Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite

Anno 1609. ein Mädgen/ welches auf einem Schloß nicht weit von Weissenburg/ auch in ein arges Gefängnis geleget / von einer Schlangen sey ertödtet worden.

Und D. Justos Oldekop.

observ. crim. 16. tit. 3. n. 15. pag. 171.

erzehlet ein Exemqel/ daß nachdem einer/ welcher etliche Jahr in einen solchen untererdischen Gefängiß gesessen/ loß gelassen worden/ und wieder an des Tages-Licht kommen/ er sich wie ein rechter Narr gestellet/ gelachet und froh gewesen/ als wenn er im Himmel wäre/ sey aber den zehenden Tag hernach/ weil er der Lufft entwohnet/ und dieselbe nicht vertragen können / gestorben.

XXXIII. Wegen solcher schrecklichen und ungesunden Gefängniße/ auch allzuharten schliessens/ daß ein Mensch weder Hände noch Füsse regen kan/ und als ein Hund immer auf der Erden liegen/ und s. v. alles unter sich gehen lassen muß/ kan ein Gefangener sich gar wohl bey der hohen Landes-Obrigkeit beschweren/ und üm Linderung/ auch Besichtigunng des Gefängnis/ der Ketten und Bande anhalten. Womit er auch nicht zuenthören/ doch ist hierzu ein unpartheyischer Commissarius zunehmen/ welcher alles selbst genau in Augenschein fasse/ und fideliter referire.

Gail. lib. obs. 26. n. 2. Lud. Gilhaus. arb. civil. c. 6. p. 2. n. 2.

XXXIV. Justus Oldekop, tit. 3. observ. crim. 16 n. 2. führet aus dme Rutger. Rulant. de commiß. lib 4. de commiß. circa carcerum & carcerator. Inspect. cap. 8. n. 15. & seq. folgende Cautel an/ welche ein vornehmer Commissarius, der etwan aus Beysorge/ er möchte an seiner Gesundheit Schaden leiden/ oder es seiner Ehren zu nahe seyn/ wenn er selbst in Person ins Gefängnis gehen/ und dasselbige besichtigen solte/ zu observiren/ daß er doch gründliche Nachricht haben könte/ wie es üm das Gefängnis/ auch des Gefangenen Ketten und Banden bewahret sey. Die Worte lauten also: Commissarius prospiciat sibi de tali, cujus professioni hoc actu intrandi & inspiciendi nihil decedat, qualis est commentariensis seu carceris custos, qui tamen Magistratui carceratumdetinenti non subsit, nec ab eo officium gerat. Quod si nec talem commode habere possit, retineat Magistratui detinenti servientem quem quoad hunc actum a nexu juramenti, quo Magistratui est deligatus liberet, novoque obstringat, at que sic carcerem intrare ac fideliter inspicere jubeat, simulans se per alium, ad falsitatem evitan-

Anno 1609. ein Mädgen/ welches auf einem Schloß nicht weit von Weissenburg/ auch in ein arges Gefängnis geleget / von einer Schlangen sey ertödtet worden.

Und D. Justos Oldekop.

observ. crim. 16. tit. 3. n. 15. pag. 171.

erzehlet ein Exemqel/ daß nachdem einer/ welcher etliche Jahr in einen solchen untererdischen Gefängiß gesessen/ loß gelassen worden/ und wieder an des Tages-Licht kom̃en/ er sich wie ein rechter Narr gestellet/ gelachet und froh gewesen/ als wenn er im Himmel wäre/ sey aber den zehenden Tag hernach/ weil er der Lufft entwohnet/ und dieselbe nicht vertragen können / gestorben.

