Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

ein Schopenhauerianer ihm als Cultusminister zur
Seite stände!

Armes Weib, dann könntest du getrost über die
Pforte deines Lebens die Worte schreiben, die Dante
über dem Eingang zur Hölle las.

Der Code Napoleon trägt Spuren der zärtlichen
Gesinnung seines Verfassers gegen das Geschlecht der
Weiber.

Und die Frauen sollten vor der Möglichkeit einer
noch tieferen Herabwürdigung ihres Menschenthums
nicht erbeben! Sie sollten sich krümmen unter den
Scorpionenstichen der Verachtung, sie sollten sich nicht
zu schützen versuchen, auf legitime Weise, durch die
Theilnahme an der Gesetzgebung, vor den Ausgeburten
solcher Großgeister-Consequenzen, vor einem solchen
Delirium des Männerstolzes!

Der Grundbegriff, der das Verhältniß der Ge-
schlechter zu einander bestimmt, ist derselbe heut wie
vor Tausenden von Jahren. Er ist derselbe in der
Nacht der Barbarei unter den asiatischen Völkern und
bei den erleuchtetsten Nationen Europa's. Dieser Grund-
begriff heißt: Gehorsam. Gehorsam des Weibes
gegen den Mann.

Alle socialen Einrichtungen, alle Sitten und Gesetze
hier und dort, damals und jetzt, sind nichts als

ein Schopenhauerianer ihm als Cultusminister zur
Seite stände!

Armes Weib, dann könntest du getrost über die
Pforte deines Lebens die Worte schreiben, die Dante
über dem Eingang zur Hölle las.

Der Code Napoléon trägt Spuren der zärtlichen
Gesinnung seines Verfassers gegen das Geschlecht der
Weiber.

Und die Frauen sollten vor der Möglichkeit einer
noch tieferen Herabwürdigung ihres Menschenthums
nicht erbeben! Sie sollten sich krümmen unter den
Scorpionenstichen der Verachtung, sie sollten sich nicht
zu schützen versuchen, auf legitime Weise, durch die
Theilnahme an der Gesetzgebung, vor den Ausgeburten
solcher Großgeister-Consequenzen, vor einem solchen
Delirium des Männerstolzes!

Der Grundbegriff, der das Verhältniß der Ge-
schlechter zu einander bestimmt, ist derselbe heut wie
vor Tausenden von Jahren. Er ist derselbe in der
Nacht der Barbarei unter den asiatischen Völkern und
bei den erleuchtetsten Nationen Europa's. Dieser Grund-
begriff heißt: Gehorsam. Gehorsam des Weibes
gegen den Mann.

Alle socialen Einrichtungen, alle Sitten und Gesetze
hier und dort, damals und jetzt, sind nichts als

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0114" n="106"/>
ein Schopenhauerianer ihm als Cultusminister zur<lb/>
Seite stände!</p><lb/>
        <p>Armes Weib, dann könntest du getrost über die<lb/>
Pforte deines Lebens die Worte schreiben, die Dante<lb/>
über dem Eingang zur Hölle las.</p><lb/>
        <p>Der <hi rendition="#aq">Code Napoléon</hi> trägt Spuren der zärtlichen<lb/>
Gesinnung seines Verfassers gegen das Geschlecht der<lb/>
Weiber.</p><lb/>
        <p>Und die Frauen sollten vor der Möglichkeit einer<lb/>
noch tieferen Herabwürdigung ihres Menschenthums<lb/>
nicht erbeben! Sie sollten sich krümmen unter den<lb/>
Scorpionenstichen der Verachtung, sie sollten sich nicht<lb/>
zu schützen versuchen, auf legitime Weise, durch die<lb/>
Theilnahme an der Gesetzgebung, vor den Ausgeburten<lb/>
solcher Großgeister-Consequenzen, vor einem solchen<lb/>
Delirium des Männerstolzes!</p><lb/>
        <p>Der Grundbegriff, der das Verhältniß der Ge-<lb/>
schlechter zu einander bestimmt, ist derselbe heut wie<lb/>
vor Tausenden von Jahren. Er ist derselbe in der<lb/>
Nacht der Barbarei unter den asiatischen Völkern und<lb/>
bei den erleuchtetsten Nationen Europa's. Dieser Grund-<lb/>
begriff heißt: <hi rendition="#g">Gehorsam</hi>. Gehorsam des Weibes<lb/>
gegen den Mann.</p><lb/>
        <p>Alle socialen Einrichtungen, alle Sitten und Gesetze<lb/>
hier und dort, damals und jetzt, sind nichts als<lb/>
&#x2003;
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[106/0114] ein Schopenhauerianer ihm als Cultusminister zur Seite stände! Armes Weib, dann könntest du getrost über die Pforte deines Lebens die Worte schreiben, die Dante über dem Eingang zur Hölle las. Der Code Napoléon trägt Spuren der zärtlichen Gesinnung seines Verfassers gegen das Geschlecht der Weiber. Und die Frauen sollten vor der Möglichkeit einer noch tieferen Herabwürdigung ihres Menschenthums nicht erbeben! Sie sollten sich krümmen unter den Scorpionenstichen der Verachtung, sie sollten sich nicht zu schützen versuchen, auf legitime Weise, durch die Theilnahme an der Gesetzgebung, vor den Ausgeburten solcher Großgeister-Consequenzen, vor einem solchen Delirium des Männerstolzes! Der Grundbegriff, der das Verhältniß der Ge- schlechter zu einander bestimmt, ist derselbe heut wie vor Tausenden von Jahren. Er ist derselbe in der Nacht der Barbarei unter den asiatischen Völkern und bei den erleuchtetsten Nationen Europa's. Dieser Grund- begriff heißt: Gehorsam. Gehorsam des Weibes gegen den Mann. Alle socialen Einrichtungen, alle Sitten und Gesetze hier und dort, damals und jetzt, sind nichts als  

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-04-07T16:13:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-04-07T16:13:32Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876/114
Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876/114>, abgerufen am 04.12.2024.