Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite

Sonderlich aber [daß wir noch von dieser Materie ferner kürtzlich etwas anhencken.] geschahe die Unterzeichung der alten Griegischen Käyser mit dem Blut der Purpur-Schnecken: Womit kein ander gemeiner Mensch schreiben durffte; sintemahl dieser Schreib-Purpur allein der Käyserlichen Handschrifft gewiedmet war/ und ihm zu Unterzeichung der Frey-Briefe/ privilegien und anderer von seiner Majestät Hand bekräfftigten Urkunden dienete. Solche Purpur-Dinte war nicht allein aus den Blut besagter Schnecken zugerichtet/ sondern man that auch den Staub der klein gestossenen Schnecken-Schalen selbst dazu/ und vermischte es mit dem Saffte/ welcher nahcmahls darauff geschüttet ward: Und solches ließ man so lange bey einander stehen/ biß es eine taugliche Schreib-Di[unleserliches Material]ten gab / ward genennet Encaustum. Plin. lib. 9. Hist. c. 38. Wer nun diese Schrifft sahe / der glaubte ungezweisselt/ es wäre des Käysers eigne Handalso folgends auch sein ernstlicher Wille und Meinung/ daß dieses oderjenes geschehe. Es hat auch Käyser Leo in L. 6. C. de divers. rescript. ausdrücklich gebothen/ daß die Käyserliche Befehle/ und dergleichen/ so ihre Krafft und Autorität von Sr. Majestät eigenhändigen Unterschrifft haben musten/ mit solcher Purpur-Dinten und keiner andern unterschrieben seyn/ anbey auch verbothen/ daß kein Privatus sich dergleichen gebrauchen solte. Denn wer das that/ ward für ein Rebellen geachtet/ und seines Kopfs verlustig

Nicetas de Rebus Manuelis Imperat[unleserliches Material]ris lib. 1. in Princip. Gvido Panciroll. Deperd. de Encausto, ibi[unleserliches Material] Salmuth. in notis p. m. 16. 17. 18. ed. in 8.

[Hercules soll die Purpur-Farbe erfunden haben/ denn sein Hund hatte einsmahls am Ufer des Meers eine Schnecke gefunden und gefressen/ davon ihm das Maul blutig/ und über aus schön gefärbet war. Als er nun mit dem Hunde zu seiner Liebsten kam/ hat ihr die Farbe an des Hundes Maul so wohl gefallen/ daß sie zum Hercule gesagt: Sie wolte nichts mehr mit ihn zu schaffen haben/ wenn er ihr nicht ein solch Purpur-roth gefärbtes Kleid verschaffen würde. Drauff sey Hercules hingegangen/ und habe mit grosser Mühe so viel Blut von den Schnecken gesamlet/ daß sie ihr ein Kleid damit färben können. Lazar. Baysius, in libro de re vestiaria. Basil. anno 1531. edito c. 3. p. 12. Heut zu Tage kan man dergleichen Purpur-Farbe nicht mehr haben/ nicht zwar als wenn

Sonderlich aber [daß wir noch von dieser Materie ferner kürtzlich etwas anhencken.] geschahe die Unterzeichung der alten Griegischen Käyser mit dem Blut der Purpur-Schnecken: Womit kein ander gemeiner Mensch schreiben durffte; sintemahl dieser Schreib-Purpur allein der Käyserlichen Handschrifft gewiedmet war/ und ihm zu Unterzeichung der Frey-Briefe/ privilegien und anderer von seiner Majestät Hand bekräfftigten Urkunden dienete. Solche Purpur-Dinte war nicht allein aus den Blut besagter Schnecken zugerichtet/ sondern man that auch den Staub der klein gestossenen Schnecken-Schalen selbst dazu/ und vermischte es mit dem Saffte/ welcher nahcmahls darauff geschüttet ward: Und solches ließ man so lange bey einander stehen/ biß es eine taugliche Schreib-Di[unleserliches Material]ten gab / ward genennet Encaustum. Plin. lib. 9. Hist. c. 38. Wer nun diese Schrifft sahe / der glaubte ungezweisselt/ es wäre des Käysers eigne Handalso folgends auch sein ernstlicher Wille und Meinung/ daß dieses oderjenes geschehe. Es hat auch Käyser Leo in L. 6. C. de divers. rescript. ausdrücklich gebothen/ daß die Käyserliche Befehle/ und dergleichen/ so ihre Krafft und Autorität von Sr. Majestät eigenhändigen Unterschrifft haben musten/ mit solcher Purpur-Dinten und keiner andern unterschrieben seyn/ anbey auch verbothen/ daß kein Privatus sich dergleichen gebrauchen solte. Denn wer das that/ ward für ein Rebellen geachtet/ und seines Kopfs verlustig

