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Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697.

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gefiel ihnen gar zu wohl. Und wenn derselben eine überführet wurde / daß sie übergetreten/ und sich schwängern lassen/ legte man sie/ wie einen Todten/ auf eine Baar/ bande sie mit Zügeln oder Riemen/ und trug sie zu der Colliner Pforten/ innerhalb der Stadt zu einen grossen Erdspalt und Hölen/ (in derselben war terra strata, [Greek words] lectus stratus heists bey dem Plutarcho) mit verbundenem Haupt/ alwo der Oberste Priester sie also lebendig vergrub/ und dieses war zu Rom ein kläglich Spectacul, und hatte die Stadt sonst keinen traurigern Tag als diesen/ da sich ein solcher Fall begab.

Plutarchus in Numa ubi de Poena Vestalium pluribus agit. Münster. lib. 2. Cosmograph. c. 7. pag. 222.

V. Joh Christoph. Salbach Antiqvit. Roman. lib. 1. c. 17. saget/ daß solche Execution zu Rom in Campo Scelerato (qvi ita dictus ab Incestus nefando scelere) nechst der Pforten Collina folgender Gestalt geschehen: Es war ein tief Gewölbe unter der Erden gemacht/ da oben an eine Thür war/ daß ein Mensch hinein gehen mochte. Innwendig aber war eine kleine Lagerstat/ da eine brennende Lampen und etwas Speise war hingestellet. Die geschwächte Nonne ward dann in einen beheben / und mit dickem leder zugemachten Karren über den Marckt zu besagter Hölen geführet/ daß man ihr Wimmern und Weinen nicht hören/ noch zum Mitleiden beweget werden möchte. Wann sie dann dahin kommen/ ward sie mit einer Leither hinab gelassen/ und die Thür alsobald zugemacht. Die Ursache solches Todes war / weil sie dafür gehalten/ es gezieme sich nicht/ daß man sie mit Feuer verbrenne/ weil sie das heilige Feuer nicht mit mehrer Heiligkeit bewahret. Und hielten nicht weniger dafür/ es schickte sich übel/ sie dem Scharffrichter unter die Hand zu geben/ die zuvor so heilige Dienste gethan hatte.

VI. Ehe die Stadt Rom gebauet ward/ hat sich Rhea Sylvia, Numitoris der Albaneser Königs Procae Tochter/ die ihr Vetter Amulius in dieses Closter verstossen/ von dem Marte, oder sonst einen andern/ in einen nechst dabey gelegenen Wald/ drin sie sich waschen/ oder Wasser hohlen wolte/ beschlaffen lassen/ und den Romulum und Remum zur Welt gebohren/ weshalber sie auch lebendig begraben worden.

VII. Sechs hundert Jahr nach Erbauung der Stadt Rom/ ward abermahl eine Vestalische Jungfer Tucia genannt/ beschuldiget/ als wenn sie von einen geschwängert worden. Diese ihre Unschuld an den Tag zu geben/ nahm sie ein Sieb / gieng zur Tyber/ stieß es ins Wasser und sagte: VESTA,

gefiel ihnen gar zu wohl. Und wenn derselben eine überführet wurde / daß sie übergetreten/ und sich schwängern lassen/ legte man sie/ wie einen Todten/ auf eine Baar/ bande sie mit Zügeln oder Riemen/ und trug sie zu der Colliner Pforten/ innerhalb der Stadt zu einen grossen Erdspalt und Hölen/ (in derselben war terra strata, [Greek words] lectus stratus heists bey dem Plutarcho) mit verbundenem Haupt/ alwo der Oberste Priester sie also lebendig vergrub/ und dieses war zu Rom ein kläglich Spectacul, und hatte die Stadt sonst keinen traurigern Tag als diesen/ da sich ein solcher Fall begab.

Plutarchus in Numa ubi de Poena Vestalium pluribus agit. Münster. lib. 2. Cosmograph. c. 7. pag. 222.

V. Joh Christoph. Salbach Antiqvit. Roman. lib. 1. c. 17. saget/ daß solche Execution zu Rom in Campo Scelerato (qvi ita dictus ab Incestus nefando scelere) nechst der Pforten Collina folgender Gestalt geschehen: Es war ein tief Gewölbe unter der Erden gemacht/ da oben an eine Thür war/ daß ein Mensch hinein gehen mochte. Innwendig aber war eine kleine Lagerstat/ da eine brennende Lampen und etwas Speise war hingestellet. Die geschwächte Nonne ward dann in einen beheben / und mit dickem leder zugemachten Karren über den Marckt zu besagter Hölen geführet/ daß man ihr Wimmern und Weinen nicht hören/ noch zum Mitleiden beweget werden möchte. Wann sie dann dahin kommen/ ward sie mit einer Leither hinab gelassen/ und die Thür alsobald zugemacht. Die Ursache solches Todes war / weil sie dafür gehalten/ es gezieme sich nicht/ daß man sie mit Feuer verbrenne/ weil sie das heilige Feuer nicht mit mehrer Heiligkeit bewahret. Und hielten nicht weniger dafür/ es schickte sich übel/ sie dem Scharffrichter unter die Hand zu geben/ die zuvor so heilige Dienste gethan hatte.

