbiger Anfechtung von einem Soldatenweibe hatte, mit welcher er etwa mochte zu thun gehabt haben, und es also in der Still ohne der ganzen Innung Wissen wollte geschehen lassen. Jedoch erlegte er die Gebühren, so ich berechnet, und versprach mir ein’n Rekompens. – Zum andern ich einem Jungen aus Gera, welcher bei seinem leiblichen Bruder Philippi in Halle würklich die Jahr ausgestanden hatt’, eines Barbieres Sohn, auf großes Lamentieren seiner Mutter (umb daß er in frembden Landen könnte fortkommen und nicht etwa zu verbotenen Mitteln zu greifen und unter die Spitzbuben zu geraten) vor die Gebühr, so ich ebenfalls der Innung berechnet, einen Lehrbrief gab.</p> <p>Bei den Innungsmeistern mich mein eigen’n Bruders Sohn, welcher eben in Gera war (und ich selbigen neun Jahr erzogen, die Barbierkunst umbsonst erlernet, gekleidet und erhalten!), erstmals verraten. Indem er, wie er’s gesehen, sagte: „Das ist meines Vetters Hand und falsch!“ auch Philippin solches anhero berichtet und an Müllern. Dieser an Harnischen, welcher damals mein Feind. Weil ich ihm achthundert Thaler zu seinem Hauskauf gelehnet, mit allem guten Rat dabei beigestanden und seine Frau helfen heiraten. Aber, weil ich das Geld wieder gefordert, er mein Feind wurde!</p> <p>Diese nun alle, mitsambt meinem Schwiegersohn, machten die Glocke über mir. Und war Stecheysen der erste, so es sagete von seinem Jungen und wider mich zeugete. </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0288]
Allein weil Gerber so sehr zauderte und mich drei Jahr aufhielt (und ihm noch fünfzig Thaler nachlassen mußte!), suchten die Barbier sich an mir zu rächen. Wozu sie diese Gelegenheit bekamen:
Ich hatte nämlich währender Zeit, als ich Obermeister war, Herrn Stecheysen seinem Lehrjungen, der würklich bei ihm ausgelernet, auf sein Bitten und Schwören, daß er’s niemand sagen wollte, die Lehrbriefe gegeben; weil selbiger Anfechtung von einem Soldatenweibe hatte, mit welcher er etwa mochte zu thun gehabt haben, und es also in der Still ohne der ganzen Innung Wissen wollte geschehen lassen. Jedoch erlegte er die Gebühren, so ich berechnet, und versprach mir ein’n Rekompens. – Zum andern ich einem Jungen aus Gera, welcher bei seinem leiblichen Bruder Philippi in Halle würklich die Jahr ausgestanden hatt’, eines Barbieres Sohn, auf großes Lamentieren seiner Mutter (umb daß er in frembden Landen könnte fortkommen und nicht etwa zu verbotenen Mitteln zu greifen und unter die Spitzbuben zu geraten) vor die Gebühr, so ich ebenfalls der Innung berechnet, einen Lehrbrief gab.
Bei den Innungsmeistern mich mein eigen’n Bruders Sohn, welcher eben in Gera war (und ich selbigen neun Jahr erzogen, die Barbierkunst umbsonst erlernet, gekleidet und erhalten!), erstmals verraten. Indem er, wie er’s gesehen, sagte: „Das ist meines Vetters Hand und falsch!“ auch Philippin solches anhero berichtet und an Müllern. Dieser an Harnischen, welcher damals mein Feind. Weil ich ihm achthundert Thaler zu seinem Hauskauf gelehnet, mit allem guten Rat dabei beigestanden und seine Frau helfen heiraten. Aber, weil ich das Geld wieder gefordert, er mein Feind wurde!
Diese nun alle, mitsambt meinem Schwiegersohn, machten die Glocke über mir. Und war Stecheysen der erste, so es sagete von seinem Jungen und wider mich zeugete.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Projekt Gutenberg-DE: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-06-28T07:11:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frank Wiegand: Bearbeitung der digitalen Edition
(2012-09-04T07:11:29Z)
Frederike Neuber: Überarbeitung der digitalen Edition
(2014-01-10T14:11:29Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-06-28T07:11:29Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |