Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697.

Bild:
<< vorherige Seite

gert hatte/ sechs Raths-Personen gefangen nehmen/ ihm die Schlüssel geben/ das Rathhaus/ die Schatz-Kammer plündern/ und ihre Dörffer einziehen lassen/ und sie beschuldiget daß sie ihn und die Stadt hätten verrathen wollen/ und bald einen neuen Rath erwehlet.

Im October sind ihrer vier in dem Gefängniß von den gros Glogauer Rathsherren vor Hungers gestorben/ welche in der Todtes-Angst wie die Löwen gebrüllet/ und sich also verlauten lassen:

Der Hunger ängstiget uns zwar sehr /

Doch plaget der Durst uns noch viel mehr.

XIX. Den 7. und 17. sturben die andern 2. auch/ und wurden beyde ohne Ceremonien ins Closter begraben/ und darbey verbothen/ daß man ihrer durchaus nicht / weder öffentlich/ noch hiemlich gedencken solte: damit also ihr Gedächtniß ausgerottet würde. Aber aus GOttes gerechten Urthel kehrete sich das Blat umb / daß Hertzog Johannes an seinem Glück zweifelte/ da legte man ihnen öffentlich Leichen-Steine/ und wurde in der Pfarrkirchen eine Grabschrifft mit einem Gemählde aufgerichtet/ daß also ihr Gedächtniß bey den Nachkommen blieben ist.

Idem pag. 150. Conf. Lucae Schlesische Chronike Schickfus. in Chron. Siles.

XX. Hugolinus Girandescus Guelpharum partium princeps, hat etliche mahl die Gibelliner geschlagen/ und ist dadurch zu solchen Ansehen/ Reichthum und Glück kommen/ daß ihm fast keiner gleich gewesen/ ist aber endlich von den Gibellinern gefangen und mit allen seinen Kindern und Enckeln in eine tiefe Grube hinab gelassen worden/ sämmtlich Hungers drin zu sterben/ auf daß sie aber desto mehr geqvählet würden/ auch einige Hoffnung der Freyheit nimmermehr nicht schöpffen möchten/ muste der jenige/ so sie alda einkerckerte/ die Schlüssel des Gefängnisses in den Fluß Arnum werffen.

Daniel Bartoli part. 2. Cap. 5. de AEternit ate. Paulus AEmilius lib. 8. de rebus Gestis Francor. Philipp. Camerar. hor. Succis. Cent. 1. c. 12. pag. 77.

XXI. Perseus König in Macedonia soll auch zu Rom mit Hunger getödtet worden seyn / wie Plutarchus meldet/ wiewohl sein Ausleger setzet/ er sey vor Melancholi, Trauren und Unmuth gestorben/ mit dem auch Qvintilianus 8. übereinstimmet.

Die Griechen nenneten den Tod des Hungers [Greek words], Inediam.

Coel. Rhodigin lib. 3. Lect. antiq. c. 24.

gert hatte/ sechs Raths-Personen gefangen nehmen/ ihm die Schlüssel geben/ das Rathhaus/ die Schatz-Kammer plündern/ und ihre Dörffer einziehen lassen/ und sie beschuldiget daß sie ihn und die Stadt hätten verrathen wollen/ und bald einen neuen Rath erwehlet.

Im October sind ihrer vier in dem Gefängniß von den gros Glogauer Rathsherren vor Hungers gestorben/ welche in der Todtes-Angst wie die Löwen gebrüllet/ und sich also verlauten lassen:

Der Hunger ängstiget uns zwar sehr /

Doch plaget der Durst uns noch viel mehr.

XIX. Den 7. und 17. sturben die andern 2. auch/ und wurden beyde ohne Ceremonien ins Closter begraben/ und darbey verbothen/ daß man ihrer durchaus nicht / weder öffentlich/ noch hiemlich gedencken solte: damit also ihr Gedächtniß ausgerottet würde. Aber aus GOttes gerechten Urthel kehrete sich das Blat umb / daß Hertzog Johannes an seinem Glück zweifelte/ da legte man ihnen öffentlich Leichen-Steine/ und wurde in der Pfarrkirchen eine Grabschrifft mit einem Gemählde aufgerichtet/ daß also ihr Gedächtniß bey den Nachkommen blieben ist.

