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Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693.

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Hernach die andere Nacht/ wie es helle Mondenschein gewesen/ und sie auf den Boden allein in ihrem Bette gelegen/ wäre zwischen 11. und 12. Uhren/ als sie eben gewachet/ ein Manns-Kerl oben zu ihrer Bodenlücken hineingestiegen kommen / da sie gemeinet/ es wäre ein Dieb/ und an zuruffen gefangen/ er hätte aber gesagt/ sie solte stille schweigen/ er wäre es/ ihr Bule Hanß/ und sein Vater/ der alte Hanß aus der Baumans Hölen/ auch drunten in der Stube bey ihrer Großmutter/ auch zum andernmahl sich mit ihr vermischet/ da seine Natur eben wieder so kalt/ wie das vorigemahl und hernach allezeit so gewesen/ wenn er mit ihr zuthun gehabt/ welches unzehlig vielmahl/ so wohl des Nachtes in ihrem Bette/ als auch in Holtze und auf den Wiesen/ wenn sie grasen gegangen / hinter den Sträuchen und Büschen geschehen/ daß sie die Zahl unmüglich in den 50. Jahren mercken oder behalten können/ maßen denn Anfangs/ wie sie noch jung und ledig/ er manche Woche 3 biß 4 mahl komen/ und sie exerciret, wie sie aber alt worden/ wäre er kaum in 6 biß 8 Wochen einmahl zu ihr kommen/ und die Leichtfertigkeit mit ihr getrieben Vor acht Tagen wäre er das letzte Mahl bey ihr hier im Gefängnis gewesen/ und dergleichen verübt/ ihr dabey verkündigende/ Sie würde zwar müssen grosse Marter und Pein ausstehen / solte aber nichts bekennen/ er wolte ihr schon beystehen/ und abwenden helffen/ daß es ihr nicht so wehe thun solte/ es würde nicht lange währen. Drum er sich auch in währender Tortur in eine Mauß verwandelt/ und auf den Tisch gesetzet/ um die Gerichts Personen/ sonderlich aber den Actuarium bestürtzt und irre zu machen/ daß man aufhören/ oder doch nicht alles so genau aufschreiben solte. Nachdem aber das Gebeth gesprochen worden/ und Meister Hanß mit der Volter immer weiter in Gottes Nahmen verfahren/ hätte ihr Bule getrachtet/ ihr den Hals auf der Leiter umzudrehen/ deßwegen er in Gestalt der vorigen Mauß aus den Ritz oder Spalt der Dielen wie ein Blitz wieder hervor nach der Leither zugewischt/ hätte aber/ wegen des Gebeths/ es nicht zu Werck richten können.

[Von den Schwartzkünstler/ Schaf genant/ in Berner Gebieth/ der sich oft und vielemahl in eine Mauß verstellet/ und dadurch den Feinden entgangen/ kan gelesen werden

Johann Nider. in formicar. de Maleficis deceptis c. 4. pag. 488. Philander in Expert. Rupert. pag. 602. Freudius in Gemissens-Fragen von Zauberey/ Quaest. 139. n. 37. pag. 606.]

Und eben darum hätte sie ihn liebes Göttgen/ welches er sonderlich ge-

Hernach die andere Nacht/ wie es helle Mondenschein gewesen/ und sie auf den Boden allein in ihrem Bette gelegen/ wäre zwischen 11. und 12. Uhren/ als sie eben gewachet/ ein Manns-Kerl oben zu ihrer Bodenlücken hineingestiegen kommen / da sie gemeinet/ es wäre ein Dieb/ und an zuruffen gefangen/ er hätte aber gesagt/ sie solte stille schweigen/ er wäre es/ ihr Bule Hanß/ und sein Vater/ der alte Hanß aus der Baumans Hölen/ auch drunten in der Stube bey ihrer Großmutter/ auch zum andernmahl sich mit ihr vermischet/ da seine Natur eben wieder so kalt/ wie das vorigemahl und hernach allezeit so gewesen/ wenn er mit ihr zuthun gehabt/ welches unzehlig vielmahl/ so wohl des Nachtes in ihrem Bette/ als auch in Holtze und auf den Wiesen/ wenn sie grasen gegangen / hinter den Sträuchen und Büschen geschehen/ daß sie die Zahl unmüglich in den 50. Jahren mercken oder behalten köñen/ maßen denn Anfangs/ wie sie noch jung und ledig/ er manche Woche 3 biß 4 mahl komen/ und sie exerciret, wie sie aber alt wordẽ/ wäre er kaum in 6 biß 8 Wochen einmahl zu ihr kommen/ und die Leichtfertigkeit mit ihr getrieben Vor acht Tagen wäre er das letzte Mahl bey ihr hier im Gefängnis gewesen/ und dergleichen verübt/ ihr dabey verkündigende/ Sie würde zwar müssen grosse Marter und Pein ausstehen / solte aber nichts bekennen/ er wolte ihr schon beystehen/ und abwenden helffẽ/ daß es ihr nicht so wehe thun solte/ es würde nicht lange währen. Drum er sich auch in währender Tortur in eine Mauß verwandelt/ und auf den Tisch gesetzet/ um die Gerichts Personen/ sonderlich aber den Actuarium bestürtzt und irre zu machen/ daß man aufhören/ oder doch nicht alles so genau aufschreiben solte. Nachdem aber das Gebeth gesprochen worden/ und Meister Hanß mit der Volter immer weiter in Gottes Nahmen verfahren/ hätte ihr Bule getrachtet/ ihr den Hals auf der Leiter umzudrehen/ deßwegen er in Gestalt der vorigen Mauß aus den Ritz oder Spalt der Dielen wie ein Blitz wieder hervor nach der Leither zugewischt/ hätte aber/ wegen des Gebeths/ es nicht zu Werck richten können.

[Von den Schwartzkünstler/ Schaf genant/ in Berner Gebieth/ der sich oft und vielemahl in eine Mauß verstellet/ und dadurch den Feinden entgangen/ kan gelesen werden

Johann Nider. in formicar. de Maleficis deceptis c. 4. pag. 488. Philander in Expert. Rupert. pag. 602. Freudius in Gemissens-Fragen von Zauberey/ Quaest. 139. n. 37. pag. 606.]

Und eben darum hätte sie ihn liebes Göttgen/ welches er sonderlich ge-

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        <p>Hernach die andere Nacht/ wie es helle Mondenschein gewesen/ und sie auf den                      Boden allein in ihrem Bette gelegen/ wäre zwischen 11. und 12. Uhren/ als sie                      eben gewachet/ ein Manns-Kerl oben zu ihrer Bodenlücken hineingestiegen kommen                     / da sie gemeinet/ es wäre ein Dieb/ und an zuruffen gefangen/ er hätte aber                      gesagt/ sie solte stille schweigen/ er wäre es/ ihr Bule Hanß/ und sein                      Vater/ der alte Hanß aus der Baumans Hölen/ auch drunten in der Stube bey                      ihrer Großmutter/ auch zum andernmahl sich mit ihr vermischet/ da seine Natur                      eben wieder so kalt/ wie das vorigemahl und hernach allezeit so gewesen/ wenn                      er mit ihr zuthun gehabt/ welches unzehlig vielmahl/ so wohl des Nachtes in                      ihrem Bette/ als auch in Holtze und auf den Wiesen/ wenn sie grasen gegangen /                      hinter den Sträuchen und Büschen geschehen/ daß sie die Zahl unmüglich in den                      50. Jahren mercken oder behalten kön&#x0303;en/ maßen denn Anfangs/ wie sie                      noch jung und ledig/ er manche Woche 3 biß 4 mahl komen/ und sie exerciret,                      wie sie aber alt worde&#x0303;/ wäre er kaum in 6 biß 8 Wochen einmahl zu ihr                      kommen/ und die Leichtfertigkeit mit ihr getrieben Vor acht Tagen wäre er das                      letzte Mahl bey ihr hier im Gefängnis gewesen/ und dergleichen verübt/ ihr                      dabey verkündigende/ Sie würde zwar müssen grosse Marter und Pein ausstehen /                      solte aber nichts bekennen/ er wolte ihr schon beystehen/ und abwenden                      helffe&#x0303;/ daß es ihr nicht so wehe thun solte/ es würde nicht lange                      währen. Drum er sich auch in währender Tortur in eine Mauß verwandelt/ und auf                      den Tisch gesetzet/ um die Gerichts Personen/ sonderlich aber den Actuarium                      bestürtzt und irre zu machen/ daß man aufhören/ oder doch nicht alles so genau                      aufschreiben solte. Nachdem aber das Gebeth gesprochen worden/ und Meister Hanß                      mit der Volter immer weiter in Gottes Nahmen verfahren/ hätte ihr Bule                      getrachtet/ ihr den Hals auf der Leiter umzudrehen/ deßwegen er in Gestalt der                      vorigen Mauß aus den Ritz oder Spalt der Dielen wie ein Blitz wieder hervor nach                      der Leither zugewischt/ hätte aber/ wegen des Gebeths/ es nicht zu Werck                      richten können.</p>
        <p>[Von den Schwartzkünstler/ Schaf genant/ in Berner Gebieth/ der sich oft und                      vielemahl in eine Mauß verstellet/ und dadurch den Feinden entgangen/ kan                      gelesen werden</p>
        <p>Johann Nider. in formicar. de Maleficis deceptis c. 4. pag. 488. Philander in                      Expert. Rupert. pag. 602. Freudius in Gemissens-Fragen von Zauberey/ Quaest.                      139. n. 37. pag. 606.]</p>
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[412/0428] Hernach die andere Nacht/ wie es helle Mondenschein gewesen/ und sie auf den Boden allein in ihrem Bette gelegen/ wäre zwischen 11. und 12. Uhren/ als sie eben gewachet/ ein Manns-Kerl oben zu ihrer Bodenlücken hineingestiegen kommen / da sie gemeinet/ es wäre ein Dieb/ und an zuruffen gefangen/ er hätte aber gesagt/ sie solte stille schweigen/ er wäre es/ ihr Bule Hanß/ und sein Vater/ der alte Hanß aus der Baumans Hölen/ auch drunten in der Stube bey ihrer Großmutter/ auch zum andernmahl sich mit ihr vermischet/ da seine Natur eben wieder so kalt/ wie das vorigemahl und hernach allezeit so gewesen/ wenn er mit ihr zuthun gehabt/ welches unzehlig vielmahl/ so wohl des Nachtes in ihrem Bette/ als auch in Holtze und auf den Wiesen/ wenn sie grasen gegangen / hinter den Sträuchen und Büschen geschehen/ daß sie die Zahl unmüglich in den 50. Jahren mercken oder behalten köñen/ maßen denn Anfangs/ wie sie noch jung und ledig/ er manche Woche 3 biß 4 mahl komen/ und sie exerciret, wie sie aber alt wordẽ/ wäre er kaum in 6 biß 8 Wochen einmahl zu ihr kommen/ und die Leichtfertigkeit mit ihr getrieben Vor acht Tagen wäre er das letzte Mahl bey ihr hier im Gefängnis gewesen/ und dergleichen verübt/ ihr dabey verkündigende/ Sie würde zwar müssen grosse Marter und Pein ausstehen / solte aber nichts bekennen/ er wolte ihr schon beystehen/ und abwenden helffẽ/ daß es ihr nicht so wehe thun solte/ es würde nicht lange währen. Drum er sich auch in währender Tortur in eine Mauß verwandelt/ und auf den Tisch gesetzet/ um die Gerichts Personen/ sonderlich aber den Actuarium bestürtzt und irre zu machen/ daß man aufhören/ oder doch nicht alles so genau aufschreiben solte. Nachdem aber das Gebeth gesprochen worden/ und Meister Hanß mit der Volter immer weiter in Gottes Nahmen verfahren/ hätte ihr Bule getrachtet/ ihr den Hals auf der Leiter umzudrehen/ deßwegen er in Gestalt der vorigen Mauß aus den Ritz oder Spalt der Dielen wie ein Blitz wieder hervor nach der Leither zugewischt/ hätte aber/ wegen des Gebeths/ es nicht zu Werck richten können. [Von den Schwartzkünstler/ Schaf genant/ in Berner Gebieth/ der sich oft und vielemahl in eine Mauß verstellet/ und dadurch den Feinden entgangen/ kan gelesen werden Johann Nider. in formicar. de Maleficis deceptis c. 4. pag. 488. Philander in Expert. Rupert. pag. 602. Freudius in Gemissens-Fragen von Zauberey/ Quaest. 139. n. 37. pag. 606.] Und eben darum hätte sie ihn liebes Göttgen/ welches er sonderlich ge-

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Zitationshilfe: Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/428>, abgerufen am 24.11.2024.