XXXIII. Wegen solcher schrecklichen und ungesunden Gefängniße/ auch allzuharten schliessens/ daß ein Mensch weder Hände noch Füsse regen kan/ und als ein Hund immer auf der Erden liegen/ und s. v. alles unter sich gehen lassen muß/ kan ein Gefangener sich gar wohl bey der hohen Landes-Obrigkeit beschweren/ und üm Linderung/ auch Besichtigunng des Gefängnis/ der Ketten und Bande anhalten. Womit er auch nicht zuenthören/ doch ist hierzu ein unpartheyischer Commissarius zunehmen/ welcher alles selbst genau in Augenschein fasse/ und fideliter referire.

Gail. lib. obs. 26. n. 2. Lud. Gilhaus. arb. civil. c. 6. p. 2. n. 2.

XXXIV. Justus Oldekop, tit. 3. observ. crim. 16 n. 2. führet aus dme Rutger. Rulant. de commiß. lib 4. de commiß. circa carcerum & carcerator. Inspect. cap. 8. n. 15. & seq. folgende Cautel an/ welche ein vornehmer Commissarius, der etwan aus Beysorge/ er möchte an seiner Gesundheit Schaden leiden/ oder es seiner Ehren zu nahe seyn/ wenn er selbst in Person ins Gefängnis gehen/ und dasselbige besichtigen solte/ zu observiren/ daß er doch gründliche Nachricht haben könte/ wie es üm das Gefängnis/ auch des Gefangenen Ketten und Banden bewahret sey. Die Worte lauten also: Commissarius prospiciat sibi de tali, cujus professioni hoc actu intrandi & inspiciendi nihil decedat, qualis est commentariensis seu carceris custos, qui tamen Magistratui carceratumdetinenti non subsit, nec ab eo officium gerat. Quod si nec talem commodè habere possit, retineat Magistratui detinenti servientem quem quoad hunc actum à nexu juramenti, quo Magistratui est deligatus liberet, novoque obstringat, at que sic carcerem intrare ac fideliter inspicere jubeat, simulans se per alium, ad falsitatem evitan-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0669" n="653"/>
Anno 1609. ein Mädgen/ welches auf                      einem Schloß nicht weit von Weissenburg/ auch in ein arges Gefängnis geleget /                      von einer Schlangen sey ertödtet worden.</p>
        <p>Und D. Justos Oldekop.</p>
        <p>observ. crim. 16. tit. 3. n. 15. pag. 171.</p>
        <p>erzehlet ein Exemqel/ daß nachdem einer/ welcher etliche Jahr in einen solchen                      untererdischen Gefängiß gesessen/ loß gelassen worden/ und wieder an des                      Tages-Licht kom&#x0303;en/ er sich wie ein rechter Narr gestellet/ gelachet                      und froh gewesen/ als wenn er im Himmel wäre/ sey aber den zehenden Tag                      hernach/ weil er der Lufft entwohnet/ und dieselbe nicht vertragen können /                      gestorben.</p>
        <p>XXXIII. Wegen solcher schrecklichen und ungesunden Gefängniße/ auch allzuharten                      schliessens/ daß ein Mensch weder Hände noch Füsse regen kan/ und als ein Hund                      immer auf der Erden liegen/ und s. v. alles unter sich gehen lassen muß/ kan                      ein Gefangener sich gar wohl bey der hohen Landes-Obrigkeit beschweren/ und üm                      Linderung/ auch Besichtigunng des Gefängnis/ der Ketten und Bande anhalten.                      Womit er auch nicht zuenthören/ doch ist hierzu ein unpartheyischer                      Commissarius zunehmen/ welcher alles selbst genau in Augenschein fasse/ und                      fideliter referire.</p>
        <p>Gail. lib. obs. 26. n. 2. Lud. Gilhaus. arb. civil. c. 6. p. 2. n. 2.</p>