VI. Ehe die Stadt Rom gebauet ward/ hat sich Rhea Sylvia, Numitoris der Albaneser Königs Procae Tochter/ die ihr Vetter Amulius in dieses Closter verstossen/ von dem Marte, oder sonst einen andern/ in einen nechst dabey gelegenen Wald/ drin sie sich waschen/ oder Wasser hohlen wolte/ beschlaffen lassen/ und den Romulum und Remum zur Welt gebohren/ weshalber sie auch lebendig begraben worden.

VII. Sechs hundert Jahr nach Erbauung der Stadt Rom/ ward abermahl eine Vestalische Jungfer Tucia genannt/ beschuldiget/ als wenn sie von einen geschwängert worden. Diese ihre Unschuld an den Tag zu geben/ nahm sie ein Sieb / gieng zur Tyber/ stieß es ins Wasser und sagte: VESTA,

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[420/0430] gefiel ihnen gar zu wohl. Und wenn derselben eine überführet wurde / daß sie übergetreten/ und sich schwängern lassen/ legte man sie/ wie einen Todten/ auf eine Baar/ bande sie mit Zügeln oder Riemen/ und trug sie zu der Colliner Pforten/ innerhalb der Stadt zu einen grossen Erdspalt und Hölen/ (in derselben war terra strata, [Greek words] lectus stratus heists bey dem Plutarcho) mit verbundenem Haupt/ alwo der Oberste Priester sie also lebendig vergrub/ und dieses war zu Rom ein kläglich Spectacul, und hatte die Stadt sonst keinen traurigern Tag als diesen/ da sich ein solcher Fall begab. Plutarchus in Numa ubi de Poena Vestalium pluribus agit. Münster. lib. 2. Cosmograph. c. 7. pag. 222. V. Joh Christoph. Salbach Antiqvit. Roman. lib. 1. c. 17. saget/ daß solche Execution zu Rom in Campo Scelerato (qvi ita dictus ab Incestus nefando scelere) nechst der Pforten Collina folgender Gestalt geschehen: Es war ein tief Gewölbe unter der Erden gemacht/ da oben an eine Thür war/ daß ein Mensch hinein gehen mochte. Innwendig aber war eine kleine Lagerstat/ da eine brennende Lampen und etwas Speise war hingestellet. Die geschwächte Nonne ward dann in einen beheben / und mit dickem leder zugemachten Karren über den Marckt zu besagter Hölen geführet/ daß man ihr Wimmern und Weinen nicht hören/ noch zum Mitleiden beweget werden möchte. Wann sie dann dahin kommen/ ward sie mit einer Leither hinab gelassen/ und die Thür alsobald zugemacht. Die Ursache solches Todes war / weil sie dafür gehalten/ es gezieme sich nicht/ daß man sie mit Feuer verbrenne/ weil sie das heilige Feuer nicht mit mehrer Heiligkeit bewahret. Und hielten nicht weniger dafür/ es schickte sich übel/ sie dem Scharffrichter unter die Hand zu geben/ die zuvor so heilige Dienste gethan hatte. VI. Ehe die Stadt Rom gebauet ward/ hat sich Rhea Sylvia, Numitoris der Albaneser Königs Procae Tochter/ die ihr Vetter Amulius in dieses Closter verstossen/ von dem Marte, oder sonst einen andern/ in einen nechst dabey gelegenen Wald/ drin sie sich waschen/ oder Wasser hohlen wolte/ beschlaffen lassen/ und den Romulum und Remum zur Welt gebohren/ weshalber sie auch lebendig begraben worden. VII. Sechs hundert Jahr nach Erbauung der Stadt Rom/ ward abermahl eine Vestalische Jungfer Tucia genannt/ beschuldiget/ als wenn sie von einen geschwängert worden. Diese ihre Unschuld an den Tag zu geben/ nahm sie ein Sieb / gieng zur Tyber/ stieß es ins Wasser und sagte: VESTA,

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Zitationshilfe: Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum02_1697/430>, abgerufen am 25.11.2024.