Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

zwölfstündige Arbeit? Die Frauen. Auf wen fällt die
ganze Last der natürlichen Kinder? Auf die Frauen.
Wer trägt die ganze Schande aller der Fehler, die
aus Leidenschaft begangen werden? Die Frauen."

Es ist vielleicht geradezu kindisch, an Gerechtigkeit
zu denken für eine Klasse, die ohne Einfluß und ohne
Eigenthum ist. Armuth und Machtlosigkeit erzeugt
stets Geringschätzung, es müßte denn die Natur des
Menschen von Grund aus umgewandelt werden, das
heißt, der Mensch müßte aufhören Mensch zu sein, um
eine höhere Rangstufe auf der Stufenleiter lebendiger
Wesen einzunehmen. Auf dem Stern des Jupiter mag
ewige Gerechtigkeit wohnen, auf dem der Venus ewige
Liebe. Auf dem Stern der Erde herrscht Eigennutz,
Macht, Eifersucht und Kampf.

Wo die Jnteressen von Mann und Frau in Con-
flikt gerathen, da werden die Jnteressen der besitzlosen
und einflußlosen Frauen aufgeopfert werden.

Ein englischer Schriftsteller hat die bemerkens-
werthe Thatsache zur Kenntniß gebracht, daß keine Bill
zum Vortheil der Frauen eingebracht worden ist, als
von solchen Männern, die für das Stimmrecht der Frauen votirt haben.

Der Rechtszustand der Frauen ist noch heutigen
Tages: benutzt und beschützt zu werden, so weit und

zwölfstündige Arbeit? Die Frauen. Auf wen fällt die
ganze Last der natürlichen Kinder? Auf die Frauen.
Wer trägt die ganze Schande aller der Fehler, die
aus Leidenschaft begangen werden? Die Frauen.‟

Es ist vielleicht geradezu kindisch, an Gerechtigkeit
zu denken für eine Klasse, die ohne Einfluß und ohne
Eigenthum ist. Armuth und Machtlosigkeit erzeugt
stets Geringschätzung, es müßte denn die Natur des
Menschen von Grund aus umgewandelt werden, das
heißt, der Mensch müßte aufhören Mensch zu sein, um
eine höhere Rangstufe auf der Stufenleiter lebendiger
Wesen einzunehmen. Auf dem Stern des Jupiter mag
ewige Gerechtigkeit wohnen, auf dem der Venus ewige
Liebe. Auf dem Stern der Erde herrscht Eigennutz,
Macht, Eifersucht und Kampf.

Wo die Jnteressen von Mann und Frau in Con-
flikt gerathen, da werden die Jnteressen der besitzlosen
und einflußlosen Frauen aufgeopfert werden.

Ein englischer Schriftsteller hat die bemerkens-
werthe Thatsache zur Kenntniß gebracht, daß keine Bill
zum Vortheil der Frauen eingebracht worden ist, als
von solchen Männern, die für das Stimmrecht der Frauen votirt haben.

Der Rechtszustand der Frauen ist noch heutigen
Tages: benutzt und beschützt zu werden, so weit und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0111" n="103"/>
zwölfstündige Arbeit? Die Frauen. Auf wen fällt die<lb/>
ganze Last der natürlichen Kinder? Auf die Frauen.<lb/>
Wer trägt die ganze Schande aller der Fehler, die<lb/>
aus Leidenschaft begangen werden? Die Frauen.&#x201F;</p><lb/>
        <p>Es ist vielleicht geradezu kindisch, an Gerechtigkeit<lb/>
zu denken für eine Klasse, die ohne Einfluß und ohne<lb/>
Eigenthum ist. Armuth und Machtlosigkeit erzeugt<lb/>
stets Geringschätzung, es müßte denn die Natur des<lb/>
Menschen von Grund aus umgewandelt werden, das<lb/>
heißt, der Mensch müßte aufhören Mensch zu sein, um<lb/>
eine höhere Rangstufe auf der Stufenleiter lebendiger<lb/>
Wesen einzunehmen. Auf dem Stern des Jupiter mag<lb/>
ewige Gerechtigkeit wohnen, auf dem der Venus ewige<lb/>
Liebe. Auf dem Stern der Erde herrscht Eigennutz,<lb/>
Macht, Eifersucht und Kampf.</p><lb/>
        <p>Wo die Jnteressen von Mann und Frau in Con-<lb/>
flikt gerathen, da werden die Jnteressen der besitzlosen<lb/>
und einflußlosen Frauen aufgeopfert werden.</p><lb/>
        <p>Ein englischer Schriftsteller hat die bemerkens-<lb/>
werthe Thatsache zur Kenntniß gebracht, daß keine Bill<lb/>
zum Vortheil der Frauen eingebracht worden ist, als<lb/>
von solchen Männern, die für das Stimmrecht der Frauen votirt haben.</p><lb/>
        <p>Der Rechtszustand der Frauen ist noch heutigen<lb/>
Tages: benutzt und beschützt zu werden, so weit und<lb/>
&#x2003;
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[103/0111] zwölfstündige Arbeit? Die Frauen. Auf wen fällt die ganze Last der natürlichen Kinder? Auf die Frauen. Wer trägt die ganze Schande aller der Fehler, die aus Leidenschaft begangen werden? Die Frauen.‟ Es ist vielleicht geradezu kindisch, an Gerechtigkeit zu denken für eine Klasse, die ohne Einfluß und ohne Eigenthum ist. Armuth und Machtlosigkeit erzeugt stets Geringschätzung, es müßte denn die Natur des Menschen von Grund aus umgewandelt werden, das heißt, der Mensch müßte aufhören Mensch zu sein, um eine höhere Rangstufe auf der Stufenleiter lebendiger Wesen einzunehmen. Auf dem Stern des Jupiter mag ewige Gerechtigkeit wohnen, auf dem der Venus ewige Liebe. Auf dem Stern der Erde herrscht Eigennutz, Macht, Eifersucht und Kampf. Wo die Jnteressen von Mann und Frau in Con- flikt gerathen, da werden die Jnteressen der besitzlosen und einflußlosen Frauen aufgeopfert werden. Ein englischer Schriftsteller hat die bemerkens- werthe Thatsache zur Kenntniß gebracht, daß keine Bill zum Vortheil der Frauen eingebracht worden ist, als von solchen Männern, die für das Stimmrecht der Frauen votirt haben. Der Rechtszustand der Frauen ist noch heutigen Tages: benutzt und beschützt zu werden, so weit und  

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-04-07T16:13:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-04-07T16:13:32Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876/111
Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876/111>, abgerufen am 04.12.2024.