Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite

CCCIV. Da aber einer bey nochwährender Tortur, oder doch strack in continenti, wenn er davon loßgelassen wird/ revociret, kan derselbe nicht noch einmahl gevoltert werden/ sondern wird absolviret, weil dieses keine Variatio zunennen / die sonst die repetition der Volter mit sich bringet.

Clar. in §. ult. q. 21. n. 39. Matth. Stephani, in notis ad art. 58. n. 5. Const. Crim. Caroli V. Carpzov. q. 126. n. 61. & 62.

CCCV. Würde auch der Reus auf den Tag/ da er hingerichtet werden sol/ vor den Hoch-Noth-peinlichen Hals-Gericht fein Geständnis widerruffen/ nur dadurch die Execution dolose aufzuhalten/ und wie man in Sprichwort zureden pfleget/ eine Galgenfrist zusuchen/ hilfft ihn solches nicht/ sondern er kan/ seiner revocation ungeacht/ dem Urthel gemäß/ worüber vorher billig nohmahls Erkäntnis einzuholen /

Brunnemann, in Prax. crim. p. 3. q. 126. n. 63. Schilling, de Reit. tortur. c. 3. §. 8. Oldekop. Decad. 2. Quaest. 5.

vom Leben zum Tode gebracht werden: Jedoch/ daß man wegen seiner vorhergethanen Bekäntnis/ und dessen ratification gewiß sey/ und die darbey gewesene Gericht-Schöppen solches mit einen leiblichen Eyd erhärten. Laut des 92. Articuls der Peinlichen Hals-Gerichts-Ordnung Caroli V. in. verb. Würde der Beklagte auf den ordentlichen Rechts-Tag die Missethat leugnen/ die er doch vormahls ordentlicher/ beständiger Weise bekennet/ der Richter auch aus solchen Bekäntnis/ in Erfahrung allerhand Umstände/ so viel befunden hätte / daß solch Leugnen von dem Beklagten allein zu Verhinderung der Rechten wird fürgenommen sc. So solder Richter die zween geordneten Schöppen/ so mit ihm solche verlesene Urgicht und Bekäntnis gegehöret haben/ auf ihre Eyde fragen / ob sie die verlesene Urgicht und Bekäntnis gehöret haben? Und so sie Ja darzu sagen/ so sol der Richter in alle Wege bey den Rechtverständigen/ oder sonsten an Orthen und Enden/ als hernachmahls angezeigt/ Raths pflegen sc. Etsi enim Imperator nihil certi decidat, attamen ipsius mentem haud aliam fuisse, quam ut depositioni Scabinorum jurata fides habenda, Reusque condemnandus sit, haud obscure ex verbis d. art. 91. colligi potest. Etenim si aliter diceretur, depositio Scabinorum non modo frunstranea & absque effectu esset, sed etiam haud pauca delicta impu-

CCCIV. Da aber einer bey nochwährender Tortur, oder doch strack in continenti, wenn er davon loßgelassen wird/ revociret, kan derselbe nicht noch einmahl gevoltert werden/ sondern wird absolviret, weil dieses keine Variatio zunennen / die sonst die repetition der Volter mit sich bringet.

Clar. in §. ult. q. 21. n. 39. Matth. Stephani, in notis ad art. 58. n. 5. Const. Crim. Caroli V. Carpzov. q. 126. n. 61. & 62.

CCCV. Würde auch der Reus auf den Tag/ da er hingerichtet werden sol/ vor den Hoch-Noth-peinlichen Hals-Gericht fein Geständnis widerruffen/ nur dadurch die Execution dolosè aufzuhalten/ und wie man in Sprichwort zureden pfleget/ eine Galgenfrist zusuchen/ hilfft ihn solches nicht/ sondern er kan/ seiner revocation ungeacht/ dem Urthel gemäß/ worüber vorher billig nohmahls Erkäntnis einzuholen /

Brunnemann, in Prax. crim. p. 3. q. 126. n. 63. Schilling, de Reit. tortur. c. 3. §. 8. Oldekop. Decad. 2. Quaest. 5.

vom Leben zum Tode gebracht werden: Jedoch/ daß man wegen seiner vorhergethanen Bekäntnis/ und dessen ratification gewiß sey/ und die darbey gewesene Gericht-Schöppen solches mit einen leiblichen Eyd erhärten. Laut des 92. Articuls der Peinlichen Hals-Gerichts-Ordnung Caroli V. in. verb. Würde der Beklagte auf den ordentlichen Rechts-Tag die Missethat leugnen/ die er doch vormahls ordentlicher/ beständiger Weise bekennet/ der Richter auch aus solchen Bekäntnis/ in Erfahrung allerhand Umstände/ so viel befunden hätte / daß solch Leugnen von dem Beklagten allein zu Verhinderung der Rechten wird fürgenommen sc. So solder Richter die zween geordneten Schöppen/ so mit ihm solche verlesene Urgicht und Bekäntnis gegehöret haben/ auf ihre Eyde fragen / ob sie die verlesene Urgicht und Bekäntnis gehöret haben? Und so sie Ja darzu sagen/ so sol der Richter in alle Wege bey den Rechtverständigen/ oder sonsten an Orthen und Enden/ als hernachmahls angezeigt/ Raths pflegen sc. Etsi enim Imperator nihil certi decidat, attamen ipsius mentem haud aliam fuisse, quàm ut depositioni Scabinorum jurata fides habenda, Reusque condemnandus sit, haud obscurè ex verbis d. art. 91. colligi potest. Etenim si aliter diceretur, depositio Scabinorum non modo frunstranea & absque effectu esset, sed etiam haud pauca delicta impu-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0403" n="387"/>
        <p>CCCIV. Da aber einer bey nochwährender Tortur, oder doch strack in continenti,                      wenn er davon loßgelassen wird/ revociret, kan derselbe nicht noch einmahl                      gevoltert werden/ sondern wird absolviret, weil dieses keine Variatio zunennen                     / die sonst die repetition der Volter mit sich bringet.</p>
        <p>Clar. in §. ult. q. 21. n. 39. Matth. Stephani, in notis ad art. 58. n. 5. Const.                      Crim. Caroli V. Carpzov. q. 126. n. 61. &amp; 62.</p>
        <p>CCCV. Würde auch der Reus auf den Tag/ da er hingerichtet werden sol/ vor den                      Hoch-Noth-peinlichen Hals-Gericht fein Geständnis widerruffen/ nur dadurch die                      Execution dolosè aufzuhalten/ und wie man in Sprichwort zureden pfleget/ eine                      Galgenfrist zusuchen/ hilfft ihn solches nicht/ sondern er kan/ seiner                      revocation ungeacht/ dem Urthel gemäß/ worüber vorher billig nohmahls                      Erkäntnis einzuholen /</p>
        <p>Brunnemann, in Prax. crim. p. 3. q. 126. n. 63. Schilling, de Reit. tortur. c. 3.                      §. 8. Oldekop. Decad. 2. Quaest. 5.</p>