Idem pag. 150. Conf. Lucae Schlesische Chronike Schickfus. in Chron. Siles.

XX. Hugolinus Girandescus Guelpharum partium princeps, hat etliche mahl die Gibelliner geschlagen/ und ist dadurch zu solchen Ansehen/ Reichthum und Glück kommen/ daß ihm fast keiner gleich gewesen/ ist aber endlich von den Gibellinern gefangen und mit allen seinen Kindern und Enckeln in eine tiefe Grube hinab gelassen worden/ sämmtlich Hungers drin zu sterben/ auf daß sie aber desto mehr geqvählet würden/ auch einige Hoffnung der Freyheit nimmermehr nicht schöpffen möchten/ muste der jenige/ so sie alda einkerckerte/ die Schlüssel des Gefängnisses in den Fluß Arnum werffen.

Daniel Bartoli part. 2. Cap. 5. de AEternit ate. Paulus AEmilius lib. 8. de rebus Gestis Francor. Philipp. Camerar. hor. Succis. Cent. 1. c. 12. pag. 77.

XXI. Perseus König in Macedonia soll auch zu Rom mit Hunger getödtet worden seyn / wie Plutarchus meldet/ wiewohl sein Ausleger setzet/ er sey vor Melancholi, Trauren und Unmuth gestorben/ mit dem auch Qvintilianus 8. übereinstimmet.

Die Griechen nenneten den Tod des Hungers [Greek words], Inediam.

