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Dilthey, Wilhelm: Die Einbildungskraft des Dichters: Bausteine für eine Poetik. In: Philosophische Aufsätze. Eduard Zeller zu seinem fünfzigjährigen Doctor-Jubiläum gewidmet. (= Philosphische Aufsätze, 10.) Leipzig, 1887, S. 303–482.

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wird es einen bestimmten Grad der äusseren Einwirkung geben, pdi_377.002
der dazu überstiegen werden muss, hiemit eine zugehörige bestimmte pdi_377.003
äussere Schwelle; aber wie sich jene innern Bedingungen pdi_377.004
ändern, wird eine grössere oder geringere äussere Einwirkung pdi_377.005
dazu nöthig werden, mithin die äussere Schwelle steigen oder pdi_377.006
fallen" etc.1) Und wenn nach diesem Verhältniss der Reiz ein Gefühl pdi_377.007
hervorzurufen vermag, so ist dieses dann in Stärke und Art von pdi_377.008
den Relationen zu der vorhandenen Gefühlslage sowie zu anderen pdi_377.009
gleichzeitig auftretenden Reizen bedingt. Man kann dies Princip pdi_377.010
als das der Relativität der Gefühle bezeichnen. Fechner pdi_377.011
leitet folgende ästhetische Einzelprincipe ab. Das des ästhetischen pdi_377.012
Contrastes, nach dem "das Lustgebende um so mehr Lust giebt, je pdi_377.013
mehr es in Contrast mit Unlustgebendem oder weniger Lustgebendem pdi_377.014
tritt und das Unlustgebende um so mehr" etc.2) Das der ästhetischen pdi_377.015
Folge, nach welchem bei der (positiven) Fortschrittsrichtung pdi_377.016
von der kleineren zur grösseren Lust oder von grösserer pdi_377.017
zu kleinerer Unlust das gesammte Lustresultat grösser oder das pdi_377.018
Unlustresultat kleiner ist, als bei der umgekehrten (negativen) pdi_377.019
Fortschrittsrichtung3). So kann das den Genesenden begleitende pdi_377.020
Gefühl der Besserung, so viel Unlust auch noch in seiner Lage pdi_377.021
sein mag, doch dieselbe compensiren oder überbieten. Und da pdi_377.022
die Kunst vielfach nur im Zusammenhang mit Unlustreizen die pdi_377.023
Lustreize ins Spiel setzen kann, wirkt dasselbe Verhältniss in dem pdi_377.024
Princip der ästhetischen Versöhnung dahin, dass bei richtiger pdi_377.025
Anordnung Unlustreize durch nachfolgende Lustreize compensirt pdi_377.026
werden können; so wird ein disharmonischer Accord in einen pdi_377.027
harmonischen aufgelöst, und eine Lage voll Gefahr und Noth pdi_377.028
wird in der Dichtung zu glücklichem Ende geführt: in dieser pdi_377.029
nachfolgenden Lust schwindet die Unlust4). Endlich bestehen pdi_377.030
Eigenschaften der Gefühle in Bezug auf ihre Dauer, ihr Wachsen

1) pdi_377.031
Fechner I 49 f.
2) pdi_377.032
Fechner II 231 ff.
3) pdi_377.033
II 234 ff.
4) pdi_377.034
Fechner II 238. In den darauf folgenden Abschnitten mag man pdi_377.035
dann bei Fechner die Verhältnisse der Summirung ästhetischer Eindrücke, pdi_377.036
der Abstumpfung, Gewöhnung, Uebersättigung, des Wechsels, Masses etc. pdi_377.037
überblicken, deren psychologischen Ort der nächste Satz andeutet.

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wird es einen bestimmten Grad der äusseren Einwirkung geben, pdi_377.002
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Fechner II 231 ff.
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II 234 ff.
4) pdi_377.034
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dann bei Fechner die Verhältnisse der Summirung ästhetischer Eindrücke, pdi_377.036
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Zitationshilfe: Dilthey, Wilhelm: Die Einbildungskraft des Dichters: Bausteine für eine Poetik. In: Philosophische Aufsätze. Eduard Zeller zu seinem fünfzigjährigen Doctor-Jubiläum gewidmet. (= Philosphische Aufsätze, 10.) Leipzig, 1887, S. 303–482, hier S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dilthey_poetik_1887/79>, abgerufen am 25.11.2024.