        <p>vom Leben zum Tode gebracht werden: Jedoch/ daß man wegen seiner vorhergethanen                      Bekäntnis/ und dessen ratification gewiß sey/ und die darbey gewesene                      Gericht-Schöppen solches mit einen leiblichen Eyd erhärten. Laut des 92.                      Articuls der Peinlichen Hals-Gerichts-Ordnung Caroli V. in. verb. Würde der                      Beklagte auf den ordentlichen Rechts-Tag die Missethat leugnen/ die er doch                      vormahls ordentlicher/ beständiger Weise bekennet/ der Richter auch aus                      solchen Bekäntnis/ in Erfahrung allerhand Umstände/ so viel befunden hätte /                      daß solch Leugnen von dem Beklagten allein zu Verhinderung der Rechten wird                      fürgenommen sc. So solder Richter die zween geordneten Schöppen/ so mit ihm                      solche verlesene Urgicht und Bekäntnis gegehöret haben/ auf ihre Eyde fragen /                      ob sie die verlesene Urgicht und Bekäntnis gehöret haben? Und so sie Ja darzu                      sagen/ so sol der Richter in alle Wege bey den Rechtverständigen/ oder sonsten                      an Orthen und Enden/ als hernachmahls angezeigt/ Raths pflegen sc. Etsi enim                      Imperator nihil certi decidat, attamen ipsius mentem haud aliam fuisse, quàm ut                      depositioni Scabinorum jurata fides habenda, Reusque condemnandus sit, haud                      obscurè ex verbis d. art. 91. colligi potest. Etenim si aliter diceretur,                      depositio Scabinorum non modo frunstranea &amp; absque effectu esset, sed etiam                      haud pauca delicta impu-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[387/0403] CCCIV. Da aber einer bey nochwährender Tortur, oder doch strack in continenti, wenn er davon loßgelassen wird/ revociret, kan derselbe nicht noch einmahl gevoltert werden/ sondern wird absolviret, weil dieses keine Variatio zunennen / die sonst die repetition der Volter mit sich bringet. Clar. in §. ult. q. 21. n. 39. Matth. Stephani, in notis ad art. 58. n. 5. Const. Crim. Caroli V. Carpzov. q. 126. n. 61. & 62. CCCV. Würde auch der Reus auf den Tag/ da er hingerichtet werden sol/ vor den Hoch-Noth-peinlichen Hals-Gericht fein Geständnis widerruffen/ nur dadurch die Execution dolosè aufzuhalten/ und wie man in Sprichwort zureden pfleget/ eine Galgenfrist zusuchen/ hilfft ihn solches nicht/ sondern er kan/ seiner revocation ungeacht/ dem Urthel gemäß/ worüber vorher billig nohmahls Erkäntnis einzuholen / Brunnemann, in Prax. crim. p. 3. q. 126. n. 63. Schilling, de Reit. tortur. c. 3. §. 8. Oldekop. Decad. 2. Quaest. 5. vom Leben zum Tode gebracht werden: Jedoch/ daß man wegen seiner vorhergethanen Bekäntnis/ und dessen ratification gewiß sey/ und die darbey gewesene Gericht-Schöppen solches mit einen leiblichen Eyd erhärten. Laut des 92. Articuls der Peinlichen Hals-Gerichts-Ordnung Caroli V. in. verb. Würde der Beklagte auf den ordentlichen Rechts-Tag die Missethat leugnen/ die er doch vormahls ordentlicher/ beständiger Weise bekennet/ der Richter auch aus solchen Bekäntnis/ in Erfahrung allerhand Umstände/ so viel befunden hätte / daß solch Leugnen von dem Beklagten allein zu Verhinderung der Rechten wird fürgenommen sc. So solder Richter die zween geordneten Schöppen/ so mit ihm solche verlesene Urgicht und Bekäntnis gegehöret haben/ auf ihre Eyde fragen / ob sie die verlesene Urgicht und Bekäntnis gehöret haben? Und so sie Ja darzu sagen/ so sol der Richter in alle Wege bey den Rechtverständigen/ oder sonsten an Orthen und Enden/ als hernachmahls angezeigt/ Raths pflegen sc. Etsi enim Imperator nihil certi decidat, attamen ipsius mentem haud aliam fuisse, quàm ut depositioni Scabinorum jurata fides habenda, Reusque condemnandus sit, haud obscurè ex verbis d. art. 91. colligi potest. Etenim si aliter diceretur, depositio Scabinorum non modo frunstranea & absque effectu esset, sed etiam haud pauca delicta impu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/403
Zitationshilfe: Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/403>, abgerufen am 24.11.2024.