Coel. Rhodigin lib. 3. Lect. antiq. c. 24.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0465" n="455"/>
gert hatte/ sechs Raths-Personen                      gefangen nehmen/ ihm die Schlüssel geben/ das Rathhaus/ die Schatz-Kammer                      plündern/ und ihre Dörffer einziehen lassen/ und sie beschuldiget daß sie ihn                      und die Stadt hätten verrathen wollen/ und bald einen neuen Rath erwehlet.</p>
        <p>Im October sind ihrer vier in dem Gefängniß von den gros Glogauer Rathsherren vor                      Hungers gestorben/ welche in der Todtes-Angst wie die Löwen gebrüllet/ und                      sich also verlauten lassen:</p>
        <p>Der Hunger ängstiget uns zwar sehr /</p>
        <p>Doch plaget der Durst uns noch viel mehr.</p>
        <p>XIX. Den 7. und 17. sturben die andern 2. auch/ und wurden beyde ohne Ceremonien                      ins Closter begraben/ und darbey verbothen/ daß man ihrer durchaus nicht /                      weder öffentlich/ noch hiemlich gedencken solte: damit also ihr Gedächtniß                      ausgerottet würde. Aber aus GOttes gerechten Urthel kehrete sich das Blat umb /                      daß Hertzog Johannes an seinem Glück zweifelte/ da legte man ihnen öffentlich                      Leichen-Steine/ und wurde in der Pfarrkirchen eine Grabschrifft mit einem                      Gemählde aufgerichtet/ daß also ihr Gedächtniß bey den Nachkommen blieben                      ist.</p>
        <p>Idem pag. 150. Conf. Lucae Schlesische Chronike Schickfus. in Chron. Siles.</p>
        <p>XX. Hugolinus Girandescus Guelpharum partium princeps, hat etliche mahl die                      Gibelliner geschlagen/ und ist dadurch zu solchen Ansehen/ Reichthum und Glück                      kommen/ daß ihm fast keiner gleich gewesen/ ist aber endlich von den                      Gibellinern gefangen und mit allen seinen Kindern und Enckeln in eine tiefe                      Grube hinab gelassen worden/ sämmtlich Hungers drin zu sterben/ auf daß sie                      aber desto mehr geqvählet würden/ auch einige Hoffnung der Freyheit nimmermehr                      nicht schöpffen möchten/ muste der jenige/ so sie alda einkerckerte/ die                      Schlüssel des Gefängnisses in den Fluß Arnum werffen.</p>
        <l>Daniel Bartoli part. 2. Cap. 5. de AEternit ate.</l>
        <l>Paulus AEmilius lib. 8. de rebus Gestis Francor.</l>
        <l>Philipp. Camerar. hor. Succis. Cent. 1. c. 12. pag. 77.</l>
        <p>XXI. Perseus König in Macedonia soll auch zu Rom mit Hunger getödtet worden seyn                     / wie Plutarchus meldet/ wiewohl sein Ausleger setzet/ er sey vor Melancholi,                      Trauren und Unmuth gestorben/ mit dem auch Qvintilianus 8. übereinstimmet.</p>
        <p>Die Griechen nenneten den Tod des Hungers <foreign xml:lang="el">[Greek                          words]</foreign>, Inediam.</p>
        <p>Coel. Rhodigin lib. 3. Lect. antiq. c. 24.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[455/0465] gert hatte/ sechs Raths-Personen gefangen nehmen/ ihm die Schlüssel geben/ das Rathhaus/ die Schatz-Kammer plündern/ und ihre Dörffer einziehen lassen/ und sie beschuldiget daß sie ihn und die Stadt hätten verrathen wollen/ und bald einen neuen Rath erwehlet. Im October sind ihrer vier in dem Gefängniß von den gros Glogauer Rathsherren vor Hungers gestorben/ welche in der Todtes-Angst wie die Löwen gebrüllet/ und sich also verlauten lassen: Der Hunger ängstiget uns zwar sehr / Doch plaget der Durst uns noch viel mehr. XIX. Den 7. und 17. sturben die andern 2. auch/ und wurden beyde ohne Ceremonien ins Closter begraben/ und darbey verbothen/ daß man ihrer durchaus nicht / weder öffentlich/ noch hiemlich gedencken solte: damit also ihr Gedächtniß ausgerottet würde. Aber aus GOttes gerechten Urthel kehrete sich das Blat umb / daß Hertzog Johannes an seinem Glück zweifelte/ da legte man ihnen öffentlich Leichen-Steine/ und wurde in der Pfarrkirchen eine Grabschrifft mit einem Gemählde aufgerichtet/ daß also ihr Gedächtniß bey den Nachkommen blieben ist. Idem pag. 150. Conf. Lucae Schlesische Chronike Schickfus. in Chron. Siles. XX. Hugolinus Girandescus Guelpharum partium princeps, hat etliche mahl die Gibelliner geschlagen/ und ist dadurch zu solchen Ansehen/ Reichthum und Glück kommen/ daß ihm fast keiner gleich gewesen/ ist aber endlich von den Gibellinern gefangen und mit allen seinen Kindern und Enckeln in eine tiefe Grube hinab gelassen worden/ sämmtlich Hungers drin zu sterben/ auf daß sie aber desto mehr geqvählet würden/ auch einige Hoffnung der Freyheit nimmermehr nicht schöpffen möchten/ muste der jenige/ so sie alda einkerckerte/ die Schlüssel des Gefängnisses in den Fluß Arnum werffen. Daniel Bartoli part. 2. Cap. 5. de AEternit ate. Paulus AEmilius lib. 8. de rebus Gestis Francor. Philipp. Camerar. hor. Succis. Cent. 1. c. 12. pag. 77. XXI. Perseus König in Macedonia soll auch zu Rom mit Hunger getödtet worden seyn / wie Plutarchus meldet/ wiewohl sein Ausleger setzet/ er sey vor Melancholi, Trauren und Unmuth gestorben/ mit dem auch Qvintilianus 8. übereinstimmet. Die Griechen nenneten den Tod des Hungers [Greek words], Inediam. Coel. Rhodigin lib. 3. Lect. antiq. c. 24.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum02_1697
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum02_1697/465
Zitationshilfe: Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum02_1697/465>, abgerufen am 22.11.2024.