Nicetas de Rebus Manuelis Imperat[unleserliches Material]ris lib. 1. in Princip. Gvido Panciroll. Deperd. de Encausto, ibi[unleserliches Material] Salmuth. in notis p. m. 16. 17. 18. ed. in 8.

[Hercules soll die Purpur-Farbe erfunden haben/ denn sein Hund hatte einsmahls am Ufer des Meers eine Schnecke gefunden und gefressen/ davon ihm das Maul blutig/ und über aus schön gefärbet war. Als er nun mit dem Hunde zu seiner Liebsten kam/ hat ihr die Farbe an des Hundes Maul so wohl gefallen/ daß sie zum Hercule gesagt: Sie wolte nichts mehr mit ihn zu schaffen haben/ wenn er ihr nicht ein solch Purpur-roth gefärbtes Kleid verschaffen würde. Drauff sey Hercules hingegangen/ und habe mit grosser Mühe so viel Blut von den Schnecken gesamlet/ daß sie ihr ein Kleid damit färben können. Lazar. Baysius, in libro de re vestiaria. Basil. anno 1531. edito c. 3. p. 12. Heut zu Tage kan man dergleichen Purpur-Farbe nicht mehr haben/ nicht zwar als wenn

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f1011" n="1005"/>
        <p>Sonderlich aber [daß wir noch von dieser Materie ferner kürtzlich etwas                      anhencken.] geschahe die Unterzeichung der alten Griegischen Käyser mit dem Blut                      der Purpur-Schnecken: Womit kein ander gemeiner Mensch schreiben durffte;                      sintemahl dieser Schreib-Purpur allein der Käyserlichen Handschrifft gewiedmet                      war/ und ihm zu Unterzeichung der Frey-Briefe/ privilegien und anderer von                      seiner Majestät Hand bekräfftigten Urkunden dienete. Solche Purpur-Dinte war                      nicht allein aus den Blut besagter Schnecken zugerichtet/ sondern man that auch                      den Staub der klein gestossenen Schnecken-Schalen selbst dazu/ und vermischte                      es mit dem Saffte/ welcher nahcmahls darauff geschüttet ward: Und solches ließ                      man so lange bey einander stehen/ biß es eine taugliche Schreib-Di<gap reason="illegible"/>ten gab /                      ward genennet Encaustum. Plin. lib. 9. Hist. c. 38. Wer nun diese Schrifft sahe                     / der glaubte ungezweisselt/ es wäre des Käysers eigne Handalso folgends auch                      sein ernstlicher Wille und Meinung/ daß dieses oderjenes geschehe. Es hat auch                      Käyser Leo in L. 6. C. de divers. rescript. ausdrücklich gebothen/ daß die                      Käyserliche Befehle/ und dergleichen/ so ihre Krafft und Autorität von Sr.                      Majestät eigenhändigen Unterschrifft haben musten/ mit solcher Purpur-Dinten                      und keiner andern unterschrieben seyn/ anbey auch verbothen/ daß kein Privatus                      sich dergleichen gebrauchen solte. Denn wer das that/ ward für ein Rebellen                      geachtet/ und seines Kopfs verlustig</p>
        <p>Nicetas de Rebus Manuelis Imperat<gap reason="illegible"/>ris lib. 1. in Princip. Gvido Panciroll.                      Deperd. de Encausto, ibi<gap reason="illegible"/> Salmuth. in notis p. m. 16. 17. 18. ed. in 8.</p>