        <p>XXXIV. Justus Oldekop, tit. 3. observ. crim. 16 n. 2. führet aus dme Rutger.                      Rulant. de commiß. lib 4. de commiß. circa carcerum &amp; carcerator. Inspect.                      cap. 8. n. 15. &amp; seq. folgende Cautel an/ welche ein vornehmer                      Commissarius, der etwan aus Beysorge/ er möchte an seiner Gesundheit Schaden                      leiden/ oder es seiner Ehren zu nahe seyn/ wenn er selbst in Person ins                      Gefängnis gehen/ und dasselbige besichtigen solte/ zu observiren/ daß er doch                      gründliche Nachricht haben könte/ wie es üm das Gefängnis/ auch des Gefangenen                      Ketten und Banden bewahret sey. Die Worte lauten also: Commissarius prospiciat                      sibi de tali, cujus professioni hoc actu intrandi &amp; inspiciendi nihil                      decedat, qualis est commentariensis seu carceris custos, qui tamen Magistratui                      carceratumdetinenti non subsit, nec ab eo officium gerat. Quod si nec talem                      commodè habere possit, retineat Magistratui detinenti servientem quem quoad hunc                      actum à nexu juramenti, quo Magistratui est deligatus liberet, novoque                      obstringat, at que sic carcerem intrare ac fideliter inspicere jubeat, simulans                      se per alium, ad falsitatem evitan-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[653/0669] Anno 1609. ein Mädgen/ welches auf einem Schloß nicht weit von Weissenburg/ auch in ein arges Gefängnis geleget / von einer Schlangen sey ertödtet worden. Und D. Justos Oldekop. observ. crim. 16. tit. 3. n. 15. pag. 171. erzehlet ein Exemqel/ daß nachdem einer/ welcher etliche Jahr in einen solchen untererdischen Gefängiß gesessen/ loß gelassen worden/ und wieder an des Tages-Licht kom̃en/ er sich wie ein rechter Narr gestellet/ gelachet und froh gewesen/ als wenn er im Himmel wäre/ sey aber den zehenden Tag hernach/ weil er der Lufft entwohnet/ und dieselbe nicht vertragen können / gestorben. XXXIII. Wegen solcher schrecklichen und ungesunden Gefängniße/ auch allzuharten schliessens/ daß ein Mensch weder Hände noch Füsse regen kan/ und als ein Hund immer auf der Erden liegen/ und s. v. alles unter sich gehen lassen muß/ kan ein Gefangener sich gar wohl bey der hohen Landes-Obrigkeit beschweren/ und üm Linderung/ auch Besichtigunng des Gefängnis/ der Ketten und Bande anhalten. Womit er auch nicht zuenthören/ doch ist hierzu ein unpartheyischer Commissarius zunehmen/ welcher alles selbst genau in Augenschein fasse/ und fideliter referire. Gail. lib. obs. 26. n. 2. Lud. Gilhaus. arb. civil. c. 6. p. 2. n. 2. XXXIV. Justus Oldekop, tit. 3. observ. crim. 16 n. 2. führet aus dme Rutger. Rulant. de commiß. lib 4. de commiß. circa carcerum & carcerator. Inspect. cap. 8. n. 15. & seq. folgende Cautel an/ welche ein vornehmer Commissarius, der etwan aus Beysorge/ er möchte an seiner Gesundheit Schaden leiden/ oder es seiner Ehren zu nahe seyn/ wenn er selbst in Person ins Gefängnis gehen/ und dasselbige besichtigen solte/ zu observiren/ daß er doch gründliche Nachricht haben könte/ wie es üm das Gefängnis/ auch des Gefangenen Ketten und Banden bewahret sey. Die Worte lauten also: Commissarius prospiciat sibi de tali, cujus professioni hoc actu intrandi & inspiciendi nihil decedat, qualis est commentariensis seu carceris custos, qui tamen Magistratui carceratumdetinenti non subsit, nec ab eo officium gerat. Quod si nec talem commodè habere possit, retineat Magistratui detinenti servientem quem quoad hunc actum à nexu juramenti, quo Magistratui est deligatus liberet, novoque obstringat, at que sic carcerem intrare ac fideliter inspicere jubeat, simulans se per alium, ad falsitatem evitan-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/669
Zitationshilfe: Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693, S. 653. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/669>, abgerufen am 22.11.2024.