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Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876.

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hat bemerkt, man könne die Zeitung nicht lesen, ohne
von Abscheu ergriffen zu werden, so zahlreich seien die
Beispiele grausamer und brutaler Behandlung, welche
das schwache Geschlecht von Männern zu leiden habe,
deren Brutalität allen Engländern die Röthe der Scham
in's Gesicht treiben sollte."

Er führt darauf eine Anzahl von Beispielen empö-
render Mißhandlungen an.

Solche Frauendressur mag noch heut in England
ihre Anhänger finden, aber in Deutschland - un-
möglich.

Meint man?

Vor einiger Zeit war in einer unserer ersten
Zeitungen eine Besprechung französischer Bücher zu
lesen, die von einem der genanntesten und berühmtesten
Literarhistoriker herrührte, einem milden Manne und
vortrefflichen Gatten, dessen Privatcharakter unantast-
bar ist.

Jn dieser Besprechung heißt es bezüglich des
Flaubert'schen Romans "Madame Bowary": "Wenn
sie (Mad. Bowary) einen Mann gefunden hätte, der sie
zu besänftigen und mitunter den Stock zu gebrauchen
verstand, - denn das war nöthig - so wäre sie viel-
leicht gar nicht so übel geworden?" Wir wiederholen,
diese warme Empfehlung der Prügelstrafe zur Auf-

hat bemerkt, man könne die Zeitung nicht lesen, ohne
von Abscheu ergriffen zu werden, so zahlreich seien die
Beispiele grausamer und brutaler Behandlung, welche
das schwache Geschlecht von Männern zu leiden habe,
deren Brutalität allen Engländern die Röthe der Scham
in's Gesicht treiben sollte.‟

Er führt darauf eine Anzahl von Beispielen empö-
render Mißhandlungen an.

Solche Frauendressur mag noch heut in England
ihre Anhänger finden, aber in Deutschland – un-
möglich.

Meint man?

Vor einiger Zeit war in einer unserer ersten
Zeitungen eine Besprechung französischer Bücher zu
lesen, die von einem der genanntesten und berühmtesten
Literarhistoriker herrührte, einem milden Manne und
vortrefflichen Gatten, dessen Privatcharakter unantast-
bar ist.

Jn dieser Besprechung heißt es bezüglich des
Flaubert'schen Romans „Madame Bowary‟: „Wenn
sie (Mad. Bowary) einen Mann gefunden hätte, der sie
zu besänftigen und mitunter den Stock zu gebrauchen
verstand, – denn das war nöthig – so wäre sie viel-
leicht gar nicht so übel geworden?‟ Wir wiederholen,
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[93/0101] hat bemerkt, man könne die Zeitung nicht lesen, ohne von Abscheu ergriffen zu werden, so zahlreich seien die Beispiele grausamer und brutaler Behandlung, welche das schwache Geschlecht von Männern zu leiden habe, deren Brutalität allen Engländern die Röthe der Scham in's Gesicht treiben sollte.‟ Er führt darauf eine Anzahl von Beispielen empö- render Mißhandlungen an. Solche Frauendressur mag noch heut in England ihre Anhänger finden, aber in Deutschland – un- möglich. Meint man? Vor einiger Zeit war in einer unserer ersten Zeitungen eine Besprechung französischer Bücher zu lesen, die von einem der genanntesten und berühmtesten Literarhistoriker herrührte, einem milden Manne und vortrefflichen Gatten, dessen Privatcharakter unantast- bar ist. Jn dieser Besprechung heißt es bezüglich des Flaubert'schen Romans „Madame Bowary‟: „Wenn sie (Mad. Bowary) einen Mann gefunden hätte, der sie zu besänftigen und mitunter den Stock zu gebrauchen verstand, – denn das war nöthig – so wäre sie viel- leicht gar nicht so übel geworden?‟ Wir wiederholen, diese warme Empfehlung der Prügelstrafe zur Auf-  

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Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876/101>, abgerufen am 27.04.2024.