        <p>[Hercules soll die Purpur-Farbe erfunden haben/ denn sein Hund hatte einsmahls                      am Ufer des Meers eine Schnecke gefunden und gefressen/ davon ihm das Maul                      blutig/ und über aus schön gefärbet war. Als er nun mit dem Hunde zu seiner                      Liebsten kam/ hat ihr die Farbe an des Hundes Maul so wohl gefallen/ daß sie                      zum Hercule gesagt: Sie wolte nichts mehr mit ihn zu schaffen haben/ wenn er                      ihr nicht ein solch Purpur-roth gefärbtes Kleid verschaffen würde. Drauff sey                      Hercules hingegangen/ und habe mit grosser Mühe so viel Blut von den Schnecken                      gesamlet/ daß sie ihr ein Kleid damit färben können. Lazar. Baysius, in libro                      de re vestiaria. Basil. anno 1531. edito c. 3. p. 12. Heut zu Tage kan man                      dergleichen Purpur-Farbe nicht mehr haben/ nicht zwar als wenn
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1005/1011] Sonderlich aber [daß wir noch von dieser Materie ferner kürtzlich etwas anhencken.] geschahe die Unterzeichung der alten Griegischen Käyser mit dem Blut der Purpur-Schnecken: Womit kein ander gemeiner Mensch schreiben durffte; sintemahl dieser Schreib-Purpur allein der Käyserlichen Handschrifft gewiedmet war/ und ihm zu Unterzeichung der Frey-Briefe/ privilegien und anderer von seiner Majestät Hand bekräfftigten Urkunden dienete. Solche Purpur-Dinte war nicht allein aus den Blut besagter Schnecken zugerichtet/ sondern man that auch den Staub der klein gestossenen Schnecken-Schalen selbst dazu/ und vermischte es mit dem Saffte/ welcher nahcmahls darauff geschüttet ward: Und solches ließ man so lange bey einander stehen/ biß es eine taugliche Schreib-Di_ ten gab / ward genennet Encaustum. Plin. lib. 9. Hist. c. 38. Wer nun diese Schrifft sahe / der glaubte ungezweisselt/ es wäre des Käysers eigne Handalso folgends auch sein ernstlicher Wille und Meinung/ daß dieses oderjenes geschehe. Es hat auch Käyser Leo in L. 6. C. de divers. rescript. ausdrücklich gebothen/ daß die Käyserliche Befehle/ und dergleichen/ so ihre Krafft und Autorität von Sr. Majestät eigenhändigen Unterschrifft haben musten/ mit solcher Purpur-Dinten und keiner andern unterschrieben seyn/ anbey auch verbothen/ daß kein Privatus sich dergleichen gebrauchen solte. Denn wer das that/ ward für ein Rebellen geachtet/ und seines Kopfs verlustig Nicetas de Rebus Manuelis Imperat_ ris lib. 1. in Princip. Gvido Panciroll. Deperd. de Encausto, ibi_ Salmuth. in notis p. m. 16. 17. 18. ed. in 8. [Hercules soll die Purpur-Farbe erfunden haben/ denn sein Hund hatte einsmahls am Ufer des Meers eine Schnecke gefunden und gefressen/ davon ihm das Maul blutig/ und über aus schön gefärbet war. Als er nun mit dem Hunde zu seiner Liebsten kam/ hat ihr die Farbe an des Hundes Maul so wohl gefallen/ daß sie zum Hercule gesagt: Sie wolte nichts mehr mit ihn zu schaffen haben/ wenn er ihr nicht ein solch Purpur-roth gefärbtes Kleid verschaffen würde. Drauff sey Hercules hingegangen/ und habe mit grosser Mühe so viel Blut von den Schnecken gesamlet/ daß sie ihr ein Kleid damit färben können. Lazar. Baysius, in libro de re vestiaria. Basil. anno 1531. edito c. 3. p. 12. Heut zu Tage kan man dergleichen Purpur-Farbe nicht mehr haben/ nicht zwar als wenn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/1011
Zitationshilfe: Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693, S. 1005. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/1011>, abgerufen am 25.11.2024.